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INTERNATIONAL/011: Kampf gegen Analphabetismus und Ausgrenzung - BRAC-Gründer in Katar geehrt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. November 2011

Bildung: Kampf gegen Analphabetismus und Ausgrenzung - BRAC-Gründer in Katar geehrt

von Thalif Deen


Doha, 2. November (IPS) - Mit einem Preisgeld von einer halben Million US-Dollar und einer Goldmedaille hat Sir Fazle Hasan Abed den Weltinnovationsgipfel für Bildung (WISE) in der katarischen Hauptstadt Doha verlassen. Der Entwicklungsaktivist aus Bangladesch, der in Großbritannien zum Ritter geadelt wurde, steht an der Spitze einer der weltweit größten Nichtregierungsorganisationen, die sich für bessere Bildung engagieren.

Sir Fazle, Gründer des 'Bangladesh Rural Advancement Committee' (BRAC), wurde aus mehr als 100 Kandidaten aus aller Welt für den ersten Preis ausgewählt, den die 'Qatar Foundation' vergeben hat. Das Preisgeld will er "im öffentlichen Interesse" nutzen. Seine Mitarbeiter würden durch die internationale Anerkennung weiter angespornt, erklärte er.

BRAC gründet auf dem Prinzip der Selbsthilfe durch Bildung und erreicht ein breites Spektrum von Entwicklungsbereichen. Zu den Aufgaben gehören unter anderem die Armutsbekämpfung, Gesundheitsversorgung, Unterstützung für die Landwirtschaft, der Schutz der Menschenrechte, juristische Dienstleistungen sowie die Förderung der Mikrofinanzierung und Unternehmensentwicklung. In den vergangenen zehn Jahren hat BRAC einen direkten Beitrag zu der Ausbildung von mehr als zehn Millionen Schülern und Studenten geleistet.

BRAC beschäftigt 56.000 Mitarbeiter und 45.000 Lehrer in mehr als zehn Ländern, darunter Afghanistan, Haiti, Liberia, Pakistan, Sierra Leone, Sri Lanka und Uganda. Mit einem Jahresbudget von rund 700 Millionen Dollar zählt BRAC zu den humanitären Organisationen mit der weltweit größten Belegschaft.


'Datenautobahn' bringt Bildung auch in ärmere Länder

Auf einer Pressekonferenz nach der Preisverleihung auf dem dreitägigen WISE-Gipfel, der am 3. November zu Ende geht, hob Sir Fazle hervor, dass die großen Fortschritte der digitalen Technik und der weitverbreitete Zugang zur 'Datenautobahn' helfen werden, auch in den ärmeren Ländern für mehr Bildung zu werben. Schulen und Lehrer könnten binnen der nächsten zehn bis 15 Jahre durch das Internet miteinander vernetzt sein. Die künftige Bildung werde nicht nur "von hoher Qualität" sein, sondern auch "demokratisiert". Sowohl reiche als auch arme Länder können an ihr teilhaben.

"Bürger haben das Recht, die Einrichtung von Schulen an Orten zu verlangen, wo es sie bisher noch nicht gibt. Bildung wird damit ein Basis-Menschenrecht", betonte Sir Fazle. Angesichts des technologischen Fortschritts werde jeder Mensch Zugang zum Internet erhalten. "Ich werde geleitet vom Ideal einer Welt ohne jegliche Ausbeutung und Diskriminierung. Bildung ist das Ziel dieser Suche."


Partizipation durch Bildung

"Fazle Hasan Abeds Leben und Karriere verkörpern die Werte von WISE", sagte der Vorsitzende des Weltinnovationsgipfels, Abdulla bin Ali Al-Thani. "Er hat erkannt, dass Bildung eine Eintrittskarte in die soziale Inklusion ist. Er hat eine erfolgreiche Formel entdeckt, die er adaptiert und weiterentwickelt hat - erst in Bangladesch und dann auch in anderen Ländern. Millionen Menschen in aller Welt führen daher gesündere, glücklichere und produktivere Leben."

Sir Fazle studierte an der Universität der schottischen Stadt Glasgow und machte in London eine Ausbildung zum Bilanzbuchhalter. Nach der Rückkehr nach Bangladesch leitete er dort die Finanzabteilung des Mineralölkonzerns 'Shell'. Während des Unabhängigkeitskriegs gegen Pakistan zog er 1971 wieder nach London, wo er Hilfsgelder für sein Land einwarb. Nach dem Ende des Konflikts setzte er seine eigenen Ersparnisse ein, um BRAC zu gründen und der armen Bevölkerung neue Perspektiven durch Bildung zu vermitteln.

WISE wurde 2009 von der 'Qatar Foundation for Education, Science and Community Development' ins Leben gerufen. Zu den Partnern der Stiftung gehören unter anderem die 'Agence Universitaire de la Francophonie' (AUF), die 'Association of Commonwealth Universities' (ACU), das 'Institute of International Education' (IIE) und die Weltkulturorganisation UNESCO. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://www.brac.net/
http://www.wise-qatar.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=105675

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. November 2011