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BUCHBESPRECHUNG/080: Die Gravo-Katastrophe (Perry Rhodan Silberband) (SB)


PERRY RHODAN


Die Gravo-Katastrophe

SILBERBAND 96



Nach wie vor droht das Raumschiff SOL zwischen den Mühlsteinen einer kosmischen Auseinandersetzung, die im Grunde genommen eine Nummer zu groß für die Besatzungsmitglieder um den unsterblichen Zellaktivatorträger Perry Rhodan ist, aufgerieben zu werden. Denn wenn Superintelligenzen wie die Kaiserin von Therm oder BARDIOC in den Ring steigen, vermögen sie ganze Völkerschaften in Bewegung zu setzen, um den Gegner zu schwächen oder gar endgültig zur Strecke zu bringen.

Perry Rhodan war jedoch davon überzeugt, daß er mit der Kaiserin von Therm auf Augenhöhe ausgehandelt hatte, eine bestimmte Aufgabe für sie zu übernehmen, während sie ihm im Gegenzug die Koordinaten der verschollenen Erde übergeben sollte. Die wurde inzwischen dank der Hilfe der Superintelligenz tatsächlich gefunden, muß aber nun zunächst gegenüber BARDIOCS Schergen, die Kleinen Majestäten und das Hilfsvolk der Hulkoos, gesichert werden.

Doch wo sind all die Menschen geblieben? Auf der Erde leben nur noch wenige Personen. Unter ihnen die Mitglieder der TERRA-PATROUILLE, die sich gebildet hatte, um die Erde zu befreien und eines Tages wieder den Händen der Menschheit zu übergeben. Erde und Mond befinden sich nicht mehr im ursprünglichen Sonnensystem, sondern bilden gemeinsam mit einem von fliegenden Intelligenzwesen bewohnten Planeten Goshmos Castle und dem Medaillon genannten Stern ein eigenes System, das in einem fernen Raumbereich liegt.

Das Generationenraumschiff SOL hatte also nach langer Irrfahrt die Erde gefunden. Doch Perry Rhodans Mitstreiter sind zutiefst besorgt, weil der ansonsten für seine Besonnenheit und Übersicht bekannte Freund scheinbar das Ziel der SOL aus den Augen verloren und statt dessen zur Jagd auf die Kleinen Majestäten geblasen hat. Diese sind in der Lage, komplette Bevölkerungen von Planeten dem suggestiven Zwang BARDIOCS zu unterwerfen. Rhodan, der einen Kristall der Kaiserin von Therm an einer Kette um den Hals trägt, erweckt nicht den Eindruck, als treffe er seine Entscheidungen unbeeinflußt - sollte er etwa genauso wie seine Gegner manipuliert werden? Noch halten der Arkonide Atlan und die übrigen Besatzungsmitglieder der SOL dem Unsterblichen die Treue ... und fliegen prompt gemeinsam mit ihm in eine raffinierte Falle, die von BARDIOCS machtvollen Inkarnationen CLERMAC, SHERNAC und VERNOC aufgestellt worden war.

Die SOL trifft auf das rätselhafte Volk der Varben, das mittels eines speziellen Organs Gravitationswellen und entsprechende Störungen im Gravitationswellenmuster aufspüren und sich schwebend fortbewegen kann. Leichtfüßigkeit wäre demgegenüber noch als schwerfällig zu bezeichnen.

Die Varben bleiben zunächst undurchsichtig. Sicherlich, sie sind freundlich, reagieren aber kaum auf die Warnung, daß sich eine Flotte Hulkoos anschickt, ihr Sternenreich für BARDIOC zu erobern. Erst als sich die Raumschiffe in Bewegung setzen und sich das Mißtrauen unter der SOL-Besatzung steigert, lassen die Varben die Maske fallen und zeigen, wem sie die ganze Zeit über gedient haben ...

In einem anderen Handlungsstrang bemüht sich das mit den Bewußtseinen von sieben Personen ausgestattete Konzept Grukel Athosien darum, das Mondgehirn NATHAN zu aktivieren. Es soll dabei helfen, die Feuerflieger genannten fliegenden Bewohner Goshmos Castles auf eine Planetenhälfte zu evakuieren, weil ES auf der anderen Hälfte die von ihr aufgenommenen 20 Milliarden menschlichen Bewußtseine in Form von Konzepten ansiedeln will - nachdem der Planet kurzerhand in der Mitte geteilt würde. Für Superintelligenzen ist das kein Problem.

