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BUCHTIP/1210: Die unheimliche Logik des Halma - Kriminalroman zur Pro-AKW-Bewegung (idw)


Institut für Designforschung, Reinhard Komar, 09.11.2010

Die unheimliche Logik des Halma. Kriminalroman zur Pro-AKW-Bewegung erschienen

Die Atomtechnologie ist ein Politikum von höchster emotionaler Kraft.


Der Widerstand gegen die Atomenergie ist zwar in Forschungsarbeiten zur Anti-AKW-Bewegung untersucht worden. Einen Kriminalroman, der sich auf die Machenschaften der Pro-AKW-Bewegung konzentriert, gab es bis jetzt jedoch noch nicht.

Wolf Schluchter hat nun einen solchen vorgelegt. Er ist bei dbv erschienen.

Die Atomtechnologie ist ein Politikum von höchster emotionaler Kraft. Gesetzesvorlagen zu Atomfragen und anderen Großtechnologie-Projekten sind hart umkämpft und zeigen das Land stark gespalten. Der Streit um die Atomenergie beeinflusst über Jahre die Energie- und Umweltpolitik. Das politische Ringen brachte Höhepunkte einer außerparlamentarischen Bewegung hervor, die aus 68er- und Umweltschutzbewegung entstanden war, sich dem gewaltfreien Widerstand verschrieben hatte und die "kapitalistische technikgläubige Hochkonjunktur" in Frage stellte.

Der Widerstand "Atomkraft? Nein danke!" galt lange als Paradebeispiel dafür, dass ziviler Ungehorsam ein taugliches Mittel sei zur Durchsetzung politischer Anliegen, wenn andere Mittel der Politik versagen. Insbesondere nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 schien sich die soziale und umweltbewusste Haltung in der Bevölkerung duchsetzen zu können - der Widerstand hatte bis weit in das bürgerliche Lager hinein einen beachtlichen Rückhalt, gegen die vermeintlichen staatlichen Sachzwänge und die finanziell stattlichen Interessen dahinter. Bis vor kurzem herrschte im AKW-Bereich ein Moratorium - eine Art politisches Stillhalteabkommen ...

Der Widerstand gegen die Atomenergie ist zwar in Forschungsarbeiten zur Anti-AKW-Bewegung untersucht worden. Einen Kriminalroman, der sich auf die Machenschaften der Pro-AKW-Bewegung konzentriert, gab es bis jetzt jedoch noch nicht. Einen solchen hat nun Wolf Schluchter vorgelegt.

Der Autor Wolf Schluchter hat nach einem Facharbeiterabschluss als Mechaniker Politologie, Soziologie und Nationalökonomie studiert. Er hat den Lehrstuhl für sozialwissenschaftliche Umweltfragen an der BTU Cottbus, ist Direktor des Humanökologischen Zentrums und Vorsitzender des Akademischen Senats der BTU.

Seit der Planung des Atomkraftwerks in Wyhl engagiert er sich gegen diese Form der Energieerzeugung. Seine Habilitationsarbeit von 1985 befasst sich mit dem Thema "Die Auseinandersetzung um die Atomtechnologie - Das Atomkarussell und seine sozialen Effekte".

Schluchter hat zahlreiche Forschungsprojekte zu Bürgerinitiativen, Bürgerbeteiligung, Umweltbewusstsein, Lebensstilen und Risikobewertungen durchgeführt. Er ist ein anerkannter Experte für die Evaluierung von Umweltprojekten.

Der Inhalt des Buches beruht im allgemeinen auf tatsächlichen Vorkommnissen bei der Umsetzung der Atompolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Im Stil eines Kriminalromanes, der dem Thema angemessen ist, wird erzählt, wie sich Staat und Energiekonzerne der Durchsetzung ihrer Ziele gewidmet haben, und dabei wird die Konfrontation mit dem Widerstand und der Ablehnung der Atompolitik nachempfunden. Man kann verstehen, dass die Entwicklung einerseits kompliziert abgelaufen ist, andererseits jedoch einem ganz einfachen Strickmuster folgt, dem Opportunismus der Macht. Angesichts der aktuellen Lage des Atomprogramms, in dem der notwendige Schlusspunkt fehlt - die Entsorgung des Atommülls -, spiegelt das Buch die Machtkonstellationen wider, die hohe Risiken und kurzfristige Interessen gegenüber der heutigen und späteren Generationen in Kauf nehmen und dabei von einer Gläubigkeit an die eigene Vollkommenheit ausgehen, die zunehmend von einer Mehrheit der Bevölkerung in Frage gestellt wird.

Wolf Schluchter
Die unheimliche Logik des Halma. Ein Kriminalroman
dbv, Stuttgart, Oldenburg 2010
222 Seiten, Paperback, Euro 9,50
ISBN 978-3-86622-101-7

Weitere Informationen unter:
http://www.buchhandel.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1039


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Institut für Designforschung, Reinhard Komar, 09.11.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. November 2010