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BUCHBESPRECHUNG/079: Plophos-Zyklus, Band 3 und 4 (Perry Rhodan) (SB)


Perry Rhodan


Panik im Sonnensystem (Plophos-Zyklus Band 3)

Planet der letzten Hoffnung (Plophos-Zyklus Band 4)



In den vorliegenden letzten beiden Bänden des Plophos-Zyklus werden die Ereignisse in der Milchstraße nach dem Zerfall des Vereinten Imperiums zu einem vorläufigen Abschluß gebracht. Der plophosische Obmann Iratio Hondro wurde entmachtet und aus seiner Residenz vertrieben. Seine Absicht, durch die Entführung Perry Rhodans die Terraner zu schwächen, ist nicht nur auf ganzer Linie gescheitert, sondern hat zum Gegenteil geführt: Das Solare Imperium nahm seine Überstreckungen zurück, besann sich auf den Schutz der Kernwelten und wurde dadurch zu einem starken Machtfaktor im bekannten Teil der Milchstraße.

Perry Rhodan und seine Mitstreiter konnten sich befreien und wurden nach einer Odyssee über verschiedene Welten schließlich von einer LFT- Elitetruppe unter zweifellos sachunkundigster Führung des bis dahin weitgehend unbekannten, wenngleich überaus von sich eingenommenen Admiral Gecko aufgelesen. Dank seiner kaum auszulotenden Qualitäten wuchsen die Special Forces der Mausbiber mit ihrer galaxisweit unerreichten Naivität, Ängstlichkeit und nicht zuletzt Verspieltheit weit über sich hinaus. Das Ergebnis sprach jedenfalls für sich: Perry Rhodan ist wieder da!

In einem dramatischen Showdown wurde Diktator Hondro in seinem letzten Zufluchtsort auf dem Planeten Opposite gestellt und zur Strecke gebracht. Perry Rhodan persönlich kniete neben dem Sterbenden, der ihm an seinem Lebensende den Respekt zollt, den er zeit seines Lebens nicht zu geben bereit war, und eingesteht, daß er Perry Rhodan unterlegen sei - ein klassisches Thema, das hier als Schlußakt der Weltraumoper präsentiert wird.

Hondros Anhängern wird Straffreiheit gewährt, sofern sie bereit sind, sich in die demokratische Gesellschaft einzugliedern - gewisse Anlehnungen an das Bezwingen der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland sind nicht zu übersehen. Hondro hatte zwar seine engsten Mitarbeiter vorzugsweise mit Hilfe eines Gifts, zu dem nur er allein das Gegenmittel besaß, gefügig gemacht - ein Szenario, zu dem es kein historisches Beispiel gibt -, aber dem fiktiven Diktator war, ähnlich wie seinem realen schnauzbärtigen Vorbild aus der deutschen Geschichte, Charisma und starke Überzeugungskraft attestiert worden.

Die Romane, die der Pabel-Moewig Verlag als vierbändigen abgeschlossenen Taschenbuchzyklus zum Handlungsrahmen um das abtrünnige Plophos-Sternenreich der Nachfahren terranischer Kolonisatoren herausgegeben hat, waren ursprünglich Mitte der sechziger Jahre erschienen und durchaus noch unter dem Eindruck der Entnazifizierung geschrieben worden. Zwischen den Zeilen geht es auch um Fragen der Herrschaftssicherung und -beteiligung durch Mitläufertum oder Repressionen.

Der zentralen Figur, um die sich die Serie seit mehr als 45 Jahren rankt, waren schon damals Selbstzweifel auf den Leib geschrieben worden, die ihn klar von seinem Widersacher unterschieden. Perry Rhodan gewinnt zum Schluß nicht nur die militärische Auseinandersetzung, sondern, wie es sich für große Opern gehört, auch das Herz der jungen, bildhübschen, sehr selbstbewußten und durchaus kämpferischen Mory Abro. Sie tritt die Nachfolge Hondros im Reich der Plophoser an, ohne dessen Unterdrückungsapparat zu übernehmen.

