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BUCHBESPRECHUNG/001: Arthur Rimbaud - Une Saison en Enfer/Eine Zeit in der Hölle (SB)


Arthur Rimbaud


Une Saison en Enfer / Eine Zeit in der Hölle

übertragen und herausgegeben von Werner Dürrson



Wie viele Menschen vor und nach ihm hat Rimbaud schon in jungen Jahren versucht, aus den gesellschaftlichen Zwängen auszubrechen und ist auf halbem Wege wieder umgekehrt. Die Zeit ist günstig, es herrscht allgemeine Unruhe durch den deutsch-französischen Krieg, und für jene, die ihre Zweifel am herrschenden System hegen, verbinden sich Aufbruchstimmung und Hoffnung mit den Aufständischen in Paris. Rimbaud, damals 15, guter Schüler und Autor diverser Gedichte, zieht es aus der Provinz in die ereignisreiche Hauptstadt. Er reißt aus. Nach zwei Wochen auf der Straße kehrt er - zu Fuß durch die Linien - nach Hause zurück. Er nimmt jedoch regen Anteil am Aufstand der Pariser, entfacht durch die Kapitulation der Regierung Thiers. Paris soll nicht in die Hände der Deutschen fallen. Die von der Regierung eingesetzte kriegsmüde Armee schlägt sich auf die Seite der Bevölkerung, und für zwei Monate hält die sozialistische Pariser Commune 1871 die Macht in den Händen. Ihre blutige Unterwerfung durch Truppen aus Versailles kostet 30.000 Menschen das Leben.

Rimbaud nimmt drei Monate später Verbindung zu Paul Verlaine auf, einem Dichter, der die Commune aktiv unterstützt hat. Kurz darauf verläßt er seinen Heimatort für längere Zeit, um sich dem Älteren anzuschließen. Seine Gedichte entsprechen der Stimmung vieler und spiegeln die Ereignisse wider. Auch seine theoretischen Überlegungen zur Dichtkunst aus jener Zeit kreisen um einen umfassenden künstlerischen wie gesellschaftlichen Umsturz. Er setzt der romantischen wie der Zeitströmung der parnassischen "objektiven" Dichtung (Streben nach formvollendeter und unpersönlicher Darstellung - vertreten von einer Dichtergruppe, der er sich zeitweilig anschließt und der auch Paul Verlaine angehört) eine Dichtung mit revolutionären Inhalten und selbstanalytischem Ansatz entgegen. Wobei es sich mit Sicherheit bei letzterem um den für ihn problematischen Teil gehandelt hat, da man sich in dem Labyrinth von Gefühlen, Reflexionen, Interessen und Reaktionen schnell verliert.

Er geht über die einfache Selbstanalyse hinaus und befindet sich so im Einklang mit all jenen, die von erweitertem Bewußtsein und ganz anderem Erleben - nicht zuletzt unter Drogeneinfluß - träumen und geträumt haben, ohne aufgrund der gemachten Erfahrungen Bewußtsein und Wahrnehmung infrage zu stellen.

J'ai avalé une fameuse gorgée de poison. - Trois fois béni soit le conseil qui m'est arrivé! - Les entrailles me brûlent. La violence du venin tord mes membres, me rend difforme, me terrasse. Je meurs de soif, j'étouffe, je ne puis crier. C'est l'enfer, l'éternelle peine! Voyez comme le feu se relève! Je brûle comme il faut. Va, démon! (S. 26, Nuit de l'enfer)

Ich habe eine gehörige Portion Gift geschluckt. - Dreimal gesegnet sei der Rat, der mir wurde! - Mir brennen die Eingeweide. Die Heftigkeit des bösen Saftes verdreht mir die Glieder, entstellt mich, wirft mich zu Boden. Ich verdurste, ich ersticke, ich kann nicht schreien. Das ist die Hölle, die ewige Qual! Seht, wie das Feuer auflebt! ich könnte nicht besser brennen. Fort, Dämon!
(S. 27, Nacht der Hölle)

Seiner Vorstellung nach soll der Dichter alle Sinne öffnen, ihre gewohnten Grenzen sprengen, alle Extreme ausloten und damit die gewohnten Bahnen verlassen. Als Seher, der ein anderer ist als das begrenzte Ich, erreicht er Einblick in das Unbekannte, und was er als Vision erfahren hat, versucht er in Worten zu vermitteln. Das erfordert völlig andere Ausdrucksmöglichkeiten, eine neue Sprache.

