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BIBLIOTHEK/519: Uni Eichstätt - Ein Magazin für eine Million Bände (Agora - Uni Eichstätt-Ingolstadt)


Agora - Magazin der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, Ausgabe 2 - 2012

Ein Magazin für eine Million Bände

Von Heike Riedel-Bierschwale



Dass die Universitätsbibliothek ein neues Büchermagazin benötigt, steht schon länger fest. Künftig bietet ein neuer Magazinbau mit einem nachhaltigen Klimakonzept optimale Bedingungen für die Lagerung von Büchern.


Vor 25 Jahren bezog die Universitätsbibliothek das von dem Stuttgarter Architektenbüro Behnisch und Partner errichtete Gebäude in der Universitätsallee 1, das die Zentralbibliothek sowie Räume zweier Fakultäten unter einem Dach vereinigt. Der Bau ergänzte die bereits bestehenden Bibliotheksstandorte "Staats- und Seminarbibliothek", "Ulmer Hof" und "Aula" und bot nicht nur einen hervorragenden Arbeitsort für Studierende, sondern schuf auch den notwendigen Platz für den rasant wachsenden Bestand an Büchern und Medien.

Vergleicht man aber heute das geplante Fassungsvermögen von Lesesaal und Magazin mit der tatsächlichen Zahl aufgestellter Bücher, wird schnell deutlich, dass die Kapazitäten des Gebäudes erschöpft sind: Statt der beim Bau vorgesehenen Zahl von rund 740.000 Bänden befinden sich aktuell über 1,1 Mio. Bände in der Zentralbibliothek. Auch die Teilbibliotheken sind überlastet. Jeder Besucher der Bibliothek hat wohl schon die Erfahrung gemacht, dass übervolle Regale die Suche nach Literatur stark beeinträchtigen. Zudem lagern seit Jahren mehrere hunderttausend Bücher in angemieteten Hallen. Vorrangig handelt es sich dabei um Bestände aufgehobener Klosterbibliotheken, die von der Katholischen Universität seit den 1990er Jahren übernommen und nach Eichstätt überführt wurden.

Bereits seit längerem gab es in Zusammenarbeit mit dem Diözesanbauamt des Bistums Eichstätt Überlegungen zu einem neuen Bibliotheksmagazin. Die Zusammenlegung zweier Schulen mit gemeinsamer Busanbindung auf dem Areal des Klosters im Eichstätter Stadtteil Rebdorf bot die Gelegenheit, ein solches Gebäude zu realisieren. Direkt unterhalb der Bushaltestelle, an der in Spitzenzeiten bis zu elf Busse gleichzeitig stehen, wurde das Magazin errichtet. Die ungewöhnliche Kombination resultiert aus der Hanglage des Geländes: Anstatt es aufzuschütten, nutzte man den entstehenden Hohlraum für den Magazinbau.

Die Gebäudemaße mit einer Länge von 130 m und einer Breite von 22 m ergeben sich aus den technischen Möglichkeiten, die hochmoderne, elektronisch gesteuerte Kompaktregalanlagen aktuell bieten. Mit neun Metern Achsbreite stellt diese Anlage die Spitze des derzeit technisch Machbaren dar; insgesamt gewährt sie ein Fassungsvermögen für über eine Million Bände.

Für die optimale Aufbewahrung von Büchern sind spezifische klimatische Verhältnisse erforderlich, die üblicherweise durch den Einbau teurer, im Unterhalt kostspieliger und wenig ressourcenschonender Klimaanlagen erreicht werden. Das Bauamt mit dem ausführenden Architekten Roland Seidl setzt dagegen auf ein innovatives und nachhaltiges Energiekonzept: Mit dem relativ dicht geschlossenen Gebäude und der massiven Bauweise wird ein Gleitklima geschaffen, wodurch lediglich ein hygienischer Luftaustausch erforderlich ist, jedoch keine Klimatisierung. In die massive Bodenplatte sind Heizschleifen eingelassen, die nur auf niedrige Temperaturen erwärmt werden müssen und dadurch wenig Energie benötigen. Momentan wird die Wärme für das Gebäude noch über eine Fernwärmeleitung aus dem Kloster gespeist, geplant ist aber bereits der Bau eines Biomasseheizkraftwerks, das zukünftig eine autarke Versorgung des Rebdorfer Areals erlaubt.

Neben der Stellfläche für Bücher beherbergt das neue Gebäude zwei Büros für vier Mitarbeiter. Diese bieten aufgrund von Vollverglasung einen schönen Blick auf die Willibaldsburg - ein willkommener Ausgleich zur Tätigkeit im fensterlosen Magazin. Insbesondere ermöglichen sie, dass auch vor Ort an der weiteren Erschließung der Bestände gearbeitet werden kann. Neben den genannten Klosterbeständen sollen künftig vorrangig Zeitschriftenjahrgänge, die älter als 15 Jahre sind, und weniger genutzte Bestände aller Eichstätter Bibliotheksstandorte in das Magazin überführt werden, was wiederum die Chance auf eine verbesserte Präsentation der Präsenzbestände bietet. Ein täglicher Fahrdienst stellt sicher, dass bestellte Bücher innerhalb eines Tages an der Ausleihe in der Zentralbibliothek verfügbar sind. Bis es soweit ist, müssen aber noch viele Bücherkisten umgezogen werden.


Dr. Heike Riedel-Bierschwale ist in der Universitätsbibliothek der KU Fachreferentin für die Bereiche Germanistik, Musik sowie Sport und ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek.

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Quelle:
Agora - Magazin der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt Ausgabe 2/2012, Seite 12
Herausgeber: Der Präsident der Katholischen Universität, Prof. Dr. Richard Schenk
Redaktion: Presse- und Öffentlichkeitsreferat der KU, 85071 Eichstätt
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. November 2012