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FRANZÖSISCH/164: Écoute, Avril 2008 - Sprachmagazin (SB)


Écoute, Avril 2008


Das Sprachmagazin für Frankreichliebhaber



Québec wird 400 Jahre alt - Écoute bringt in seiner April-Ausgabe ein farbenfrohes Dossier mit Reportage, Reisebericht, historischen Anmerkungen, einem Interview, Reise- und Sprachtips und einer Menge ansprechender Photos über diese kanadische Provinz. Nicht unbeachtet bleibt der Kampf der Québecois um die eigene - französischstämmige - Kultur und Identität und die damit verbundene, erfolgreiche Abwehr gegenüber der englischen Sprache. Ein anderer Sieg ist schon so selbstverständlich geworden, daß kaum auffällt, welche Stimme hier fehlt. Wer hätte hier auch etwas zu feiern außer den kolonialen Siegern? Allenfalls tauchen die Menschen, die vor den Eroberern in diesem Teil der Erde lebten und noch leben, als pittoreske Figuren auf, die an glorreiche Abenteuer und Jagden vergangener Zeiten auf Menschen und Büffel erinnern...

Nicht viel anders zu verstehen ist die Devise "Je me souviens" - Ich erinnere mich, die sich auf jedem Nummernschild findet. Erinnern woran?

Cette devise remonte à 1883, où elle fut inscrite au-dessus la porte principale de l'Hôtel du Parlement de Québec. Son architecte, Eugène-Étienne Taché, voulant rappeler l'histoire du Québec, représenta sur la façade les épisodes et personnages du passé: Amérindiens, explorateurs, missionnaires, militaires français et anglais... La devise pourrait donc se résumer par: Je me souviens ... de tout ce que rappelle cette façade.

remonter à: zurückgehen auf
inscrire: schreiben
représenter: darstellen
les Amérindiens (m/pl): Die Ureinwohner Amerikas
l'explorateur (m): der Forschungsreisende


Weitere Themen dieser Ausgabe sind:
- 200 Jahre Immigration - das Museum für Immigration in Paris
- der "verkannte" Kaiser Napoleon III (1808-1873)
- Enttäuschung über Sarkozy - die sinkende Kaufkraft der Franzosen
- der geheimnisumwobene Diplomat und Spion Chevalier d'Éon (1728-1810)
- Teil 20 der Serie über französische Regionen: Le Poitou-Charentes
- Besprechung der Erinnerungen von Jean-Denis Bredin, Mitglied der Académie française
- ein kurzer Bericht über den Dichter Gérard de Nerval
- und nicht zuletzt der umfangreiche Sprachteil

Zu jedem Artikel gibt es hilfreiche Vokabeln, die dem umfassender Interessierten allerdings nur für den Augenblick das Nachschlagen im Wörterbuch ersparen. Spätere Mißverständnisse hängen häufig damit zusammen, daß man bei Vokabeln nur einen Aspekt des Begriffes lernt.

Es lohnt sich, wie immer bei diesem Magazin, in die kleinen Ecken und verborgenen Winkel zu sehen, in denen noch ein Buch empfohlen, eine Wendung erklärt oder gar die Nachwuchssorgen der Académie française erwähnt werden, deren Wörterbuch im übrigen für jeden, der sich tiefer mit der französischen Sprache befassen möchte, eine Fundgrube darstellt. Unter http://atilf.atilf.fr/dendien/scripts/tlfiv4/showps.exe?p=combi.htm;java=no kann man im Internet nachschlagen.


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Als Beilage enthält diese Écoute-Ausgabe das zweite kleine Extraheft Les petites différences 2 - Unterschiede und Fehlerquellen. Unter dem Titel typisch Deutsch / typisch Französisch werden häufig auftretende Französischfehler, die sich aus den deutschen Sprachgewohnheiten ergeben, sehr übersichtlich erläutert.

