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ANTIQUARIAT/028: "Die große Macht des kleinen Schninkel"


Gregorz Rosinski, Jean van Hamme


Die große Macht des kleinen Schninkel

Band 1 "Der Auftrag"
Dreibändige Fantasy-Serie



Soweit die Bewohner Daars sich zurückerinnern können, hatte auf ihrem Planeten immer Krieg geherrscht. Ein Krieg, dessen Ursprung keiner mehr kannte, ein gnadenloser Krieg ohne Waffenruhen, Gefangene und Sieger, in dem die drei Unsterblichen einander unablässig bekämpften. Jedes mal, wenn die Bahnen der beiden Sonnen Daars sich kreuzten und die Schatten eins wurden, ertönte Waffengeklirr aus allen drei Himmelsrichtungen. Doch eines Tages wird der Herr und Schöpfer der Welten der Vernichtung überdrüssig. Er verleiht dem kleinen Schninken J'on die Große Macht und erteilt ihm den Auftrag, den Frieden auf Daar wiederherzustellen.

J'on stammt aus dem Volk der Schninkel, der Sklavenrasse des Planeten, und hat nie etwas anderes kennengelernt als ein Leibeigener zu sein, bis er sich eines Tages als einziger Überlebender einer jener schrecklichen Schlachten völlig überraschend in Freiheit wiederfindet. Doch er weiß nicht, wohin er sich auf diesem verwüsteten Planeten wenden soll; seine Alternativen sind wenig erstrebenswert. Bleibt er, wo er ist, wird er verhungern, geht er, egal wohin, erwarten ihn der Tod oder eine erneute Versklavung.

Ratlos und voller Selbstmitleid hockt J'on da, als ihm urplötzlich ein gewaltiger schwarzer Monolith erscheint, der mit donnernder Stimme erklärt, er, J'on, sei von ihm, dem Schöpfer der Welten, dazu berufen, den Frieden auf Daar wiederherzustellen. Punktum. Wenn es J'on nicht gelingt, Daar innerhalb von fünf Sonnenkonjunktionen zu befrieden, werde er diese jämmerliche, staubige Welt, die er schon lange leid sei, in einer gewaltigen Feuersbrunst vernichten, fährt der Monolith fort. Auf die zaghaften Einwände des verschreckten Schninkel reagiert der mysteriöse Schöpfer zunächst unwirsch, doch erklärt er sich schließlich dazu bereit, Jo'on die "Große Macht" zu verleihen, um ihm seine Aufgabe zu erleichtern.

Bei seinen folgenden Abenteuern, während derer J'on zunächst den menschenaffen-ähnlichen Bum-Bum kennenlernt, welcher ebenfalls durch einen glücklichen Zufall seinem Schicksal als Kanonenfutter entkommen ist, und später die reizende G'wel, die wie er, eine Schninkel ist, erweist sich diese "Gabe" jedoch als wenig verläßlich ...

"Die große Macht den kleinen Schninkel" erschien ursprünglich in schwarzweiß in der Zeitschrift [A SUIVRE]. 1988 wurde die Geschichte bei Casterman erstmals als Album aufgelegt und erhielt ein Jahr später den Publikumspreis auf dem Comic-Salon in Angoulême. Im selben Jahr erschien "Schninkel" in einer 136seitigen Schwarzweiß-Ausgabe bei Carlsen. Für die 2002/2003 ebenfalls bei Carlsen erschienene farbige Neuauflage des erfolgreichen Fantasy-Klassikers bestimmte Autor Jean van Hamme neue Folgentitel, während Zeichner Grzegorz Rosinski verschiedene Skizzen anfertigte und drei neue Cover gestaltete. Auch die Kolorierung fand seiner Aufsicht statt.

Wie schon bei ihrer gemeinsamen Serie "Thorgal" ergänzt sich die atmosphärisch-dichte Erzähltechnik des vielbeschäftigten Szenaristen und Autors Jean van Hamme ("Largo Winch", "Corentin" etc.) mit dem virtuosen Zeichenstil des ebenfalls unermüdlich tätigen Grzegorz Rosinski (u.a. "Thorgal", "Hans" und "Das verlorene Land"). Mit leichtem, mitunter fast skizzenhaft anmutendem Strich setzt er die Erzählung in stimmungsvolle Bilder um.

"Wir wußten nur, daß es sich um eine einzelne Geschichte handeln sollte (...), die sich in einem 'tolkienschen' Universum abspielt (...)", sagte Jean van Hamme in einem in Le Cahier de la BD Nr. 70/1986 veröffentlichten und im Vorwort des ersten "Schninkel"- Albums auszugsweise zitierten Interview. "Ich hatte plötzlich die Idee folgender Theorie: Gott hat eine Vielzahl bewohnter Welten geschaffen und benutzte bei jedem seiner Völker immer dieselbe Methode, um sie seiner Macht zu unterwerfen. Zuerst schenken die primitiven Völker Gott einseitige Bewunderung. Doch er weiß, wie er seine Geschöpfe dazu bringt, sich von ihm abzuwenden. Dafür bestraft er sie dann mit einer Sintflut oder anderen Katastrophen (...). Er läßt sie in ihrer Verzweiflung alleine und säht in ihnen das Verlangen nach einem Erlöser, der die begangenen Fehler wieder gutmachen kann. Durch diesen Erlöser ist der göttliche Kult wieder hergestellt, allerdings mit der Furcht vor einer neuen Strafe versehen, die dem primitiven Glauben fehlte. Das ist, kurz gesagt, meine Vorstellung vom theologischen Marketing."


Die große Macht des kleinen Schninkel (1)
"Der Auftrag"
von Gregorz Rosinski und Jean van Hamme
Carlsen Verlag, Hamburg 2002
56 S., Softcover, farbig, 23,5 x 31 cm
ISBN 3-551-75781-X