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MELDUNG/106: 24. Rote Liste der bedrohten Kultureinrichtungen erschienen (Kulturrat)


Deutscher Kulturrat e.V. - Pressemitteilung vom 4. Juli 2016

Kultur in Gefahr in Weimar und Köln: 24. Rote Liste der bedrohten Kultureinrichtungen ist erschienen

Zwei neue Negativmeldungen aus Nordrhein-Westfalen und Thüringen sowie zwei Erfolgsgeschichten


Berlin, den 04.07.2015. In der aktuellen Ausgabe der Zeitung Politik & Kultur 04/2016 ist die 24. Rote Liste der bedrohten Kultureinrichtungen erschienen. Ein Musikfestival und ein Kunstfest wurden neu auf die Liste gesetzt.

Nordrhein-Westfalen

Das Festival ACHT BRÜCKEN - Musik für Köln, das von der Stadt Köln und dem WDR getragen wird, begeistert jährlich Anfang Mai ein wachsendes Publikum mit Zeitgenössischer Musik, Jazz, Pop- und Weltmusikkonzerten. 2016 konnte das Festival über 26.000 Besucher verzeichnen. Finanziell unterstützt wurde es dabei von der Stadt Köln - doch die Zuschüsse sollen nun gestrichen werden. Die Durchführung des Festivals wäre damit ab 2018 nicht mehr möglich. Daher gilt das Musikfestival als "gefährdet" und wird in Kategorie 2 der Roten Liste eingestuft. Der Kölner Kulturrat hat sich bereits deutlich für den Erhalt des Festivals ausgesprochen und das "Kuratorium KölnMusik e. V." wandte sich zuletzt mit einem offenen Brief an Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Auch die Kölner SPD sprach sich für die Rettung aus und fordert in einem Dringlichkeitsantrag die Schaffung einer langfristigen Finanzierungsgrundlage.

Thüringen

Das seit 1990 jährlich stattfindende Kunstfest Weimar, Thüringens größtes und bekanntestes Festival für zeitgenössische Künste, ist ebenfalls "gefährdet" (Kategorie 2). 2015 besuchten mehr als 29.000 Gäste die insgesamt 109 Veranstaltungen. Neben Zuschüssen der Stadt und des Freistaats Thüringen finanziert sich das Kunstfest durch Sponsorengelder und Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten. Nun gab die Stadt Weimar Pläne bekannt, ihre Förderung zu streichen, was gleichzeitig den Wegfall der daran gekoppelten Zuschüsse durch das Land bedeuten würde. Ab 2019 wäre das Kunstfest damit massiv bedroht - ausgerechnet das Jahr, in dem sich die Gründung des Bauhauses sowie die Verabschiedung der Weimarer Verfassung zum 100. Mal jähren. Eigentlich bestünde gerade anlässlich dieser Ereignisse ein ganz besonderer Bedarf an differenzierter künstlerischer Auseinandersetzung mit diesen historischen Ereignissen und ihrer aktuellen Bedeutung.


Neben diesen beiden Negativmeldungen verzeichnet die 24. Rote Liste auch zwei positive Nachrichten:

Hessen

Die Projekte und Strukturen der kulturellen Bildung an hessischen Schulen wurden gerettet (Kategorie 4): Nach dem Schrecken über die Kürzungen der Unterrichtsstunden in den Fächern Musik, Theater und Kunst in Hessen, den die Sparpläne des hessischen Kultusministeriums im Februar verbreiteten, können viele Projekte nun wieder aufatmen. Die Kürzungen für das Hessische Schultheatertreffen sowie für das Schultheaterzentrum Nord wurden zurückgenommen. Die Appelle der Vertreter aus dem Kunst-, Musik- und Theaterbereich sowie das Engagement der Sparkassenkulturstiftung Hessen-Thüringen haben gefruchtet. Denn die Schule ist der einzige Ort, an dem alle Kinder erreicht werden könnten. Das macht die Arbeit in den Fächern der kulturellen Bildung für Integration und Inklusion unverzichtbar.

Baden-Württemberg

Die Bedrohung der Musikhochschule Trossingen konnte aufgehoben werden (Kategorie 4). Zum Hintergrund: 2013 sahen sich die fünf Musikschulen in Baden-Württemberg mit Sparmaßnahmen, Umstrukturierungen und dem drohenden Wegfall von mehreren 100 Studienplätzen konfrontiert - besonders betroffen war die Musikhochschule Trossingen. Umso erfreulicher ist es, dass die durch die Ankündigung der Maßnahmen ausgelöste Debatte schließlich eine positive Wendung bewirkt hat - sowohl für Trossingen als auch für das gesamte musikalische Baden-Württemberg: Alle Standorte bleiben erhalten, die vom Land zugesicherten Finanzierungen geben den Hochschulen bis Ende 2020 Planungssicherheit. Die Musikhochschulen sollen sich fortan stärker unterscheiden und durch die Einrichtung sogenannter Landeszentren profilieren.

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: "Die 24. Rote Liste verzeichnet zwei neue Negativmeldungen, aber auch zwei Erfolgsgeschichten. Neu in Gefahr ist die Kultur in Weimar und Köln. Zweimal konnte Kultur, die vormals auf der Roten Liste der bedrohten Kultureinrichtungen stand, gerettet werden. Die Rote Liste der bedrohten Kultureinrichtungen des Deutschen Kulturrates hat sich in den letzten Jahren zu einem wirksamen Instrument zur Rettung von bedrohten Kultureinrichtungen entwickelt. Das freut uns sehr!"

Die Rote Liste stellt in Analogie zu den bekannten Roten Listen der Tiere und Pflanzen bedrohte Kultureinrichtungen in Deutschland vor. In jeder Ausgabe werden gefährdete oder bereits geschlossene Kulturinstitutionen, - vereine und -programme aufgeführt.


Alle bislang erschienenen Ausgaben der Roten Liste finden Sie unter:
http://www.kulturrat.de/rote-liste-kultur.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 4. Juli 2016
Deutscher Kulturrat e.V.
Mohrenstr. 63, 10117 Berlin
Telefon: 030-226 05 28-0, Fax: 030-226 05 28-11
E-Mail: post@kulturrat.de
Internet: http://www.kulturrat.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juli 2016

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