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REZENSION/011: Star Wars - Labyrinth des Bösen, Teil 1 bis 3 (SB)


STAR WARS


Labyrinth des Bösen, Teil 1 bis 3



Das Genre Science-fiction kennt viele Spielarten, die mit unterschiedlichen Medien präsentiert werden. George Lucas, Erfinder der Serie "Star Wars", hat für seine Kino-Weltraumoper Elemente des Rittertums und des Höfischen in eine ferne Zukunft einer fiktiven raumfahrenden Menschheit verlagert und diesen Mix vor dem Hintergrund einer dualen kosmologischen Ordnung aus Gut und Böse abspielen lassen. Wobei sich die Spannung selbstverständlich aus der Unordnung ergibt, also daraus, wenn die Guten auch mal böse werden und die Bösen Eigenschaften der Guten aufweisen. Zu den wichtigsten gesellschaftlichen Kräften des vorherrschenden republikanischen Staatssystems gehören ein Galaktischer Senat, der Jedi-Rat, Handelsföderation und Handelsgilden sowie als politisch- emanzipatorische Bewegung die Separatisten, die sich vom Reich abspalten wollen.

Die Jedi-Ritter sind die Helden der Geschichte. Letztlich stellen sie das ausführende Organ des Senats dar und kämpfen für das Gute im Universum; die Sith-Lords hingegen für das Böse. "Die Macht" ist ein esoterisch anmutendes geistiges Wirkpotential, das nur wenigen Auserwählten zur Verfügung steht und das sie zu Höchstleistungen im Kampf animiert. Das Streben nach Alleinherrschaft und Verrat, Liebe und der Wunsch nach Anerkennung bilden den Treibstoff, der dafür sorgt, daß der "Krieg der Sterne" kein Ende findet.

In diesem Kontext sind die drei neuen Hörspiele angesiedelt, die WortArt in diesem Jahr auf CD herausgegeben hat. Die Handlung spielt zwischen den Star-Wars-Kinofilmen II ("Angriff der Klonkrieger", 2002) und III ("Die Rache der Sith", 2005). Der Jedi-Ritter Obi Wan-Kenobi und sein aufbrausender Schüler Anakin Skywalker suchen nach dem bösen Sith-Lord Darth Sidious, dessen Ränkespiel sie jedoch aufsitzen, während sie scheinbar Erfolge gegen dessen Mitkämpfer - als da sind der weitgehend mechanische General Grievous und der abtrünnige Jedi- Ritter Count Dooku - einheimsen. Sidious hat kein geringeres Ziel, als die Jedi zu vernichten und den Senat allein zu beherrschen.

Neben diesem übergreifenden Handlungsbogen wird das keineswegs unbelastete Verhältnis zwischen den Kampfgenossen Anakin Skywalker und Obi-Wan Kenobi zum zentralen Thema der Hörspiele. Hier und da werden gezielt Bemerkungen eingestreut und teils auch längere Dialoge geführt, die erklären sollen, warum der Schüler später die Seiten wechseln und sich eines Tages seinem Lehrer zum Duell stellen wird.

Wie man diesen knappen Schilderungen entnehmen kann, ist es unerläßlich, auf einigermaßen vertrautem Fuß mit dem Star-Wars- Universum zu stehen, will man verstehen, wovon die Hörspiele handeln. Hörerinnen und Hörer werden in das Kampfgeschehen hineingeworfen wie ins kalte Wasser und sollten zuvor sowohl die Namen der genannten Personen als auch Orte einordnen können. Ansonsten dürfte sich Enttäuschung breitmachen, denn es gibt weder zu Beginn der Hörspiele noch auf dem Inlet eine ausreichende Einführung, auf die Neueinsteiger angewiesen wären.

Die Zielgruppe der Hörspiele, die nach einer Romanvorlage von James Luceno produziert wurden, ist somit von vornherein beschränkt. Da aber die "Star-Wars"-Kinofilme Kultstatus erlangt und hohe Einspielergebnisse erzielt haben, scheint diese Beschränkung aus Sicht der Produzenten kein Hindernis darzustellen. Man folgt dem von Lucas ins Filmgeschäft eingeführten Prinzip des Merchandising und setzt auf den hohen Wiedererkennungseffekt von "Star Wars". Die deutschen Synchronstimmen, das typische Brummen der Lichtschwerter und das Piepen der Roboter, das Knattern und Zischen der Raumschiffe sowie die unzähligen Geräusche, mit denen bereits die Kinofilme angereichert wurden, verschaffen eine vertraute Klangumgebung.

Während Lucas vor allem um beeindruckende optische Effekte bemüht war und ihm gewiß nicht der Vorwurf einer Überfrachtung seiner Filme mit Dialogen gemacht werden konnte, fällt an den notgedrungen aufs Akustische begrenzten Hörspielen auf, wie gewöhnlich letztlich die Handlung ist. Ohne daß bunte Lichtschwerter aufeinandertreffen, riesige Raumschiffe bersten oder schier endlose Wellen von Droiden zum Angriff übergehen, bleibt von der Geschichte nicht mehr viel übrig, das nicht auch in anderen Science-fiction-Produkten in ähnlicher Form präsentiert wurde. Es ist bekannt, daß sich Lucas mit Mythologie befaßt und ihn dies zur Entwicklung seiner "Star Wars"-Kosmologie beflügelt hat. Weder an den Kinofilmen noch an der vorliegenden Hörspielserie wird erkenntlich, was daran außergewöhnlich sein soll.

Bleibt zum Schluß noch zu fragen, ob es sich bei "Star Wars" um bloße feudal-mythische Adaptionen handelt oder ob auch moderne sozialkritische und aufklärerische Inhalte befördert werden. Eine Frage, die im wesentlichen verneint werden muß. Für echte "Star Wars"- Fans dürfte das allerdings kein Problem sein.

7. März 2007


STAR WARS
Labyrinth des Bösen
Teil 1: Gunrays Geheimnis (ISBN 978-3-8291-1884-2)
Teil 2: Darth Sidious auf der Spur (ISBN 978-3-8291-1885-9)
Teil 3: Angriff auf Coruscant (ISBN 978-3-9317-8091-3)
Buch und Regie: Oliver Döring
Nach den Romanen von James Luceno
Produktion: Alex Stelkens (WortArt), Universal Family Entertainment
Musik: John Williams
Erscheinungsjahr: 2007