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ENGLISCH/849: Was tun, sprach Zeus (4) Earplugs statt Trichter (SB)


Lerntips für Unverbesserliche


4. Mit Sprachlabor direkt ins Ohr...



Nürnberger Trichter gefällig?

Welcher Schüler oder Ex-Schüler kennt nicht die alte Legende und hat sich nicht schon heimlich ein ähnliches Verfahren für die vermaledeiten unregelmäßigen Verben oder komplett Eselsbrücken resistenten Vokabeln gewünscht. Und dann die verlockenden Angebote in vielen Illustrierten und Magazinen, die mit der Methode "Superlearning" ein "Lernen im Schlaf" versprechen! Ohrhörer auf oder -stöpsel rein ... und während man selig schlummert, lernt gewissermaßen das Unterbewußtsein ganz von allein.

Nun ja, wie wir wissen, ist das mit dem Unterbewußtsein - wenn wir mal davon ausgehen, die Theorie stimmt - so eine Sache: Was darin "abgespeichert" ist, läßt sich nicht per Knopfdruck wieder an die Oberfläche bringen. D.h. der Erfolg der Methode ist recht zweifelhaft. Und ein Lernen im Sinne des Nürnberger Trichters als reines, passives Konsumverhalten ohne einen Beitrag von seiten des Lernenden ist einfach Quatsch.

Aber abgesehen davon gibt es durchaus die Möglichkeit, daß der eine oder andere in entspannter Atmosphäre auf akustischem Wege schneller und nachhaltiger lernt als aus Büchern, Kärtchen oder Tabellen. Ob man zu diesem sogenannten "akustischen Lerntyp" gehört oder nicht, läßt sich nur durch Ausprobieren herausfinden.

Eine akustische Lernhilfe - das sogenannte Sprachlabor - ist sehr schnell aus Mitteln zusammengefügt, die in jedem Haushalt zu finden oder schnell zu beschaffen sind, und muß daher nicht einmal teuer sein. Im Grunde brauchen Sie nur einen einfachen, altmodischen Kassettenrekorder oder Minidisk-Rekorder. Oder einen MP3-Player, der auch eine Möglichkeit zum Aufnehmen besitzt.

Im Internet lassen sich Rundfunksendungen in allen Sprachen downloaden oder per Analogkabel direkt mitschneiden. Der BBC stellt im übrigen ein breit gefächertes Angebot verschiedenster Englischlern-Podcast- Sendungen in den unterschiedlichsten Lernstufen zur Verfügung, von Beginners bis Advanced. Man kann aber auch tägliche Nachrichten, Features (BBC-world-service), Seifenopern-Podcasts, Hörspiele, Comedy, Detektivgeschichten, Science-Fiction (vornehmlich BBC7) mit dieser Ausrüstung aufnehmen - zum Lernen eignet sich immer das am besten, was einen länger bei der Stange hält, weil es einen interessiert.

Empfohlen sind 10 bis 15 Minuten täglich. Sie können die Aufnahmen ruhig häufiger abspielen. In einem zunächst unverständlichen Text bilden sich dann nach und nach Verständnisinseln - Namen oder einzelne Wörter, die aus dem Meer des Unverständlichen auftauchen, erste Anhaltspunkte geben und schließlich dazu führen, daß immer mehr klar wird.

Ein richtiges Sprachlabor dient vor allem dazu, die eigene Aussprache zu üben. Hierzu können Sie das Aufnahmegerät nach einzelnen Sätzen oder Satzteilen anhalten und diese nachsprechen.

Sehr empfohlen wird die folgende Vorgehensweise, die allerdings etwas mehr Mühe macht:

Wenn Sie mit zwei Aufnahmegeräten arbeiten können, läßt sich schon eine Nachsprechspur herstellen (ganz gleich auf welchem Medium, Tonband, Kassette, MD oder MP3-Datei):

Überspielen Sie einen englischen Text von einem Rekorder auf den anderen und halten dabei den abspielenden Rekorder nach jedem Satz an. Wenn Sie dann mit der überspielten Aufnahme arbeiten, haben Sie an den entsprechenden Stellen eine Pause, d.h. eine Nachsprechlücke, die Ihnen Zeit gibt, den Satz zu wiederholen, ohne daß Sie den Rekorder anhalten müssen.

