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SPRACHE/493: Unabsichtliche Plagiate? (H1 - Uni Bielefeld)


H1 - Das Magazin der Universität Bielefeld - Ausgabe 01.2006

Unabsichtliche Plagiate? So lassen sie sich vermeiden!


Beim Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten geht es darum, eigene Gedanken und Ergebnisse zu präsentieren. Aber bei der Flut der wissenschaftlichen Literatur, die es in solchen Arbeiten zu berücksichtigen gilt, geht dieses Ziel manchmal unter. Ganz wichtig: Wissenschaftliche Texte sind kein Patchwork aus Texten, die man gelesen hat. Es geht darum, Veröffentlichungen von anderen in der eigenen Argumentation zu berücksichtigen - dabei muss immer deutlich sein, wer was gesagt hat. Das ist nicht immer einfach. Aber Übung macht den Meister. Hier ein paar Daumenregeln, deren Einhaltung sicherstellt, dass das geistige Eigentumsrecht anderer nicht verletzt wird:

o Auf den jeweiligen Autor verweisen, sobald ein fremder Gedanke zum ersten Mal auftaucht, Es genügt nicht, den Beleg erst an das Ende einer Passage zu stellen, in der ein fremder Gedanke referiert wurde. Ein Tipp: Den Autor nicht nur in Klammern angeben ("vgl. Müller, 1998, S.6"), sondern seinen Namen zusätzlich im eigenen Text nennen ("Meyer hebt hervor...", "Müller behauptet..."). Nach einem solchen Verweis kann man die eigenen Gedanken besonders gut ins Verhältnis zu denen des Autors setzen ("Wenn das zutrifft, dann...", "Hier könnte man fragen..."). Ruhig einmal schauen, wie andere Autoren vorgehen.

o Jedes Mal auf die Urheber und Fundstellen verweisen, wenn Gedanken anderer verwendet werden - egal ob wörtlich zitiert oder das Gelesene in eigenen Worten wiedergegeben wird.

o Es gibt Dinge, die zum Allgemeinwissen gehören und die nicht belegt werden müssen. Dass Angela Merkel derzeit Bundeskanzlerin ist, bedarf keines Nachweises. Bei Unsicherheit sicherheitshalber zu viele Belege angeben als zu wenige.

o Sauber exzerpieren! Man sollte Buch über die eigene Lektüre führen und darauf achten, in den eigenen Exzerpten direkte Zitate als solche kenntlich zu machen.

o Niemals Passagen aus fremden Texten (Dokumenten aus dem Web) in den eigenen Text kopieren! Besser ist es, in eigenen Worten herauszuschreiben, was für die eigene Arbeit wichtig ist (zentrale Formulierungen können auch wörtlich herausgeschrieben werden, aber dann in Anführungszeichen). Außerdem die genaue Fundstelle (Autor, Titel, Jahr, Seitenzahl) angeben. Wenn man seinen eigenen Text schreibt, kann man diese Lektüreauszüge nutzen. Wichtig ist, dass die eigenen Gedanken den roten Faden bestimmen und die Lektüreergebnisse den Stellenwert von Gelesenem behalten und nicht die eigenen Gedanken ersetzen.


Das muss unbedingt belegt werden:

Zitate, Paraphrasen (Wiedergabe von Gelesenem in eigenen Worten) oder Zusammenfassungen von Gelesenem.
Fakten und Belege, mit denen die eigene Argumentation oder Interpretation untermauert wird.
Gedanken, Ideen oder Theorien anderer Autoren - egal ob man mit ihnen einverstanden ist oder nicht.

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Quelle:
H1 - Das Magazin der Universität Bielefeld
Ausgabe 01.2006, Seite 8
Herausgeber: Pressestelle der Universität Bielefeld
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. September 2007