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BUCHBESPRECHUNG/092: Eiswind der Zeit (Perry Rhodan) (SB)


Eiswind der Zeit


Perry Rhodan-Silberband Nr. 101



Immer Ärger mit Nathan! Das renitente, eigener Aussage nach "nur" einer früheren Programmierung folgende Mondgehirn kocht mal wieder sein eigenes Süppchen und verbraucht Energie und andere Ressourcen, während es heimlich ein riesiges, aus 100.000 Einzelelementen zusammengesetztes Raumschiff baut, die BASIS. Dieser nüchtern wirkende Name riecht für diejenigen, die in der Vergangenheit regelmäßig die Perry Rhodan-Einzelromane gelesen haben, nach mehr als nur einen einzigen Sack voll Abenteuer. Der vorliegende Silberband "Eiswind der Zeit", der neun Originalromane zwischen den Nummern 856 und 866 zusammenfaßt, enthält somit den Ausgangspunkt für einen künftigen, verschlungenen Kurs durch Raum und Zeit, den das zwölf Kilometer große Raumschiff BASIS in den nächsten Hunderten von Heftromanen nehmen wird, um am Ende, abgewrackt und fluguntauglich, als Handels- und Vergnügungseinrichtung zu dienen.

Aber damit greifen wir der Zeit einige Jährchen voraus. Zunächst einmal hat die BASIS eine Aufgabe zu erfüllen. Mit ihr sollen die Menschen nach einem mysteriösen Objekt namens PAN-THAU-RA suchen, dessen Koordinaten Kershyll Vanne, ein "Konzept", in dessen neuronale Hardware - gewöhnlich Gehirn genannt - die Superintelligenz ES die Bewußtseine von sieben Personen eingelesen hat, bereits bekannt sind. Indes, um was es sich bei PAN-THAU-RA handelt und was sein ursprünglicher Zweck ist, den es wieder zugeführt werden soll, um ein großes Unheil zu verhindern, weiß auch Vanne nicht.

Nachdem der Erste Terraner Julian Tifflor Nathans Heimlichtuerei wohl oder übel akzeptiert hat und die Bitte des Mondgehirns um eine nicht unbeträchtliche Menge Howalgonium nachkommt, kann die BASIS fertiggebaut werden. Das Raumschiff stellt allerdings einen gewaltigen Machtfaktor dar, was die Begehrlichkeiten diverser Akteure weckt. Abgesehen von dem gefährlichen, aus dem Verborgenen heraus wirkenden Mutanten Boyt Margor, der den terranischen Chefwissenschaftler Payne Hamiller unter seine geistige Kontrolle gebracht und zu seinem Paratender gemacht hat, interessieren sich auch die Molekülverformer Ytter und Nchr (sprich: Nchr) für die BASIS, und so wird noch vor dem Aufbruch um die Kontrolle über das Raumschiff gerungen.

Von diesen Ränkespielen handelt der vorliegende Silberband ebenso wie von einer neuen Handlungsträgerin, Demeter. Sie wird bei Ausgrabungsarbeiten auf Kreta in einem 8.000 Jahre alten Schrein aus hochmodernem Terkonitstahl entdeckt. Demeter ruht hier wie eine wunderschöne "schlafende Göttin" und wacht erst auf, als Boyt Margor sie geistig unterwerfen will, was jedoch mißlingt. Ebenso scheitern die Molekülverformer, ihre Gestalt zu kopieren - da fragt man sich, ob Roi Danton bei seinem ganz persönlichen Versuch, Demeter für sich zu gewinnen, ebenso abblitzt. Der Sohn Perry Rhodans hat sich nämlich unsterblich in die Göttin verliebt ...

Als Nebengeschichte trägt Hans Kneifel mit einem der - pardon - typischen Pflanzen-und-Tiere-eines-ganzen-Planeten-wenden-sich-gegen-Schiffbrüchige-Romane zu Silberband 101 bei. Clark Darlton wiederum knüpft mit einer Episode um das kugelförmige Energiewesen Harno, ein Freund und Helfer der Terraner, an sehr frühe Erfolgsgeschichten an (Siehe PR-Heft 37: Ein Planet spielt verrückt). Zudem hat Hotrenor-Taak, ehemaliger Verkünder der Hetosonen, oberster Vertreter des Konzils der Sieben in der Milchstraße, einen starken Auftritt. Er rettet Harno und unterstützt die Terraner maßgeblich beim Kampf gegen die Molekülverformer.

Der Lare Hotrenor-Taak ist eine sehr interessante, da vielschichtige Figur. Die Autoren hatten sich bei ihr vom reinen Freund-Feind-Schema gelöst und sie - zumindest im späteren Verlauf der Handlung - als durchaus ernsthaft und ehrenhaft gezeichnet. Zunächst einmal diente Hotrenor-Taak als Oberbefehlshaber über eine Invasionsflotte von sieben Völkern und war damit ein Feind der Terraner. Er trat nach außen hin freundlich auf und machte Perry Rhodan zum ersten Hetran der Milchstraße. Nachdem er als einziger in der Milchstraße zurückgeblieben war, schloß er sogar mit Terranern Freundschaft und unterstützte sie gegen neue Gefahren.

Die Namenswahl "Laren" für das Volk Hotrenor-Taaks war offenbar eine Anspielung auf die Schutzgötter und Schutzgeister im Römischen Reich, die "Lares", deren Anbetung 392 n. Chr. verboten wurde. Die Laren aus der Perry Rhodan-Serie wollten zwar ebenfalls gewissermaßen verehrt, zumindest als schützende Partner akzeptiert werden, wurden es aber nicht, sondern sie wurden statt dessen aus dem Untergrund heraus bekämpft.

Die Handlung des Silberbands 101 spielt nach ihrer Vertreibung. Das Kapitel wurde ebenso abgeschlossen wie das der Aphilie, jener Gefühskälte, die fast alle Bewohner der Erde befallen hatte, als der Planet noch um die Sonne Medaillon kreiste. Da auch die vor der Larenherrschaft geflohenen Menschen vom Planeten Gäa in der Provcon-Faust zur Erde zurückkehren, erhält der Silberband "Eiswind der Zeit" alles in allem den Charakter eines Abschlusses vergangener Ereignisse und Übergangs zu neuen Abenteuern, die aber an anderer Stelle erzählt werden sollen ...

13. August 2009


Eiswind der Zeit
Perry Rhodan Silberband 101
Pabel Moewig Verlag, Rastatt 2008
400 Seiten
ISBN 3-8118-4087-8