Hat ihr Aufnahmegerät auch ein Mikrophon, so kann man in den Sprechpausen auf Aufnahme schalten und anschließend überprüfen, wie sich das anhört.

Das gibt - je nachdem, welchen Aufnahmegerättyp Sie verwenden - verschiedene Schwierigkeiten. Bei Tonband oder Kassette (wenn es sich um normale Einspurgeräte handelt) besteht die Gefahr, daß man einen Teil der Aufnahme überspielt. Minidisk- oder MP3-Rekoder legen bei jeder Aufnahme eine neue Spur an, so daß es nicht die Gefahr des Überspielens gibt. Hier wird es jedoch etwas schwieriger, wieder genau auf den Punkt des abgehörten Textes zurückzukommen. Es sei denn, man hat jeden Nachsprechsatz als eigene Spur (Track) angelegt.

Sehr viel einfacher ist die Nutzung zweier Geräte. Und die teilweise im Buchhandel angebotenen "Mini-Sprachlabore" haben diese Probleme meistens auch technisch gelöst.

Vokabelnlernen nach der Superlearning Methode

Auch Vokabeln kann man mit dem "Sprachlabor" lernen. Dafür nehmen Sie sich ein Verzeichnis der Vokabeln vor, die Sie lernen wollen, und verfahren folgendermaßen:

Lesen Sie zunächst das deutsche Wort, machen Sie dann eine Pause, etwa so lang wie Sie brauchen würden, um das englische Wort auszusprechen (also 2-4 Sekunden), sprechen Sie dann das englische Wort in Ihr Aufnahmegerät und lassen Sie danach wieder eine Lücke, damit Sie hier später das englische Wort noch einmal nachsprechen können.

So verfahren Sie mit jedem weiteren zu lernenden Wort. Vorteil von diesem Verfahren ist, daß Sie sich schon beim Herstellen ihres Sprachlaborprogramms die meisten oder doch zumindest viele Vokabeln einprägen können, ein nicht zu unterschätzendes Plus, das bei gekauften Sprachlernprogrammen entfällt. Doch ob gekauft oder Marke "Eigenbau", beides macht nur Sinn, wenn Sie es täglich einmal ablaufen lassen. Versuchen Sie dabei, sobald Sie das deutsche Wort hören, sofort das englische zu nennen. Dann hören Sie, ob es richtig war und können sich gegebenenfalls korrigieren. Auf diese Weise gehen Vokabeln leicht ins Ohr und auch ins Hirn, nur mit der Rechtschreibung muß man dann noch aufpassen... Dazu ist es dann doch unabdingbar, hin und wieder nochmal in ein Buch oder Heft zu sehen.

Wer will, kann seine Aufnahme auch mit einer leisen Musik unterlegen, bei der man sich am besten entspannen kann. Bei Aufnahmen mit dem Mikrophon läßt sich diese von der eigenen Anlage im Hintergrund abspielen. Profis benutzen hierfür natürlich mehrspurige Aufnahmegeräte. Auch in professionellen Sprachlabors z.B. in Sprachschulen werden mehrspurige Bänder und Geräte verwendet, so daß man unabhängig zum Sprachprogramm seine eigene Stimme auf einer Spur aufnehmen, abhören und überspielen kann, ohne das Lehrprogramm mitzulöschen. Diese Geräte sind jedoch sehr teuer und lohnen sich wirklich nur, wenn man sicher ist, daß man auf diese Weise wesentlich einfacher lernt und für Studium oder Beruf große Stoffmengen zu bewältigen hat.


22. Mai 2009