"Das trunkene Schiff", das als ein gelungenes Beispiel seines dichterischen Anliegens gilt, besteht aus einer Ansammlung von Assoziationen und Erinnerungs- wie Informationsfetzen darüber, wie man sich als Mensch einen Segler ohne Mannschaft im Sturm auf hoher See ausmalen mag. Hört man sich um, fragt man nach entsprechenden Vorstellungen und trifft auf den einen oder anderen, der gern fabuliert, wird man eine ganze Reihe solcher zusammengestückelter und ausgeschmückter Geschichten hören. In assoziativer Manier Alexandriner zu verfassen, ist nicht so schwer, wie man meinen soll. Die Assoziation bringt den schnellen, den einfacheren Reim. Schwieriger wäre eine geschlossene Erzählung, eine genaues Charakterbild, der wirkliche Versuch, sich in die Lage des Schiffes zu versetzen, das vielleicht auch seinen - animistisch verstandenen - Überlebensinstinkt hat. Rimbaud vermag jedoch diese Bruchstücke so in Verse und Form zu setzen, daß sie beim Publikum ein Erstaunen und Hochgefühl hervorrufen. Er ist kein Erzähler, seine Gedichte enthüllen uns keine Mysterien, sie sind zumeist in gefällige Sprache gesetzte Einfälle.

Et dès lors, je me suis baigné dans le Poème
De la Mer, infusé d'astres, et lactescent,
Dévorant les azurs verts; où, flottaison blême
Et ravie, un noyé pensif parfois descend;

Oú, teignant tout à coup les bleuités, délires
Et rythmes lents sous les rutilements du jour,
Plus fortes que l'alcool, plus vastes que nos lyres,
Fermentent les rousseurs amères de l'amour!

(aus "Le Bateau ivre", zitiert nach "Baudelaire - Rimbaud -
Verlaine - Mallarmé. Poésies", Reihe Fremdsprachentexte im
Reclam-Verlag)

Rimbaud ist weder der erste, noch der letzte, der dem Konzept der Vision erliegt und daran scheitert, weil er sich endlos um genau das dreht, was er aufzulösen trachtet: um sich, seine Empfindungen, sein Bewußtsein, um das, was nicht zu fassen und daher fesselnd ist. Flucht-, Ausweich- und Durchsetzungsstrategien werden als inhärente, unausweichliche, im Grunde nicht zu greifende Prozesse gesehen, als gottgegeben.

Le sang païen revient! L'Esprit est proche, pourquoi Christe ne m'aide-t-il pas, en donnant à mon âme noblesse et liberté, Hélas! l'Évangile a passé! l'Évangile! l'Évangile.
J'attends Dieu avec gourmandise. Je suis de race inférieure de toute éternité. (S. 12, Mauvais sang)

Das heidnische Blut kehrt wieder! Der Geist ist nah, warum hilft mir Christus nicht und gibt meiner Seele Adel und Freiheit. Ach! mit dem Evangelium ist es vorbei! das Evangelium! das Evangelium!
Ich erwarte Gott mit sinnlicher Gier. Ich bin minderwertiger Rasse von aller Ewigkeit her.
(S. 13, Böses Blut)

Das wiederum erklärt, warum er mit sozialkämpferischen Ideen zwar gespielt, aber letztlich nicht Ernst gemacht hat. Und es erklärt auch die Art seiner Beziehung zu Verlaine und bietet den Schlüssel für das, was in "Une Saison en Enfer" zum Vorschein tritt. Darüber sollte man nicht vergessen, daß er dieses Werk im Alter von 18 Jahren (1873) abgeschlossen hat, auch wenn es den Eindruck erweckt, man habe die Beichte eines ganzen Lebens vor sich.

