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SF-JOURNAL/069: Akzente... SF-Serien, Der Luftpirat fliegt wieder (Szene WHatcher)


Szene WHatcher - Das Flyer-Zine der trivialen Szene und Anzeiger für triviales Entertainment seit 1995, No. 278 vom 15. September 2009

Der Luftpirat fliegt wieder


Anno 1908 erschien in Deutschland die Science Fiction-Romanserie "Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff", die nicht nur als die erste, sondern auch als die seltenste ihrer Art gilt. Um diese Heftreihe ranken sich bergeweise ungeklärte Fragen, da die wenigen verlegerischen und redaktionellen Angaben, die man den Inhalten entnehmen kann, nur vage sind und ihre Hersteller und Leser für präzise Informationen über die Schriftsteller, die Auflagenstärke oder die Vertriebsgebiete nicht mehr zur Verfügung stehen. Quellen belegen, dass zwischen 1908 und 1914 insgesamt 165 Hefte erschienen sind, bevor im selben Jahr aus dem Luftpirat dann "Der Fliegerteufel" wurde.

Die Geschichte des Luftpiraten mag aus heutiger Sicht herkömmlich erscheinen, denn das Schema "Gedemütigter Rächer mit einer hochtechnisierten Ausrüstung verschreibt sich dem Kampf gegen das Verbrechertum auf allen Welten" ist aus der Literatur hinlänglich bekannt. Allerdings thematisieren die einzelnen Abenteuer durchaus historische, tagespolitische und soziale Situationen bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts.

Der Seltenheitsgrad der Reihe ist Legende und bislang ist in der Szene nicht bekannt, ob überhaupt eine komplette Sammlung existiert. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, sind in der Vergangenheit immer wieder Bestrebungen aufgeflackert, von dieser Rarität einen umfassenden Nachdruck aufzulegen.

Auch dem SF-Grosssammler Heinz-Jürgen Ehrig (1942-2003) schwebte Derartiges immer vor, denn seine Sammlung beinhaltet fast den kompletten Luftpiraten, bis auf zwei Ausgaben und zwei Fehlseiten. Seine Frau Marianne Ehrig und sein Sohn Ralph Ehrig haben heuer mit der Herausgabe des Nachdrucks dieser raren Serie begonnen. Die ersten zehn Nummern sind bei der Villa Galactica (www.villa-galactica.de) erschienen und monatlich sollen weitere 5 bis 10 Ausgaben der Reihe herauskommen. Jeder Band ist einzeln verkäuflich, was besonders jene Sammler und Leser erfreuen wird, die vielleicht eine inkomplette Serie besitzen oder sich für bestimmte Abenteuer interessieren.

Die 32-seitigen Hefte sind aus produktionstechnischen Gründen im A5-Format gehalten und kommen mit dem ursprünglichen Schriftbild daher, also in Fraktur, wobei jedem Heft ein Alphabet beigefügt ist, das im Zweifelsfall über die Bedeutung des einen oder anderen Buchstabens aufklärt.

Hier bietet sich die Chance, ein in seiner Gänze fast schon verschollen geglaubtes Kulturgut in die Hände zu bekommen, denn die Originale sind so gut wie nicht mehr zu bekommen und wenn, dann nur zu exorbitanten Summen. Abonnements können individuell vereinbart werden, Widerruf und Rücktritt sind jederzeit ohne Kündigungsfristen möglich.

Der Preis pro Band beträgt 6,00 Euro zuzüglich Porto. Bestellungen bei reaxolotl@yahoo.de oder Ralph Ehrig, Tempelhofer Damm 220, 12099 Berlin, 030-530 82 634. Weitere Infos auf www.villa-galactica.de


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Bildunterschrift: Die Nummer 9 der Serie thematisiert in schonungsloser Deutlichkeit die Situation der Inselwelten im Südwest-Pazifik Ende des 16. Jahrhunderts, als brutale "Sklavenrekrutierungen", das sogenannte "blackbirding", ganze Völker nahezu ausrotteten - viele Inselbevölkerungen haben sich bis zum heutigen Tag davon nicht erholt. In seiner Hilflosigkeit ob dieser Grausamkeiten lässt der unbekannte Schriftsteller den Luftpiraten als Rächer der Geschundenen kompromisslos für Gerechtigkeit sorgen.


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Quelle:
Szene WHatcher - Flyer-Zine der trivialen Szene und Anzeiger für
triviales Entertainment seit 1995, No. 278 vom 15. September 2009
Herausgeberin: Gaby Heinkow
Luisenstrasse 32, 12209 Berlin-Lichterfelde
Tel.: 030-768 051 22
E-Mail: heinkow@gmx.de
Internet: http://www.szene-wHatcher.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. September 2009