Im Mittelpunkt stehen
- das französische subjonctif, das nichts zu tun hat mit dem deutschen Konjunktiv
- Verben, die im Französischen ein direktes Objekt (Akkusativobjekt) und im
  Deutschen ein indirektes Objekt (Dativobjekt) verlangen und umgekehrt
- Präpositionen nach Verben

Den Schluß bilden einige hilfreiche französische Abkürzungen.

Im Fremdsprachenunterricht wird sehr viel Gewicht auf Fehlerfreiheit gelegt. Aber was heißt eigentlich Fehlerfreiheit? Sie wird gemessen an Wortwahl, Rechtschreibung, Grammatik... Dabei steht zu bezweifeln, ob eine zunehmende "Freiheit" von "Fehlern" zu einer größeren Kompetenz führt, sich zu verständigen. Schon der Versuch, die eigene Sprache zusammen mit den dahinterstehenden Denkgewohnheiten auf direkte Weise, also wörtlich, mit der zu lernenden Sprache abzugleichen - am eindrücklichsten repräsentiert von computergesteuerten Übersetzungen, die hochgradig unverständlich sind -, liefert in seinem Scheitern einen Hinweis darauf, wie umfassend die Auseinandersetzung mit der neuen Sprache und Kultur sein muß, um zu verstehen und sich verständlich zu machen.

Der Ansatz "typisch Deutsch - typisch Französisch", so sehr er sich auch zunächst an der Frage nach richtig und falsch zu orientieren scheint, ermöglicht dem Lernenden in diesem Sinne, einen Blick über die eigenen Sprach- und damit Denkgrenzen hinaus zu tun. Gerade der französische subjonctif, mit dem es sich ganz anders verhält als mit dem deutschen Konjunktiv, ist ein gutes Beispiel dafür. Er drückt nicht, wie wir es kennen, allgemein eine Möglichkeit aus, sondern:

Wie der Name sagt, drückt der subjonctif Subjektivität aus. Er drückt die Haltung des Sprechenden gegenüber dem Geschehen aus.

Es sprechen viele Gründe dafür, beim Erlernen einer Fremdsprache so einsprachig wie möglich vorzugehen, um ohne Seitenblick, aber wachen Sinnes das ganze neue Sprachgebäude mit zu erfassen, also in ihr "denken" zu lernen. Denn viele Fehler entstehen gerade durch den Vergleich, weil man von der eigenen Sprache ausgeht und zu übertragen versucht. Dennoch kommt das Konzept des Extraheftes dem Lernenden entgegen. Die Erläuterungen sind in deutscher Sprache gehalten, die französischen Beispielsätze nur wenn nötig übersetzt. Man kann das geniale kleine Heft als Begleiter in die Tasche stecken und sich - wenn man es wünscht - den ganzen Tag mit den Begriffen, Wendungen und ihren grammatischen Erfordernissen beschäftigen, ohne einmal an den Konjunktiv zu denken. Auch die im weiteren behandelten Verben mit ihren Präpositionen sind eine ständige Herausforderung und durch die Beispiele leichter zu merken. Erst nach näherer Beschäftigung mit diesem kleinen Werk bemerkt man, mit wieviel Mühe und wie liebevoll dieses gestaltet ist. Der Erfolg bleibt nicht aus: Die Freude ist ansteckend, und die kleinen Totenköpfe ziehen wirkungsvoll die Aufmerksamkeit auf sich...


Écoute erscheint monatlich. Die Aprilausgabe mit Extraheft ist seit dem 26.03.08 im Zeitschriftenhandel sowie beim Verlag direkt erhältlich. Die Einzelausgabe kostet 5,90 Euro, das entsprechende Jahresabonnement 63,60 Euro.

Passend zum Magazin gibt es eine Audioversion auf CD sowie einen Sprachtrainer und eine Lehrer-Beilage (kostenlos und auf Anfrage) mit passenden Übungen und Unterrichtshilfen.


3. April 2008



Écoute - Das Sprachmagazin für Frankreichliebhaber
April 2008
ISSN-Nummer: 0176-9596
Dr. Wolfgang Stock (Herausgeber und Verlagsleiter)
Karl Jetter (Chefredakteur)
Spotlight Verlag, München
www.ecoute.de