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ENGLISCH/746: BSE-English (2) Making off (SB)


Seltsame Begegnungen mit Gebrauchsanweisungen und anderen Fundsachen


Spanglische Stilblüten

Making of oder Making off



Durch die Internationale Vereinfachung der englischen Sprache werden u.a. gerne komplizierte Worte mit einfachen ersetzt. Ein typisches Beispiel sind dafür die immer häufiger verwendeten Phrasal Verbs, die für den Nichtmuttersprachler auch nicht besonders einfach zu merken sind, weil es dafür so viele ähnlich klingende Variationen gibt, die alle etwas anderes ausdrücken. So werden Phrasal Verbs, d.h. einfache aus Hilfs- oder simplen Verben und Präpositionen zusammengesetzte Begriffe, heutzutage statt vieler früher gebräuchlicher Tätigkeitsworte verwendet, so daß die alten Begriffe geradezu antiquiert wirken, obwohl sie oftmals sehr viel präziser sind.

Schlägt man einmal ein Englisch/Deutsch-Wörterbuch auf, so hat allein das kleine Wörtchen get (bekommen, erhalten oder besorgen) ungefähr eineinhalb Spalten voller Bedeutungen und Übersetzungsmöglichkeiten, die aber jeweils mit einer anderen kleinen Präposition von "away" bis "up" abgestimmt werden. Von "to get going" (etwas in Gang bringen, zwei Verben) bis "to get up" (1. herausputzen, ausstatten, aber auch 2. aufstehen, sich erheben) geht die lange Liste, wobei manche Phrasal Verbs, wie man am Beispiel "get up" sehen kann, sogar mehrere ganz verschiedene Bedeutungen, je nach Kontext, enthalten. Bei letzterem kommt dann, was auch nicht unüblich ist, ein substantivierter Gebrauch des Wortes dazu "the getup" (Aufmachung, Ausstattung, Aufzug (Kleidung)).

Andere einfache, kleine Worte wie "to go", "to do", "to make" oder "to take" haben ähnliche oder sogar noch größere Spannbreiten von Phrasal Verbs.

Damit werden präzisere Begriffe für das Wort "getup" (Aufmachung) wie z.B. "presentation", "style", "layout", "display", "window-dressing", "splash", "feature" oder "highlight", die alle eigentlich etwas Verschiedenes bedeuten, mit dem Begriff "getup" zusammengesoßt, um sich den Gebrauch von Buchstaben und auch Zeit zu sparen. Das Englische, das in diesem Fall dann wieder einmal dem Begriff BSE- English (Bad and Simple English) Ehre macht, verflacht dabei zunehmend, zumal selbst Muttersprachler versehentlichen Verwechslungen aufsitzen können, die dann allerdings zu fatalen Entuferungen führen können, wenn sie nicht bemerkt werden.

Stilblüten entstehen so sehr schnell, vor allem, wenn es um winzige Unterschiede in den Präpositionen geht wie "of" oder "off", die sich gleich anhören und doch völlig verschieden verwendet werden.

So hat sich beispielsweise als eine weitere Option am Ende von DVDs oder Videos der englische Begriff "making of" eingebürgert, der sich als solcher lexikalisch gar nicht nachschlagen läßt. Ein "making of" heißt auf gut "BSE-Enlish" eine Dokumentation über die Entstehung eines Films.

Es ist die im Englischen gebräuchliche Substantivierung per "ing"-Form des transitiv gebrauchten Verbs "to make" (etwas anfertigen, herstellen, erzeugen), wobei das entsprechende Objekt mit "from", "of" oder "out of" verbunden wird. Ein entsprechendes Phrasal Verb "to make of" gibt es in diesem Falle also gar nicht.

Wohl finden wir bei der Suche nach Wendungen Beispiele wie "to be the making of somebody" - to make somebody become a better or more successfull person.

University was the making of Joe
This will be the making of him
(er ist damit ein gemachter Mann)

(Oxford Advanced Learner's Dictionary 7th Edition)

Auch "the makings of" d.h. "die Qualität oder das Zeug für etwas haben" sind Bedeutungen, die sich aus demselben Wortstamm schon in eine andere Richtung entwickelt haben, die nichts mit dem "making of" der Filme zu tun haben.

His first novel has all the makings of a classic have the makings of something - to have the qualities that are necessay to become sth.
(Oxford Advanced Learner's Dictionary 7th Edition)

Man achte hierbei auch auf das kleine aber wesentliche Plural-"s".

"Making of" wörtlich übersetzt heißt somit nur: "die Erzeugung von...", "das Herstellen des...", "die Entstehung von ..." oder gar "die Mache von...", wobei davon ausgegangen wird, das jeder, der das liest, weiß, daß sich der fragliche Begriff auf den Film bezieht.

Dieser weltweit verwendete, stehende Begriff, der gewissermaßen gar nicht offiziell existiert, hat nun aber eine spanische Stilblüte getrieben, die kaum jemand wirklich bemerkt. Dort, so hieß es in der Online Version der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 17. September 2007, sei es inzwischen gebräuchlich (und breitet sich inzwischen auch auf Video- und DVD-Hüllen anderer Länder zunehmend aus), den Hinweis auf eine zusätzliche Dokumentation zur Entstehung des Films als

"Making off"

zu bezeichnen.

Dieses leitet sich von dem tatsächlich existierenden Phrasal Verb "to make off" ab, bedeutet aber genaugenommen so viel wie "durchbrennen" oder "sich aus dem Staub machen", was wiederum gleichbedeutend ist mit dem Phrasal Verb "to make away".

Man kann sich vorstellen, wie bei der Suche nach der richtigen Schreibweise und ohne dabei auf die Bedeutung zu achten, solche Verwechslungen zustande kommen. Und das alles nur, um eine etwas längere aber verständliche Beschreibung wie "Dokumentation der Filmherstellung" zu umgehen, dabei hätte es der gute, alte englische Begriff "History" doch auch schon getan.


17. September 2007