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FUNDGRUBE/102: Nicolas Cage - Comic als Lebensphilosophie (SWH)


Szene WHatcher - Flyer-Zine der trivialen Szene und Anzeiger für triviales Entertainment seit 1995 · No. 253 vom 6. März 2007

Comic als Lebensphilosophie


Man stelle sich vor, ein deutscher Schauspieler wählt den Künstlernamen Eckbertstein, nennt seinen Sohn Cassim und entscheidet sich für seine Comic-Sammlung, wenn ihn seine Frau vor die Wahl stellt "die Comics oder ich". Seine Karriere bliebe wohl auf Auftritte in Vorabendserien beschränkt.

Der Schauspieler Nicholas Kim Coppola wählte den Künstlernamen Cage, nach dem ersten farbigen Superhelden Luke Cage, nannte seinen Sohn Kal-El, dem ursprünglichen kryptonischen Namen Supermans, bevor dieser Erdenbürger wurde. Und noch immer halten sich in den unterschiedlichsten Szenen hartnäckig Gerüchte, nach denen er sich bereits nach dreimonatiger Ehe von seiner Frau Lisa Marie Presley, der Tochter der Rock-Ikone Elvis, scheiden liess, weil sie ihn angeblich vor besagte Wahl stellte. Cage besetzt keineswegs nur Rollen in Vorabendserien, sondern ist vielmehr einer der bestbezahlten Mimen Hollywoods, obendrein Oscar- Preisträger (1995, best actor in Leaving Las Vegas) und alleweil bekennender Comic-Besessener.

Dass die Comics ihm beim Heranwachsen geholfen haben und ihm Stärke für den Lebenskampf verliehen, daraus macht Cage kein Geheimnis und schwärmt im gleichen Atemzug von den Abenteuern der Superhelden. Um seine Comic-Sammlung ranken sich Legenden und besonders das Ausmass ist Grundlage vieler Spekulationen. Als sich Cage im Oktober 2002 von einigen seiner Stücke trennte, reichte das seiner Frau Lisa Marie Presley angeblich nicht aus, woraufhin Cage der Kragen geplatzt sein soll und er die Scheidung einreichte. Cage hatte sich nicht von irgendwelchen Bronze Age- Schwarten getrennt, sondern 400 hochkarätige Books in absoluten Top-Zuständen zur Auktion von Heritage Comics und The Mint auf den Dalles Comicon geschickt. Für insgesamt 1.6 Mio. US-Dollar Bares brachte der Schauspieler massenhaft Raritäten unters Volk, darunter Perlen wie Action Comic #1 (1. Superman-Auftritt für 86.528 US-Dollar), Detective Comics #38 (1. Robin-Auftritt 132.250 US-Dollar), Captain America #1, Fantastic Four #1, Green Lantern #1 und X-Men #1.

Inzwischen füllt seine Comic-Sammlung nur noch ein Zimmer seiner Villa, im Gegensatz zu früher, als das ganze Haus damit vollgestopft war. Dafür ist Cage inzwischen dazu übergegangen, seine Helden auf der Leinwand darzustellen. Seit dem 22. Februar 2007 ist auch hier zu Lande der Streifen Ghost Rider in den Kinos, dessen Hintergrund einer Comic-Serie entnommen ist, die im September 1973 begann. Cage, der in der Rolle des Protagonisten völlig aufgeht, hat sich von Beginn an stark für die Verfilmung der Story eingesetzt und in dem Regisseur und Drehbuchautor Mark Steven Johnson einen begeisterten Mitstreiter gefunden. Zieht man in Betracht, dass die Figur des Ghost Rider in Deutschland weitgehend unbekannt ist, dann muss man dem bisherigen Abschneiden des Films Respekt zollen.

2006 erwarb Cage mit dem Schloss Neidstein in Etzelwand bei Amberg den Herrschaftssitz der Freiherren von Brand - dass er nun auf Grund der ritterlichen Umgebung seinen Künstlernamen in Neidstein ändert, erscheint allerdings äusserst zweifelhaft.


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Quelle:
Szene WHatcher - Flyer-Zine der trivialen Szene und Anzeiger für
triviales Entertainment seit 1995, No. 253 vom 6. März 2007
Herausgeber: Joachim Heinkow
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2007