Auf Luna beziehungsweise im Innern des ausgehöhlten und technisch ausgebauten Monds versuchen der überragende Wissenschaftler Geoffrey Abel Waringer, der unsterbliche Reginald Bull und Perry Rhodans Sohn Roi Danton ebenfalls, das Mondgehirn für ihre Zwecke einzuspannen, nämlich für die Wiederansiedlung der entvölkerten Erde. Es kommt zwischen dem Konzept und dem Trio zu einem Kampf um die Kontrolle über die Rechenanlagen und dem einzig flugtauglichen Raumschiff IRONDUKE. Der Konflikt wird erst beigelegt, als Hulkoos ins Innere des Monds eindringen. Eine Übernahme wollen natürlich beide Seiten verhindern. Wie genial Waringer ist, zeigt sich übrigens daran, daß er zumindest "in Grundzügen" die Schilderung verstand, "wie ES die geistige und körperliche Substanz von zwanzig Milliarden Menschen sozusagen auf Abruf gespeichert hatte" (S. 287), wohingegen dies für Danton und Bull "zu abstrakt" war.

Zum Abschluß des SILBERBANDS 96 kehrt Perry Rhodan mit der SOL ins Varben-Nest zu den Varben zurück, deren Zugriff er sich erfolgreich erwehrt hatte, überlistet die extrem geschwächte Inkarnation CLERMAC und entführt sie. Einige Besatzungsmitglieder bleiben skeptisch, ob sich solch ein mächtiges Wesen ohne weiteres paralysieren und verschleppen läßt, und fragen sich, ob dies nicht die nächste Falle ist.

Charakteristisch für den vorliegenden SILBERBAND rund um den Zyklus "Kaiserin von Therm" ist das Gefühl einer Zerrissenheit der Menschheit und damit auch der Gesamthandlung. Die Bewohner der Erde wurden im Kosmos verstreut. Ein Teil befindet sich noch immer in ES, ein anderer hat sich ins Exil begeben und das Neue Einsteinsche Imperium (NEI) gegründet. Auf der Erde leben nur wenige Menschen, von denen wiederum einige unter dem Einfluß einer Kleinen Majestät standen. Auf der SOL, dem Mond und auf dem Planeten Goshmos Castle befinden sich ebenfalls Menschen im Einsatz, und wie erwähnt umkreist die Erde nicht mehr die Sonne, sondern den Stern Medaillon.

Nur allmählich führen einzelne Handlungsfäden aufeinander zu und werden zu einem Strang gebunden. Das ist ein wesentlicher Grund dafür, daß die SILBERBÄNDE wie die Romane der Erstauflage, die in dieser Buchform einer weiteren Verwertung zugeführt werden, ebenfalls als Serie gelesen werden sollten. In dem vorliegenden SILBERBAND 96 sind die Romane "Chaos auf Lusamuntra" (808) von H.G. Francis, "Meister der Gravitation" (816) von William Voltz, "Statthalter des Bösen" (817) von H. G. Ewers, "Die Gravo-Schleuse" (818) von Hans Kneifel, "Die fliegende Stadt" (819) von William Voltz, "Das Gravitationsgefängnis" (820) von H. G. Ewers, "Die Gravo-Katastrophe" (821) von Hans Kneifel, "Ein Fremder auf Luna" (822) von Kurt Mahr, "Der Kampf um die IRONDUKE" (823) ebenfalls von Kurt Mahr und "Die List des Terraners" (829) von William Voltz eingeflossen.

Nicht wegen der Straffung der ursprünglichen Einzelromane und des Streichens ganzer Textpassagen oder gar Hefte, sondern trotz dieser Bearbeitung enthalten die SILBERBÄNDE den Perry-Rhodan-typischen Flair, der sich nicht zuletzt auf geheimnisvolle Überwesen, unzugängliche Fremdvölker und skurrile Roboter stützt. Wer wissen will, wie entschlossen ein "Nutzwaffen-Radikalplaner" vorzugehen imstande ist oder ein "Mathelogiker" komplexe Berechnungen anstellt oder was es damit auf sich hat, daß ein den Lesern mittlerweile nicht mehr so fremdes Fremdwesen wie der kissenartige Douc Langur einen terranischen Roboter fragt, ob er ihn für einen Roboter oder ein natürliches Wesen halte, der wird an der Lektüre des SILBERBANDS 96 "Die Gravo-Katastrophe" sicherlich sein Vergnügen haben.

23. Januar 2007


Die Gravo-Katastrophe
PERRY RHODAN Silberband 96
Pabel-Moewig Verlag, Rastatt 2006
ISBN 10: 3-8118-4081-9
ISBN 13: 978-3-8118-4081-2