Schattenblick →INFOPOOL →BILDUNG UND KULTUR → COMIC

SAMMLER/034: Magazin Treffer zum zweiten Mal eingestellt (SWH)


SzeneWHatcher - Flyer-Zine der trivialen Szene und Anzeiger für
triviales Entertainment seit 1995 · No. 251 vom 28. Dezember 2006


Treffer zum zweiten Mal eingestellt



Nachdem das Sammlermagazin TREFFER bereits im Dezember 2002 eingestellt wurde, findet es in diesem Dezember sein jähes zweites Ende. Die Erklärung des Redaktions-Teams im Editorial der Nummer 38 klingt wenig optimistisch: "Der weithin schlappe Anzeigenteil ist auch der Hauptgrund, dass der TREFFER nach dieser Ausgabe erneut eine Pause einlegt. (...) Wir planen eine Denkpause von etwa einem halben Jahr, in dem ein verändertes, zeitangepasstes, neues Konzept für den TREFFER entstehen soll. (...) Auch für private Such- und Verkaufsanzeigen bleibt der TREFFER in Zukunft offen, aber angestrebt ist eine Loslösung von der zu grossen Anzeigenabhängigkeit bei der Finanzierung des TREFFER.»

In der letzten Ausgabe findet man bezeichnenderweise neben Anzeigen und interessanten Artikeln auch einen ausführlichen Beitrag über den comicmarktplatz, einem Online-Markt für triviale Literatur und related items (siehe auch SW #235). Diese vielgelobte Website erfreut sich zunehmender Beliebtheit, besonders, wie man hört, auf Grund realistischer Preisangaben und präziser Zustandsbeschreibungen. Hier scheint sich zunehmend die seriöse Sammler-Szene zu treffen, da die Möglichkeiten analogen Handelns gen Null streben. Würde dieser Marktplatz mit einem Artikelteil gekoppelt, der abseits von seichtem Forengeplänkel mit fundierten Informationen und zeitlosen Betrachtungen aufwartet, dann entstünde eine Symbiose, der man sich kaum noch entziehen könnte.

In Zeiten eines weitgehend verlotterten, von fragwürdigen Versteigerungen dominierten Handels mit trivialer Literatur, überrascht es nicht, dass speziell Anzeigenmagazine dem medialen Verdrängungsprozess zum Opfer fallen. Die Abwanderung des Handels in das digitale Netz, die Konzentration der Bestände auf einige wenige Händler und das wachsende Desinteresse aller Beteiligten an Verkaufsveranstaltungen treiben einen immer langweiliger werdenden Monopolismus und stereotype Auswahlverfahren voran. Zu deutsch: Das individuelle Sammlertum verebbt auf eBay, die Kataloge einer handvoll Händler erreichen das Ausmass von Telefonbüchern und auf den Börsen werden die Gänge immer breiter, die Besucher immer vertrauter und das Angebot immer einheitlicher und überschaubarer.

Ohne einen stattlichen Werbeanteil oder stramme Verlags- Subventionen wird in Zukunft kein herkömmlich produziertes Comic- Magazin mehr überleben können, geschweige denn ein Anzeigenmagazin. Das analoge Printmedium hat gegen die ständig wachsenden digitalen Informationsmedien keine Chance, und nicht nur Tageszeitungen finden immer weniger Leser. Sekundär-Magazine aus der trivialen Szene sind reine Nischenprodukte, die vom Herzblut ihrer Verleger leben - bis die Schmerzgrenze erreicht ist.

Und das Umfeld wird noch rauher. Bereits 14 Mio. Haushalte verfügen schon heute über einen Breitbandanschluss (DSL), 2010 werden es ca. 21 Mio. und 2015 rund 27 Mio. sein (Schätzungen der Bundesnetzagentur). Obendrein werden immer schnellere Internet- Zugänge (z. B. VDSL) den digitalen Informations- und Unterhaltungsbedarf befriedigen. Trotz nutzungs- und kostenabhängiger Regulierungen wird sich die Zeit nicht zurückdrehen lassen - das gedruckte Comic-Magazin wird immer seltener im Briefkasten stecken, wobei das Wort selten noch einen Funken Hoffnung ausstrahlt.


*



Quelle:
Szene WHatcher - Flyer-Zine der trivialen Szene
und Anzeiger für triviales Entertainment seit 1995
No. 251 vom 28. Dezember 2006
Herausgeber:
Joachim Heinkow
Luisenstrasse 32, 12209 Berlin-Lichterfelde
Tel.: 030-768 051 26, 0171-681 74 11
E-Mail: heinkow@gmx.de
Internet: http://www.szene-wHatcher.de