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FRANZÖSISCH/162: Gelesen (1) Einführung - Lesen! Lesen! Lesen! (SB)


Lesen! Lesen! Lesen!


Einführung



In meiner Schul- und Studienzeit galt noch - wie berechtigt oder nicht auch immer - der Fremdsprachenunterricht in Japan als ein schlechtes Beispiel, weil man dort angeblich weniger Wert auf die Konversation als auf die Lektüre und die schriftliche Arbeit legte. Die Aussprache der Fremdsprachenschüler sei aus dem Grunde keine besonders gute, und es fehle ihnen überdies an der nötigen Sprachgewandtheit. Eine Sprache müsse man eben sprechen.

Da ist natürlich etwas dran, und die reine Lektüre nimmt nicht die Scheu, die man möglicherweise hat, sich in der Fremdsprache zu verbalisieren. Die beste Möglichkeit, sich auf diesem Gebiet voranzuarbeiten, wären ausgiebige Gespräche, ein Konversationskreis vielleicht, der sich mit Hilfe von Fortgeschrittenen, Muttersprachlern oder einem Lehrer in die ausführlichsten Debatten vertieft und dabei, weil ganz sicher häufig die Worte fehlen, das eigene Spektrum erweitert.

Dennoch soll an dieser Stelle ein gutes Wort für Bücher und das ausgiebige Lesen und vielleicht sogar Schreiben eingelegt werden. Ein Buch ist auch dann da, wenn der Gesprächspartner fehlt, es wird nicht ungeduldig, wenn man nicht versteht, und wiederholt unermüdlich wieder und wieder die gleichen Sätze, deren Bedeutung man ergründen möchte. Man kann es in die Tasche stecken und in Bus und Bahn darin stöbern; es hat immer Zeit, sich dem Leser zu widmen. Buch für Buch können sich ganze Welten erschließen, die den Alltag vergessen oder besser noch, neue Kraft und Stoff für die Auseinandersetzung mit einer Realität und gesellschaftlichen Situation gewinnen lassen, die sich in wachsendem Maße als unannehmbar erweist.

Im Unterschied dazu haben wir es heute in der Regel mit einem Fremdsprachenunterricht zu tun, der sich an beruflichen Erfordernissen statt an dem Anspruch einer umfassenden Allgemeinbildung orientiert. Die für den Beruf oder für die die Ausbildung begleitenden Prüfungen nötigen Fertigkeiten verknüpfen sich in der Regel nicht mit Kenntnissen der Sprache und Literatur, die über die (knappe) Verständigung und Absprache hinausreichen, und sind, wenn es nicht die unmittelbare, zwischenmenschliche Kommunikation betrifft, mehr sach- und fachbezogen. Was darüber hinausgeht an philosophischen Überlegungen und Lebensentwürfen, an Einfühlung in Denk- und Lebensweisen von Menschen vergangener Zeiten, die man in Büchern finden kann, ist von eher geringem Wert für das berufliche Fortkommen im allgemeinen.

Was dabei verlorengeht, wenn man kaum oder gar nicht liest, zeigt sich heute schon an den mangelnden Fertigkeiten vieler Schulabgänger im schriftlichen und auch mündlichen Ausdruck. Es verschließen sich ihnen damit Möglichkeiten gesellschaftlicher Beteiligung und des Zugriffs auf soziale Verhältnisse, die sich zunehmend als feindlich erweisen. Nicht viel anders steht es mit den fremdsprachlichen Kenntnissen und der entsprechenden Beweglichkeit bzw. Unbeweglichkeit in der Fremdsprache.

In diesem Sinne sollen hier für Französischlernende und -begeisterte in unregelmäßigen Abständen Bücher unter den unterschiedlichsten Aspekten vorgestellt werden...


29. März 2008