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ENGLISCH/582: Lehrmittel (11) Online Wörterbuch von Webmaster Richter (SB)


DAS KOSTENLOSE DIGITALE DEUTSCH-ENGLISCH-WÖRTERBUCH DER TU CHEMNITZ


Täglich bis zu einer Million Zugriffe auf Online-Wörterbuch



Englisch ist inzwischen nicht nur die am weitesten verbreitete Sprache der Welt, sondern auch die Universalsprache im Internet. Ihr Anspruch auf diese Sonderrolle ist zwar durchaus anfechtbar, aber das nützt einem wenig, wenn man bei Vokabellücken während des Surfens im World Wide Web immer wieder zum Englisch Wörterbuch greifen muß, um überhaupt zu verstehen, was man da eigentlich macht. Besonders bei teuren Services kann das schnell ins Geld gehen, doch die Anschaffung eines aktuellen Wörterbuchs, das sich auch für die im Internet gebräuchlichen Fachvokabeln eignet, ist ebenfalls nicht billig.

Wenig bekannt ist hier nun eine Alternative, die als Wörterbuch immer auf dem neuesten Stand ist, aber überhaupt nichts kostet: Der Chemnitzer Uni-Webmaster Frank Richter betreut in seiner Freizeit schon seit zehn Jahren das kostenlose digitale Deutsch- Englisch-Wörterbuch der TU Chemnitz.

Diesen kostenfreien Online-Übersetzer der TU Chemnitz (http://dict.tu-chemnitz.de ) hat Richter als virtuelles Nachschlagewerk schon vor Jahren ins Leben gerufen und seither gepflegt. Dazu sagte der Urheber gegenüber dem Informationsdienst Wissenschaft (idw) am 8 März:

Viele Computerprogramme, die ich nutze, sind englischsprachig. Deshalb habe ich angefangen, die nötigen Vokabeln zu sammeln und stellte sie 1995 in Form eines Wörterbuchs für alle nutzbar ins Internet.

Nachdem die Chemnitzer Uni die nötige Netzanbindung und den Server bereitgestellt hat, stiegen die Zugriffe in den letzten zehn Jahren von anfangs täglich zehn auf heute bis zu einer Million. "Weit über den Durchschnittswert schnellten die Suchanfragen 1998 bei der 'Lewinsky-Affäre'", schmunzelt Richter, "So viel wie noch nie haben nach dem Wort 'impeachment', dem Amtsenthebungsverfahren Clintons, nachgeschlagen."

Häufig werden aber auch Vokabeln gesucht, die nicht im Wörterbuch stehen, wie Titel neuer Kinofilme, ganz aktuell "Aviator" (Flieger) oder "Blade: Trinity" (Blade: Dreieinigkeit).

Für das Erlernen der englischen Sprache allerdings lassen sich vielerlei Argumente gegen solche digitalen Medien aufführen: computergestützte Wörterbücher lassen die eigene Phantasie verkümmern; lassen den Nutzer träge werden, nach weiteren oder besseren Übersetzungsmöglichkeiten zu suchen; sie geben eine stark reduzierte, an 1:1 angenäherte Übersetzung vor, die es im gewachsenen und sich ständig weiterentwickelndem Sprachgebrauch gar nicht gibt; durch begrenzte Speichermöglichkeiten beschränken sie sich nur auf die gängigsten und gebräuchlichsten Begriffe.

Das auch das virtuelle Chemnitzer Wörterbuch bestimmten Beschränkungen unterliegt, gibt sein Urheber unumwunden zu: "Eigentlich bin ich in erster Linie Informatiker und kein Englisch-Experte. Außerdem pflege ich das Online-Lexikon der TU Chemnitz in meiner Freizeit", betonte Frank Richter gegenüber dem idw. Tiefergehende Interpretationen oder auch Anfragen, wie beispielsweise zu Übersetzungen englischer Liedtexte, müsse der Webmaster daher leider ablehnen. Daß sich seine virtuelle Übersetzungshilfe solch großer Beliebtheit erfreut, sei ihm manchmal schon selbst unheimlich. Ansonsten sei der Chemnitzer Uni-Webmaster für die Aufstockung oder Berichtigungen seiner Vokabelliste immer dankbar, denn alle Übersetzungen sind ohne Gewähr.

Neben sprachlicher Verkümmerung fördern virtuelle Services natürlich auch die ohnehin auf dem Vormarsch befindliche Computersteifigkeit oder Bewegungsverarmung, denn das Nachschlagen in einem Wörterbuch, ist immerhin noch mit einer gewissen Anforderung an Arm- und Beinarbeit verbunden, während der Computer nur durch wenige leichte Knopfdrücke der äußersten Fingerkuppen die ganze Arbeit macht. Bewegungs- und Denkpausen können - richtig genutzt - ungeahnte Kapazitäten freisetzen, ohne daß man dazu die alte Redensart von "dem gesunden Körper, in dem auch ein gesunder Geist wohnt" bemühen müßte.

Dagegen sind die Pausen für den Nutzer elektronischer Medien rar, wenn er sie sich nicht selbst verordnet. Kaum eingegeben, ist auch schon die Antwort auf dem Display, und es kann verzögerungslos weitergearbeitet werden. Das computergestütze Nachschlagewerk von Frank Richter ist somit die ideale Ergänzung für die Workoholics unserer leistungsbezogenen Nonstop-Gesellschaft mit allen Negativfolgen und Streßerscheinungen, die damit einhergehen.

Was hingegen den Versuch wert erscheinen läßt, es einmal mit dem Chemnitzer Übersetzer zu versuchen, ist einfach seine überzeugende Kostenlosigkeit und den großen Zuspruch, den sein Service erhält. Anerkennung findet Frank Richter nämlich auch noch durch die fast täglich eingehenden dankbaren E-Mails der Benutzer aus aller Welt. "Die Zuschriften mit neuen Übersetzungen oder Korrekturhinweisen motivieren mich, den Wortbestand weiter zu pflegen. Außerdem kann ich so meine Englischkenntnisse verbessern", freut sich der Informatiker.

Die Akzeptanz des Wörterbuchs wurde unter anderem auch durch einen Test des Computermagazins "c't" aus Hannover vor drei Jahren überprüft. Damals testeten sie 14 Online-Übersetzer. Das Nachschlagewerk von Frank Richter landete auf Platz 1. Die Bedienung sei intuitiv, der Server flott. Die Benutzung des Wörterbuchs mache Spaß und die Suchfunktion sei fehlertolerant, begründeten die Tester ihre Entscheidung.

Den Nutzer erwarten neben über 179.000 Übersetzungen viele Extras, welches das Online-Wörterbuch von anderen freien virtuellen Nachschlagewerken unterscheidet: Umrechnung von Einheiten, Zitate zu dem jeweiligen Suchbegriff, Wortlisten von Berufsbezeichnungen bis hin zu Namen von Gewürzen und Verlinkungen auf andere Wörterbücher. Eine persönliche Note verleihen den Wortlisten die bunten Zeichnungen des Kindes von Frank Richter. Besonderen Wert legt der Autor auf die vielen Anwendungsbeispiele und sinngemäßen Übersetzungsmöglichkeiten, die in erster Linie Ausländern die deutsche Sprache näher bringen soll. Daran möchte er auch zukünftig verstärkt arbeiten.

Im Übrigen steht das Wörterbuch-Programm als Offline-Version für Linux zum Download bereit.

Erstveröffentlichung 6. April 2005


22. März 2007