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ENGLISCH/747: Britain today (43) London as Spotlight sees it (SB)


London - River city


Spotlight - Oktober 2007

Das Magazin für Ihr Englisch



Wer für diesen Herbst eine Reise nach "Great Britain" oder speziell nach London plant, dem mag vielleicht bei der Vorbereitung und der Beschaffung von London-Informationen am Kiosk oder in der Buchhandlung das neue Spotlight-Magazin in die Hand fallen, von dessen bildschöner Titelgestaltung einem Londons berühmte Westminster Bridge samt Big Ben und Houses of Parliament in stahlblaugrauer Abendstimmung geradezu ins Auge springen. Und da zur Reise immer auch eine leichte Auffrischung sprachlicher Kompetenz gehört, scheint der Erwerb dieses Heftes geradezu erforderlich. Noch dazu laden beim Blättern durch das frische Druckwerk wieder einmal vielversprechende Berichte wie die Kolumne von Colin Beaven "Britain today" über die soziale Ungerechtigkeit ("Is all fair and equal in Britain") oder die kanadische Debatte "Should marijuana be made legal?", das Feature zum neuen Jane Austen Film über die Schriftstellerin selbst ("Selling Jane") oder die typisch amerikanische Suche nach den eigenen Wurzeln ("America's identity crisis") zum Schmökern und Verweilen ein.

Ganz untypisch für die gewohnt gründliche Arbeit der Spotlight Redaktion, die auch die kritischen Aspekte eines Themas nicht zu kurz kommen läßt, ist, daß der Blick in die Weltmetropole von der Wasserseite her ausschließlich positiv und einladend bleibt. Wer London von früher kennt, in dem ein Sprung in die Themse einem Selbstmordversuch gleich kam, der erhält via Spotlight den Eindruck, nun sei alles wieder gut: Das Themse Wasser ist sauberer denn je, zahlreiche neue Attraktionen säumen die Ufer - London, immer schon eine Reise wert, hat sich zum Ökoparadies gewandelt:

At Westminster Pier, on the north bank of the River Thames, a boat full of passengers makes its way out on to the fast-flowing water. On the opposite bank, the giant wheel of the London Eye turns gracefully above a waterfront full of tourists and visitors to the London Aquarium. People crossing Westminster Bridge stop to look out across the river and admire the view of Big Ben and the Houses of Parliament.

Lined with London's special architecture and attractions, the Thames has been the path of transport, trade and tourism for centuries. Many great cities are built on rivers, but few owe so much to their watery beginnings as London. [...]
(Spotlight, Oktober 2007)

Die Sonne scheint, als der Touristendampfer "Cockney Sparrow" den Pier verläßt und nahe an den weltberühmten botanischen Gärten vorbeituckert...

The sky is blue, the surrounding fields bright green. Against this, the swirling brown waters of the Thames look rather ominous. "The Thames is actually the cleanest river in Europe flowing through a major urban centre," says Andy Hawkins of the Thames Explorer Trust, a small educational charity, "and it is a tidal river: the tidal range in London is a massive seven metres, which is one of the highest in the world.
(Spotlight, Oktober 2007)

Nun, man hat schon vieles über London gesagt, über den Londoner Nebel, den unerträglichen Verkehr, den unausweichlichen Smog durch die typischen, häufig wiederkehrenden, inversiven Wetterlagen, daß aber die Stadt oder die Themse die saubersten Europas seien, liest man hier vielleicht zum ersten Mal. Und weil es so schön war, kann man es auch gleich noch mal im O-Ton von Andy Hawkins direkt hören, der auf der ebenfalls von Spotlight herausgebrachten CD zum Heft oder als Podcast im Internet, noch mehr zu diesem Thema zu sagen hat.

Danach könnte man das Themse-Einzugsgebiet fast für einem Naturpark halten, an dessen Stränden sich gesunde kleine Krabbeltiere wie Krabben, Blutegel u.a. als Zeichen für die ökologische Gesundung aufsammeln lassen.

Es sei dem englischen Sprachmagazin nachgesehen, daß es bei seiner Werbung um die eigene Sprache und Kultur auch die Hauptstadt in einer verklärten Sicht sehen möchte, zumal wenn der Autor, Julian Earwaker selbst Brite ist. Es ist verständlich, daß man keinen potentiellen Besucher oder Touristen mit den neuen Problemen der historischen Stadt konfrontieren möchte, wie die privatisierten Verkehrsunternehmen, die wachsende Gewalt in den Straßen, die zunehmende Armut (die den Gang zum Geldautomaten in manchen Gegenden zum Spießrutenlauf werden läßt, weil nicht nur Taschendiebe, sondern auch auf Geheimcodes spezialisierte Jugendliche auf Beute lauern), die schrecklichen Wohnverhältnisse, der Müll oder die überteuerten Mieten.