Ma vie est usée. Allons, feignons, fainéantons, ô pitié! Et nous existerons en nous amusant, en rêvant amours monstres et univers fantastiques, en nous plaignant et en querellant les apparences du monde, saltimbanque, mendiant, artiste, bandit, - prêtre! Sur mon lit d'hôpital, l'odeur de l'encens m'est revenue si puissante; gardien des aromates sacrés, confesseur, martyr... (S. 74, L'Éclair)

Mein Leben ist abgenutzt. Also weiter! heucheln wir, faulenzen wir, o wie jämmerlich! Und wir werden unser Dasein vertrödeln, träumend von ungeheuren Amouren und phantastischen Kosmen, während wir uns beklagen und die Erscheinungen der Welt beschimpfen, Gaukler, Bettler, Künstler, Bandit - Priester! Auf meinem Krankenbett ist mir der Duft des Weihrauchs so mächtig zurückgekommen; Hüter der heiligen Wohlgerüche, Bekenner, Märtyrer...
(S. 75, Der Blitz)

Es ist nichts anderes als eine Art Tagebuch und Aufarbeitung seiner intimen Beziehung zu Paul Verlaine in bildhaft übersteigerter, pseudopoetischer Innenschau, in einer Sprache, die sich hervorragend zum dramatischen Vortrag eignet - große Worte, in die er sich hineinsteigert, Assoziationsmomente, Andeutungen. Eine Mischung dazwischen, sich zu erklären und zu verklären, denn auch Überlegungen zu seiner dichterischen Arbeit, zum poetischen Ausdruck sind zu finden.

A coté de son cher corps endormi, que d'heures des nuits j'ai veillé, cherchant pourquoi il voulait tant s'évader de la réalité. Jamais homme n'eut pareil voeu. Je reconnaissais, - sans craindre pour lui, - qu'il pouvait être un sérieux danger dans la société. - Il a peut-être des secrets pour changer la vie? Non, il ne fait qu'en chercher, me répliquais-je. (S. 40, Délires I)

Wieviel Stunden der Nächte habe ich bei seinem schlafenden Körper gewacht, zu ergründen, weshalb er der Wirklichkeit so sehr entfliehen wollte. Nie noch hatte ein Mensch solche Begehren. Ich erkannte - ohne für ihn zu fürchten -, daß er eine ernste Gefahr sein könnte in der Gesellschaft. - Vielleicht besitzt er Geheimnisse, das Leben zu verändern? Nein, er sucht sie nur, erwiderte ich mir.
(S. 41, Delirien I)

Rimbaud spricht oft in Gleichnissen und wird nicht deutlich. Naturgemäß erscheint das Französische dem Leser dann geheimnisvoller und vielversprechender als der deutsche Text, in den jemand versucht hat, sein Verständnis zu legen. Der Originaltext mag das diffuse Gefühl vermitteln, man könne an Größe teilhaben, an etwas, das den Leser dem gewohnten Dasein enthebt - und sei es, den verzweifelten Ausbrüchen und den Schilderungen stürmischer Selbstzerstörung und -liebe eines anderen zu lauschen, der sich um sich selbst kreist und in vielen Facetten spiegelt.

Je parvins à faire s'évanouir dans mon esprit toute espérance humaine. Sur toute joie pour étrangler j'ai fait le bond sourd de la bête féroce.
J'ai appelé les bourreaux pour, en périssant, mordre la crosse de leurs fusils. J'ai appelé les fléaux, pour m'étouffer avec le sable, le sang. Le malheur a été mon dieu. Je me suis allongé dans la boue. Je me suis séché à l'air du crime. Et j'ai joué de bons tours à la folie.
Et le printemps m'a apporté l'affreux rire de l'idiot. (S. 4, Une Saison en Enfer)

Es gelang mir, jede menschliche Hoffnung schwinden zu lassen in meinem Geist. Über jede Freude, sie zu erdrosseln, bin ich hergefallen mit dem dumpfen Sprung des Raubtiers.
Ich habe die Schinder gerufen, um mich, im Zugrundegehn, in die Kolben ihrer Gewehre zu verbeißen. Ich habe die großen Plagen gerufen, mich zu ersticken mit dem Sand, dem Blut. Das Unheil ist mein Gott gewesen. Ich habe mich hingelegt in den Dreck. Ich habe mich getrocknet an der Luft des Verbrechens. Und ich habe dem Wahnsinn schöne Streiche gespielt.
Und der Frühling hat mir das scheußliche Lachen des Idioten gebracht.
(S. 5, Eine Zeit in der Hölle)

Was hier offen und geradezu selbstentblößend erscheint, ist in Wirklichkeit verschlossen. Es ist nicht der Versuch, mit verständlichen Worten etwas auszudrücken, das man nicht fassen kann, denn die Verzweiflung zwischen Menschen ließe sich fassen, wenn man nicht noch Gott, die Welt, das Schicksal und das große Mysterium mitbeschwören würde, weil der Mensch so bedeutend ist. Die Texte mögen zwar aus dem Impuls heraus geschrieben sein, doch sind sie wohlüberlegt und akribisch auf ihre Wirkung hin überarbeitet.

