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BUCHBESPRECHUNG/127: Partituren - Magazin für Klassische Musik 17 (SB)


Friedrich Berlin Verlag


Partituren

Das Magazin für Klassische Musik - Ausgabe Nr. 17 Juli/August

Unangepaßt


Knapp zweieinhalb Jahre nach Erscheinen der ersten Ausgabe hat die "Partituren"-Redaktion ihre Konzeption geändert. Allein die Gestaltung des Titelblattes läßt dies sofort erkennen. Bisher bestimmte bereits hier das für die Zeitschrift schwerpunktmäßig gewählte Thema das Cover. Die Wahl fiel auf Schubert, Beethoven, Venedig, die Musikstadt Paris oder die Symphonie - stellte also den Bezug zur Auseinandersetzung mit der klassischen Musik meist unter historischen Gesichtspunkten her. Das hat sich nun ein wenig geändert. Vermutlich um ein breiteres Publikum in den Kreis der Leser einzubinden, wurden mit der Mai/Juni-Ausgabe Rubriken eingeführt, die das aktuelle Musikgeschehen widerspiegeln. Die letzten beiden Titelbilder zeigen in der Folge den Sänger-Star Rolando Villazón und den "Popstar der Klassik" Nigel Kennedy.

"Partituren" hat nun seinen alten Charakter eingebüßt und entspricht jetzt eher in Format und Inhalt einer typischen, modernen Zeitschrift. Auf dem Markt läßt sich aber weiterhin kein vergleichbares Magazin für Klassische Musik finden. Dies gilt zugleich für online abzufragende Informationen. Hier hat der Friedrich Berlin Verlag in jüngster Vergangenheit seinen Service bemerkenswert ausgebaut. Ebenfalls bildreich und damit farbenprächtig-attraktiv bietet er sehr übersichtlich die Möglichkeit, Inhalte zu recherchieren. Auch vom Onlineangebot her reicht also keine Zeitschrift für klassische Musik an Partituren heran.

Wer nun als treuer Leser eine neuere "Partituren"-Ausgabe zur Hand nimmt, muß sich allerdings umorientieren. Mit "Boulevard", dem 'Streifzug durch die Klassikwelt' und "Kurz und gut", 'Neues von Komponisten und Künstlern' wurden Rubriken in das Magazin integriert, die mit vielen kurzen Meldungen bzw. Informationen dem Heft einen etwas anderen Unterhaltungswert zukommen lassen.

Im Zuge der Integration aktueller Kurzmeldungen wurde auch die Rubrik "Musikerleben" eingeführt. Sie bietet künftig am Ende jeder Ausgabe einen Einblick in das Wirken von Menschen, die selbst Musik machen, aber nie als Profis in die Schlagzeilen geraten werden. Zudem finden sich hier auch Tips und Tricks von Experten und ein kleiner Interpretationskurs für Laienmusiker.

In den älteren Ausgaben standen stets Aktuelles und Schwerpunktthema in Bezug zueinander, dies hat sich nach dem neuen Konzept geändert. Der spannend gewobene, kontinuierliche Faden, der den Leser bisher durch sämtliche Artikel leitete und seine Aufmerksamkeit fesselte, war weniger zum oberflächlichen Stöbern, Blättern oder zum schnellen Konsum geeignet.

Die Art und Weise, in der das Titelbild der aktuellen 17. Ausgabe gestaltet ist, verdeutlicht dann auch, daß es hier um anderes geht, als den Fokus wesentlich auf die "Mythen um Mozart" zu richten. Dennoch bleibt ein guter Teil der Gewichtung dem Schwerpunktthema vorbehalten. So kann der Leser in dem mit "Unangepaßt" betitelten "Partituren"-Heft weiterhin historischen Spuren folgen.

Neben dem stichwortartigen Überblick über Mozarts Leben und den Kurzkommentaren des Mozartexperten Prof. Dr. Ulrich Konrad befassen sich weitere Artikel mit Vermutungen, Spekulation und Sichtweisen über Mozarts Leben: das Vater-Sohn-Verhältnis, die vielen Reisen der Familie, eine Klarstellung des Verhältnisses Antonio Salieris zu Mozart, sein Freimaurerdasein in der Wiener Loge und einiges mehr.

Vieles andere ist geblieben. Beispielsweise die Rubrik "Blind gehört", in der Profis Werk und darstellende Künstler verschiedener CD-Einspielungen erraten und kommentieren, "Klangfarben" - diesmal geht es um die Drehleier -, "Gehört & Erlesen" - Neuvorstellungen vieler CDs und auch Neuerscheinungen von Musikbüchern. Nicht zu vergessen liegt der Zeitschrift auch weiterhin eine CD bei. Zum aktuellen Heft 17 wurden selbstverständlich Werke Mozarts, seines Vaters und seiner Zeitgenossen eingespielt.

Bei aller Veränderung bleibt "Partituren" für musikbegeisterte Laien weiterhin empfehlenswert.

"Partituren" erscheint sechsmal im Jahr, jeweils mit einer CD und kostet neun Euro.

18. Juli 2008


Partituren 17, Juli/August 2008
Magazin für Klassische Musik
Friedrich Berlin Verlag
Redakt.: Arnt Cobbers
9,- Euro
ISSN-Nr. 1860-7659, Best.-Nr. 60017