Dieser Realität sieht sich der Londonbesucher dann noch früh genug gegenüber, sobald er die langwierigen Sicherheitskontrollen beim Einchecken hinter sich gebracht und in zahllose versteckte Videokameras des lückenlosen Londoner Überwachungssystems gelächelt hat. Im Schattenblick Beitrag "ENGLISCH/720: Britain today (39) London, Stadt der Profitgeier" zitierten wir Matthias Wühle, Autor des im amicus Verlag erschienenen Buchs "London, Kein Fall für Wachsfiguren", mit den Worten: "Man muß eigentlich jeden als verrückt bezeichnen, der sich ohne nachvollziehbaren Grund länger als nötig in London aufhält." Er schildert ein London, in dem es als völlig normal gilt, wenn man 600 Euro monatlich für ein winziges Zimmer zahlen muß, wobei man sich, wörtlich, die "total versiffte" Küche wie Toilette und Bad (falls vorhanden) auch noch mit zahlreichen weiteren Mietern teilen muß. Doch Wühle sieht das vielleicht aus deutscher Sicht ein wenig eng.

Auch in seiner Rubrik Britain Today kommt Colin Beaven an der zunehmenden Armut in Groß Britannien nicht vorbei:

One report has shown that while the rich are getting richer, just over a quarter of all households in the country are now defined as poor.
(Spotlight, Oktober 2007)

Und mit typisch britischer Distanz führt er fort:

Another report showed that, like Sir Tom, most people find this worrying. Now, after 10 years with Labour in power, the country seems more unequal than it was after almost 20 years of the Tories. What's happened to the social justice that Tony Blair used to talk about?
(Spotlight, Oktober 2007)

Damit scheint dann allerdings das Budget an Kritik des eigenen Landes erschöpft zu sein und der Autor weicht über die sprachliche Ebene, den Vergleich der Begriffe "equality" mit den verschiedenen, oft mißverständlich gebrauchten Bedeutungen von "equity", tatsächlichen Not- und Mangelzuständen aus. Das eigene Land zu preisen, auch in schlechten Zeiten, gilt als höchste Tugend. A famous Englishman said 200 years ago: "When a man is tired of London he is tired of life." London has got everything - beautiful and historic buildings, grand museums, parks, theatres, art galleries, a queen's palace, fashion and designer shops, crazy hairdressers and a lot more... Auch damals gab es schon reichlich Sorgen und Probleme in der schönen Weltstadt ...

Man sieht, das neue Spotlight Magazine scheint in den Zeiten des Mangels, der Not und der zunehmenden Umweltkatastrophen eine ganz neue Strategie "Don't worry - be happy" zu fahren, die man auf der letzten von Paul Smith verfaßten Rubrik "Before you go" mit dem Thema "Watch your language!" beinahe wortwörtlich niedergelegt findet.

Wer nette Wörter benutzt, verbreite gute Laune, heißt es da. "Deshalb wird sich beim Lesen dieser Kolumne Ihre Stimmung ganz bestimmt aufhellen." Und Smith behauptet, daß Begriffe oder Worte, die man ausspricht, auf sich selbst und andere einen jeweils positiven oder negativen psychischen Effekt haben können. Deshalb "Watch your language - Paß auf, was Du sagst".

Before you go, consider ways of protecting yourself against negativity. How about using a few synonyms for that wonderful word "wonderful"? Think of amazing, astonishing, astounding, awe- inspiring, awesome, brilliant, cool, enjoyable, excellent, extraordinary, fabulous, fantastic, fine, incredible, magnificent, marvellous, miraculous, outstanding, pleasant, pleasing, remarkable, sensational, startling, stupendous, super, superb, surprising, terrific, tremendous, and wondrous. Mmm! That's good! I'm feeling better already. You too?
(Spotlight, Oktober 2007)

Or think of London and the Thames as Spotlight sees it.

Eine ausführliche Vorstellung des Konzepts englischsprachiger Magazine im Spotlight-Verlag kann man unter den folgenden Indexen im Schattenblick unter BILDUNG UND KULTUR\SPRACHEN nachlesen: "ENGLISCH/636: Lehrmittel (13) Spotlight - Spot on, das Junior- Magazin"; "ENGLISCH/650: Lehrmittel (15) Spotlight & Business Spotlight"; "ENGLISCH/658: Spotlight im New Look - Weniger ist mehr und mehr weniger" und REZENSION/366: Wolfgang Stock (Hg.) - Spotlight Jan. 2007 (Englisch).

8. Oktober 2007


Dr. Wolfgang Stock (Herausgeber und Verlagsleiter)
Spotlight - Oktober 2007
Spotlight Verlag, München 2007
erscheint monatlich am letzten Mittwoch des Vormonats
ca. 80 Seiten, 5,90 Euro
ISSN 0944-1972