In diese beiden Sammelbände sind sämtliche Einzelromane zwischen den Nummern 190 ("Admiral Gecko", von Walter Ernsting) und 199 ("Arkons Ende", von Kurt Brand) eingeflossen. Das verlagstechnische Konzept, den Teilabschnitt des Geschehens in und um das Plophos-System, gesondert als "abgeschlossenen Zyklus" im Taschenbuchformat herauszugeben, füllt sinnfällig eine Lücke, die in einem anderen Zweitverwertungsformat, den Silberbänden, geschaffen worden war. Allerdings zeigt sich an diesem Beispiel, daß es nicht unproblematisch ist, Heftromane zu Taschenbüchern zusammenzufassen. Die Leserinnen und Leser der Heftromanserie sind es gewohnt, hin und wieder Einzelromane zu lesen, die kaum mit der Haupthandlung verknüpft sind und nur wenig bis gar nichts zum Fortschritt der Ereignisse beitragen. Das ist kein Problem, weil die Romane spannend sein können und weil jeder weiß, daß die Serie weitergeführt wird.

Bei einem Taschenbuch hingegen gibt es sprichwörtlich eine engere Bindung allein schon durch die Form. Da wirken manchmal jene äußerlich nicht mehr zu erkennenden Stellen, an denen ursprünglich ein Heftroman endete und der nächste begann, wie ein unglücklicher Bruch oder gar schriftstellerisches Mißgeschick. Als Beispiel sei hier der letzte Teil von Band 4 genannt, als der Obmann schon besiegt ist, aber noch ein kompletter Einzelroman folgt, in dem eine davon abweichende Handlung um den Untergang des arkonidischen Reichs geschildert wird. Der Roman ist spannend geschrieben, gehört auch zum ursprünglichen Zyklus dazu, aber hebt sich stark von der vorhergehenden Handlung ab, die gerne mit der Bezwingung des Obmanns hätte enden können.

Nun soll hier keine Beckmesserei betrieben werden; die angesprochene Problematik dürfte dem Verlag bewußt gewesen sein. Man kann vermuten, daß technische Gründe zu dem Entschluß führten, den Plophos-Zyklus mit dem Heftroman 199 enden zu lassen. Hatten einst die Perry-Rhodan- Fans an den Silberbänden kritisiert, daß in ihnen nicht die Geschehnisse rund um Plophos eingeflossen waren, so sollte jetzt nicht gemäkelt werden, daß in den "abgeschlossenen Zyklus" ein Roman zuviel aufgenommen wurde. Denn wie ihre beiden Vorgänger liefern die Bände 3 und 4 einen unterhaltsamen Ausschnitt aus dem Spektrum, das das Genre Science-fiction im allgemeinen und die Perry-Rhodan-Serie im besonderen zu leisten vermag. Hier werden gesellschaftliche Fragen aufgegriffen und über das Medium des Romans reflektiert, sei es zur persönlichen Beziehung, der Begegnung mit dem Fremden oder zum umstrittenen Imperiumsbegriff. Für die Perry-Rhodan-Leserschaft dürfte immer wieder reizvoll sein, Vergleiche zwischen der früheren und der heutigen Serie anzustellen und entsprechende Entwicklungen aufzuspüren.


15. Januar 2007


PERRY RHODAN, Plophos-Zyklus Band 3: "Panik im Sonnensystem"
Pabel-Moewig Verlag, Rastatt 2006. 400 Seiten, 9,90 Euro
ISBN 10: 3-8118-5552-2, ISBN 13: 978-3-8118-5552-6
PERRY RHODAN, Plophos-Zyklus Band 4: "Planet der letzten Hoffnung"
Pabel-Moewig Verlag, Rastatt 2006. 398 Seiten, 9,90 Euro
ISBN 10: 3-8118-5553-0, ISBN 13: 978-3-8118-5553-3