Ah! remonter à la vie! Jeter les yeux sur nos difformités. Et ce poison, ce baiser mille fois maudit! Ma fablesse, la cruauté du monde! Mon Dieu, pitié, cachez-moi, je me tiens trop mal! - Je suis caché et je ne le suis pas.
C'est le feu qui se relève avec son damné.
(S. 32, Nuit de l'enfer)

Ach! Ins Leben zurücksteigen! Die Augen auf unsere Ungestalt richten. Und dieses Gift, dieser tausendmal verfluchte Kuß! Meine Schwäche, die Grausamkeit der Welt! Mein Gott, Erbarmen, verbirg mich, ich halte mich zu schlecht! Verborgen bin ich und bin es nicht.
Dies ist das Feuer, das auflebt mit seinem Verdammten.

(S. 33, Nacht der Hölle)

Und da der Leser großenteils seinen Vermutungen überlassen ist, lehnt er es entweder als Unsinn ab oder es passiert bei ihm seinen Erwartungen entsprechend eine Menge. Denn das, was man nicht versteht, neigt man auf den Sockel der Genialität zu heben, müßte man sich doch sonst als etwas dumm infrage stellen. Und hat erst einmal der erste des Kaisers neue Kleider gesehen und glaubhaft vertreten, folgen die anderen schon nach. Was bei dieser Art der Selbstoffenbarung und -quälerei kaum geschieht, ist wohl, daß jemand die Verzweiflung, die Ratlosigkeit und den Hilferuf als solche erkennt und sich dem Menschen Rimbaud annähert. Doch finden läßt er sich, und gemessen an der eigenen Verwirrung wird er sogar verständlich. Die Verklärung und Überhöhung seiner "Lebensbeichte" ist nicht zuletzt ihrer Rezeption zu verdanken. Es ist kein Geheimnis drin, wenn man keines hineintut.

On ne part pas. - Reprenons les chemins d'ici, chargé de mon vice, de vice qui a poussé ses racines des souffrance à mon côté, dès l'âge de raison - qui monte au ciel, me bat, me renverse, me traîne. (S. 14, Mauvais sang)

Es wird nicht weggegangen. - Also die hiesigen Wege wieder, beladen mit meinem Laster, dem Laster, das, seit ich zu denken anfing, seine Wurzeln des Leidens in meine Seite getrieben hat -, das zum Himmel steigt, mich schlägt, mich zu Boden wirft, mich schleift.
(S. 15, Böses Blut)

Er leidet am Leben wie jeder Mensch, doch da er in seinem Selbstverständnis als Dichter den Weg nach Innen wählt, sieht man dies als Gabe, als Inspiration. In seinem Aufbegehren gegen die bürgerliche Gesellschaft, das gleichzeitig tief in ihren kulturellen Werten verhaftet ist, verläuft er sich in einem für ihn undurchschaubaren Labyrinth widersprüchlicher Assoziationen. Rimbaud ist weit entfernt von einer Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse und davon, diese anzugreifen. Und den Weg zurück in den Schoß der bürgerlichen Gesellschaft findet er auch nicht.

Quant au bonheur établie, domestique ou non ... non, je ne peut pas. Je suis trop dissipé, trop faible. La vie fleurit par le travail, vieille vérité: moi, ma vie n'est pas assez pesante, elle s'envole et flotte loin au-dessus de l'action, ce cher point du monde. (S. 22/24, ebd.)

Was das Glück des gesicherten Lebens angeht, häuslich oder nicht ... nein, ich kann es nicht. Ich bin zu zerstreut, zu schwächlich. Das Leben blüht durch die Arbeit, alte Wahrheit: mein Leben aber wiegt nicht schwer genug, es fliegt davon und weht hoch über der Tat, diesem Angelpunkt der Welt.
(S. 23/25, ebd.)

