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ANTIQUARIAT/098: "Ein Yankee namens Blueberry" von Daniel Pizzoli (SB)


Daniel Pizzoli


Ein Yankee namens Blueberry



Ein "Muß" für Blueberry-Fans, aber auch für allgemein an Hintergrundwissen über Comics interessierte Leser Gewinn und Genuß zugleich ist die Monographie "Ein Yankee namens Blueberry". Auf 96 Seiten präsentiert der Kunsthistoriker Daniel Pizzoli eine fundierte Analyse der seit über 40 Jahren existierenden Serie und unternimmt zahlreiche aufschlußreiche Abstecher in verschiedene Nebenbereiche. Neben umfangreichen biographischen Recherchen liefert der Band auch interessante Genreuntersuchungen zum Thema.

Das reiche Material an Zeichnungen und Skizzen, mit denen der Band illustriert ist, erfreut das Auge und regt zugleich zu eigenen Nachforschungen an. Ein umfassendes Interview mit Jean Giraud, das sich ganz bescheiden im "Anhang" findet, und in dem der Zeichner in erfreulicher Ausführlichkeit zu verschiedenen Fragen Stellung nimmt, bildet ein weiteres Highlight dieses Buches. Die solide Hardcoverausstattung des Bandes garantiert eine lange Lebensdauer auch bei ausgiebiger Benutzung.

Falls einem das Werk beim ersten flüchtigen Durchblättern etwas "wirr" erscheinen sollte, empfiehlt es sich, das Inhaltsverzeichnis zu studieren, das Klarheit in den Aufbau dieses Buches bringt. Es ist in drei große Abschnitte mit diversen Unterthemen sowie einen Anhang gegliedert. Im Mittelpunkt des ersten Abschnitts "Die Wege der Kreation" stehen Zeichner und Autor des Western-Epos, Jean Giraud und Jean-Michel Carlier. Während in den Kapiteln über Jean Giraud sein Werdegang als Zeichner, die Entfaltung seines eigenen Stils bis hin zur graphischen Perfektion das Hauptthema sind, bietet der Charlier gewidmete Teil einen Überblick über die verschiedenen, von ihm geschaffenen Blueberry-Zyklen, sowie Betrachtungen zur Struktur der Erzählung und ihren Mitteln. Auch der Texter Giraud - er übernahm diese Aufgabe nach Charliers Tod - kommt zur Sprache. Besonders interessant sind hier die Abschnitte zur Person Blueberrys, die Giraud im Laufe der Zeit zu einer immer komplexeren Persönlichkeit gestaltete.

Die beiden nächsten großen Teile sind den oben angesprochenen Genre-Untersuchungen gewidmet. Die Charakteristika von Charliers und Girauds Darstellungen des Western und ihre Inspirationsquellen sowie eine Porträtgalerie der wichtigsten, in den Blueberry-Alben vorkommenden Personen bilden den einen, "Die zwei Gesichter des Westens" genannten Teil, Betrachtungen zur "Magie des Westerns" den zweiten. Der Anhang mit dem oben erwähnten Interview wird ergänzt durch eine Comicographie und einen kurzen Abriß zum Western-Mythos in den deutschsprachigen Blueberry-Editionen.

Ein zeitloses Werk, das eine lohnenswerte Bereicherung der Sekundärbibliothek darstellt.

7. August 2008


Blueberry Monographie
"Ein Yankee namens Blueberry"
Pizzoli, Charlier, Giraud
Ehapa Comic Collection, November 1997
100 S., Hardcover, farbig, damaliger Preis 49,80
ISBN 3-7704-0558-7