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SAMMLER/035: Micky Waues Winterauktion (Szene WHatcher)


SzeneWHatcher - Flyer-Zine der trivialen Szene und Anzeiger für triviales Entertainment seit 1995 · No. 252 vom 22. Januar 2007


Micky Waues Winterauktion



Am Samstag, dem 16. Dezember 2006, fand auf der 23. Friedrichsdorfer Comic-Auktion das muntere, halbjährlich veranstaltete Hammerschlagen statt. Zum Aufruf kamen insgesamt 1579, teilweise spektakuläre Lose, denen ein recht unterschiedlicher Erfolg beschieden ward. Es zeigte sich wiederum, dass diese Auktion gern von Altsammlern frequentiert wird, die nicht mehr Fehlexemplaren hinterherjagen, sondern nur noch auf Top-Zustände aus sind. Konsequenterweise wurden die Katalogpreise zum Teil auf den Kopf gestellt, als z. B. das Lehning-Piccolo Harry der Grenzreiter #67 für 360 Euro und die laut Katalog fast gleichwertige #68 (beide in Z 0-1/1) für gerade einmal 185 Euro in eine neue Sammlung wechselten.

Sensationelle Gebotsgefechte, wie sie derzeit weltweit auf Versteigerungen mit Gemälden moderner Meister bei Sotheby's, Christie's oder anderen namhaften Auktionshäusern stattfinden, blieben auf der Winterversteigerung von Micky Waue offensichtlich aus. Ein kleiner Überblick über die Versteigerungsergebnisse zeigt kurzlebige Interessenschwerpunkte aber auch langwierige Trendentwicklungen auf.

Die klassischen Serien aus den klassischen Verlagen dominieren auch weiterhin die antiquarische deutsche Comic-Landschaft. Während allerdings die Lehning-Piccolos Roter Adler #51 (Endnummer in Z 1-2) für stramme 750 Euro und die El Bravo #86 (Endnummer in Z 2) für satte 330 Euro unters Volk gingen, gab's die komplette Serie Blauer Pfeil 1-24 (in sehr gut, also Z 1), gebunden, für den Schnäppchenpreis von 1.200 Euro - vielleicht ein Grund zum Nachdenken über zu hoch angesetzte Katalogpreise, denn allein die #24 läge bei ca. 4.000 Euro, wenn man für gebundene Ausgaben die üblichen 50% des Katalogpreises zu Grunde legt. Die Endnummer von Harry der Grenzreiter, #69 in Z 0-1/1), war nach dem Hammerschlag für 1.700 Euro zwar immer noch preiswert, aber wertmässig halbwegs gut platziert, zieht man die extreme Seltenheit dieses Piccolos in Betracht.

In Sachen Ehapa, sprich Micky Maus, scheint inzwischen eine allseitige Sättigung eingetreten zu sein. Der Funny-Klassiker füllt zwar noch immer etliche Seiten des Auktions-Katalogs, aber die Ergebnisse sind doch eher ernüchternd. Es entsteht der Eindruck, als ob die Verkaufswilligen des Massenartikels Micky Maus - für dessen massenhafte Erhaltung es verschiedene Gründe gibt - ihre Ausgaben so schnell wie möglich, um welchen Preis auch immer, auf den Weg bringen wollen, um letztendlich nicht darauf sitzen zu bleiben. Und so gab's die vermeintlichen Raris Micky Maus #1 aus dem Sammelband (Z 3) für 27 Euro (der Sammelband hätte vermutlich ein Vermögen eingespielt) und die plakative #2 im beachtlichen Zustand 1 für 400 Euro unter Katalog, nämlich für freundliche Euro 600.

Ein nie gesehenes Superman-Ankündigungsplakat des Superman Verlag von 1950, im Zustand 1, mit einem Schätzwert von 5.000 Euro und einem Limit von 1.200 Euro brachte schliesslich immerhin stolze 2.600 Euro, wogegen eine Tarzan-Leseprobe in Z 1-2/2, eine vielfach hochgelobte Rarität, ohne Gebot liegen blieb. Hier wurde mit einem Schätzpreis von 2.700 Euro und einem Limit von 900 Euro der Bogen wohl etwas überspannt - gut, dass sich der Markt für Unnützes ab und an selbst reguliert.

Das einzig bekannte Exemplar einer 4-seitigen Fix und Foxi- Leseprobe mit dem Fix und Foxi-Cover der Nummer 1 und dem Utopia Kleinband-Titelbild der Nummer 3 aus dem Jahr 1953 wurde bei einem Schätzwert von 3.500 Euro dem Limit von 1.500 Euro zugeschlagen. Das seltene Artefakt stammt laut Katalog aus einem "unberührten" Kiosk aus dem "tiefsten Bayern" und hat nur durch Zufall im Zustand 1-2 nicht den Weg alles Vergänglichen beschritten. Vielleicht sehen wir das Objekt ja auf einer der nächsten Auktionen mit spekulativem Hintergrund wieder?


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Quelle:
Szene WHatcher - Flyer-Zine der trivialen Szene
und Anzeiger für triviales Entertainment seit 1995
No. 252 vom 22. Januar 2007
Herausgeber:
Joachim Heinkow
Luisenstrasse 32, 12209 Berlin-Lichterfelde
Tel.: 030-768 051 26, 0171-681 74 11
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Januar 2007