Nach seiner Abrechnung mit der "Zeit in der Hölle" nimmt er sich vor, sich wieder der dichterischen Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit zu widmen und verfaßt eine Reihe von Prosagedichten, bekanntgeworden unter dem Titel "Illuminations". Die kommenden Jahre verbringt Rimbaud mit den unterschiedlichsten Versuchen, Fuß zu fassen und seinen Lebensunterhalt zu verdienen, zunächst in Europa, dann auf Zypern und in Ägypten, schließlich Äthiopien, arbeitet für ein Handelshaus, unternimmt Expeditionen, ist alles in allem rastlos. Während seiner Abwesenheit werden in Frankreich, wohl ohne sein Wissen, einige Gedichte publiziert. Aus gesundheitlichen Gründen nach Frankreich zurückgekehrt, stirbt er dort im Alter von 37 Jahren. Kurz nach seinem Tod erscheinen "Une Saison en Enfer" und "Les Illuminations" auf Betreiben Verlaines und begründen seinen Ruhm als neuen Stern der Avangarde. Weitere Veröffentlichungen folgen.

"Je ne pense plus à ça" soll Rimbaud 1879 auf die Frage, ob er sich noch der Literatur widme, geantwortet haben. Nach der Lektüre von "Une Saison en Enfer" wundert man sich nicht mehr, daß er sich von seinem ursprünglichen dichterischen Projekt abgewendet hat. Er hat den Versuch unternommen, auszubrechen und sich dabei in der Dichtung wie im Leben verlaufen. Zu bedauern ist möglicherweise der Verlust des Dichters, der ein Sonett wie "Le Dormeur du val", eine Stellungnahme gegen den Krieg, geschrieben und sich trotz allem mit kritischem Verstand auf die Welt gestürzt hat.

Le Dormeur du val

C'est un trou de verdure où chante une rivière
Accrochant follement aux herbes des haillons
D'argent; où le soleil, de la montagne fière,
Luit: c'est un petit val qui mousse de rayons.

Un soldat jeune, bouche ouverte, tête nue,
Et la nuque baignant dans le frais cresson bleu,
Dort; il est étendu dans l'herbe, sous la nue,
Pâle dans son lit vert où la lumière pleut.

Les pieds dans les glaïeuls, il dort. Souriant comme
Sourirait un enfant malade, il fait un somme:
Nature, berce-le chaudement: il a froid.
Les parfums ne font pas frissonner sa narine;
Il dort dans le soleil, la main sur sa poitrine
Tranquille. Il a deux trous rouges au côté droit.

(Poésies)

(zitiert nach "Baudelaire - Rimbaud - Verlaine - Mallarmé.
Poésies", Reihe Fremdsprachentexte im Reclam-Verlag)


*


Anzumerken wäre noch die ausgesprochen hilfreiche Ausgabe des Buches. Neben einer sehr ausführlichen Zeittafel finden sich Anmerkungen und umfassendes Nachwort - mit denen man zwar nicht immer übereinstimmen muß, die jedoch der Auseinandersetzung mit Rimbaud und seinem Werk nicht zuletzt deshalb förderlich sind. Die zweisprachige Ausgabe verführt zwar zunächst, wenn es schwierig wird, sich doch dem deutschen Text zuzuwenden, doch läßt sich schnell feststellen, daß zwar das Deutsche die französische Lektüre zu erleichtern vermag, doch auch der umgekehrte Fall eintritt, in dem man versucht, sich das Deutsche mit Hilfe des Französischen zu erklären.

Weitere in diesem Zusammenhang empfehlenswerte Ausgaben des Reclam- Verlages sind:
"Illuminations/Farbstiche", UB 8728
"Baudelaire - Rimbaud - Verlaine - Mallarmé. Poésies", UB 9286
"La Littérature française - Une anthologie", UB 9086

Und wer gespannt auf den Vortrag von Rimbaud-Gedichten oder gar die Verarbeitung der "Zeit in der Hölle" als Hörspiel ist, dem sei noch folgendes empfohlen:
"Das Trunkene Schiff". Jens Harzer liest Gedichte von Arthur Rimbaud
Noa Noa Hörbuch, München; 1 CD, 65 Min., 18,90 EUR, ISBN 3-932929-44-6


15. Mai 2004


Arthur Rimbaud
Une Saison en Enfer/Eine Zeit in der Hölle
Französisch/Deutsch
übertragen und herausgegeben von Werner Dürrson
Reclam Universal-Bibliothek 7902
Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1970/2001
Vom Übersetzer durchgesehene und verbesserte Auflage 1992
110 Seiten, Euro 3,10
ISBN 3-15-007902-0