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BUCHBESPRECHUNG/096: Orkan im Hyperraum (Perry Rhodan) (SB)


Perry Rhodan


Orkan im Hyperraum

Silberband 105



Ein Roboter, der eine ganze Welt beherrscht und eine beinahe mosaisch zu nennende Religion gegründet hat, bei der besondere Mitglieder eines Volkes eine Pilgerfahrt vornehmen, da sie hoffen, am Ende auserwählt und quasi erlöst zu werden; insektoide Wesen, die in Folge kosmischer Ereignisse verändert wurden und eine Armee züchten wollen, mit der sie Eroberungszüge vornehmen können; ein in einen Zwergenkörper gebannter ehemaliger Mächtiger, der seine Burg verloren hat - das und vieles mehr liefert den phantastischen Hintergrund, vor dem der Science-fiction-Held Perry Rhodan und seine Mitstreiter eine große Gefahr für die Milchstraße zu bannen versuchen.

Mit dem Silberband 105 findet der Zyklus PAN-THAU-RA einen würdigen Abschluß. "Orkan im Hyperraum" liefert ein sich steigerndes Feuerwerk an Ideen, wobei ein Einzelroman aus der Feder Clark Darltons das kontrapunktisch anheimelnde Finale liefert. Der vorliegende Sammelband erzählt die Abenteuer in der Galaxis Tschuschik auf mehreren Handlungsebenen weiter. Im Zentrum steht selbstverständlich der Versuch Perry Rhodans und seines schlagkräftigen Einsatzteams, die sich allesamt als Suskohnen verkleidet haben, in die Zentrale des 1126 Kilometer großen Sporenschiffs PAN-THAU-RA vorzustoßen. Das ist havariert und steckt zum kleineren Teil im hiesigen Kontinuum, zu zwölf Dreizehntel im Hyperraum, getrennt voneinander sind die Bereiche durch die Blasse Grenze.

Das Einsatzteam wird vom LARD unterstützt, dem robotischen Herrscher von Quostoht, einer künstlichen, abgeschlossenen Welt im diesseitigen Teil des Sporenschiffs. Bei den Gegnern der Gefährten handelt es sich um zwei Meter große, ameisenartige Ansken, die eigentlich von friedlicher Natur sind, aber durch eine Ladung mit Noon-Quanten kontaminiert und aggressiv wurden. Jenen Beherrschern des größeren Teils der PAN-THAU-RA stehen monsterartige Malgonen und ein Heer von Robotern zur Seite.

Das Sporenschiff hat Biophore mit On- und Noon-Quanten, also Lebenskeime, die einst von sieben Mächtigen im Auftrag der gottähnlichen Kosmokraten im Universums ausgebracht wurden, geladen. Von den gefährlichen Lebenskeimen sind einige entwichen. Den Hintergrund der Romane liefert somit eine Umweltverschmutzung kosmischen Ausmaßen. Es kann vermutet werden, daß der aufsehenerregende, schwere Giftunfall von Seveso vom Juli 1976 bewußt oder unbewußt Ideenlieferant für die damalige Perry-Rhodan-Redaktion gewesen war, ein solches Szenario zu entwerfen. Normalerweise werden die Leitideen einer Zyklushandlung auf Autorenkonferenzen einige Zeit vor Erscheinen der Romane festgelegt, und der erste Roman innerhalb des Silberbands 105 kam im Oktober 1978 an die Kioske.

Ob die Gefahr durch das Sporenschiff endgültig gebannt wird, erfahren die Leserinnen und Leser noch nicht. Der Handlungsteil um PAN-THAU-RA endet damit, daß sich das LARD als Kosmokratenroboter Laire zu erkennen gibt. Perry Rhodan, Atlan und weitere Mitstreiter hätten sich also gar nicht als Suskohnen zu verkleiden brauchen, LARD/Laire hätte sie auch als Terraner akzeptiert und ihnen das Panzerfahrzeug Fährotbrager überlassen, damit sie ins Zentrum des Sporenschiffs vorstoßen. Denn das Fahrzeug diente dem Roboter als Versteck, um auf diese Weise unbemerkt in die Hauptleitzentrale zu gelangen.

Ob der Plan aufgegangen wäre, wenn sich die Ansken nicht plötzlich vom Kampfgeschehen zurückgezogen und den Weg für Perry Rhodan freigemacht hätten, wissen wohl nur die Expokraten ... Jedenfalls erteilte die Ansken-Königin Bruilldana auf dem Planeten Datmyr-Urgan den telepathischen Befehl an ihre Artgenossen auf PAN-THAU-RA, die keine Königin haben, den Kampf abzubrechen, was diese befolgten. Bruilldana war den Terranern zu Dank verpflichtet, denn sie hatten den Ansken beim Wiederaufbau ihrer zerstörten Siedlung geholfen und dafür gesorgt, daß ein sich negativ auf die Königin auswirkender Einfluß durch Howalgonium beseitigt wurde.

Auf einer weiteren Erzählebene, die schon seit längerem mal im Hintergrund, mal an dominanter Stelle den Handlungsbogen bestimmt, wird der Konflikt zwischen den auf dem Fernraumschiff SOL Geborenen und der ursprünglichen Stammbesatzung um Perry Rhodan thematisiert. Die Solaner betrachten den Hantelraumer als ihre Heimat und wollen nicht von der Schiffsführung laufend neuen Gefahren ausgesetzt werden, sondern die alleinige Kommandogewalt übernehmen. Nun, da auch das Riesenraumschiff BASIS die PAN-THAU-RA erreicht hat, sehen die Solaner gute Chancen, ihre Absicht zu verwirklichen.

Am Beispiel des Konflikts SOL-Geborene und Ursprungsbesatzung werden in der Perry Rhodan-Serie im Nebenlauf grundlegende Rechtsfragen angesprochen: Auf welcher Grundlage reklamieren die SOL-Geborenen das Verfügungsrecht über das Raumschiff? Darf Perry Rhodan seine Zusage, die SOL zu übergeben, wieder zurückziehen, weil eine unerwartete kosmische Bedrohung für die Menschheit dies geboten erscheinen läßt? Mit anderen Worten, gibt es ein höheres Interesse, das dem Gewohnheitsrecht und mündlich gegebenen Zusagen überwiegt? Fragen dieser Art werden auch im nächsten Zyklus, "Die Kosmischen Burgen", am Konflikt um die Aufgabe der SOL behandelt.

Dem Silberband 105 "Orkan im Hyperraum" liegen folgende Einzelromane zugrunde: PR 894 - Soldaten des LARD (William Voltz), PR 895 - Herren der PAN-THAU-RA (William Voltz), PR 896 - Die Meuterer (H. G. Ewers), PR 897 - Ein Hauch von Magie (H. G. Ewers), PR 898 - Der Saboteur (Marianne Sydow), PR 899 - Orkan im Hyperraum (William Voltz), PR 893 - Abschied von Eden II (Clark Darlton). Die Entscheidung Hubert Haensels, der die Heftromane für die Silberbände bearbeitet, Darltons "Abschied von Eden II" ans Ende zu setzen, obgleich der Roman von der Reihenfolge her an den Anfang gehört hätte, ist plausibel, da die Handlung mit dem Konzept Ernst Ellert/Gordy Ashton auf Eden II ziemlich aus dem Rahmen fällt.

5. Oktober 2009


Perry Rhodan
Orkan im Hyperraum
Silberband 105
Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt 2009
ISBN: 978-3-8118-4091-1