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BUCHBESPRECHUNG/133: Herbert Cordes - Berühmte Menschen - Kurzbiographien (SB)


Herbert Cordes


Berühmte Menschen

Kurzbiographien



Books on Demand genießen in einigen Leserkreisen große Sympathien, weil sie das Bemühen dokumentieren, sich dem lauten Marktgeschrei des Buchhandels zu entziehen. Diese in Eigenregie und ohne pekuniäre Unterstützung hergestellten Bücher lassen einen Autor vermuten, dem es eine Herzensangelegenheit ist, seine Botschaft in einem Buch zusammenzufassen und seinen Mitmenschen anzutragen. In der Regel sind diese Bücher besonders liebevoll hergestellt und inhaltlich akribisch durchgearbeitet.

Der lilafarbene Einband des vorliegenden Buches mit den Konterfeis berühmter Menschen weckt auf den ersten Blick ebenfalls die Hoffnung, hier würde man eine besonders spannend zu lesende oder doch zumindest eine interessante, thematisch gebündelte Sammlung von Kurzbiographien zu lesen bekommen. Die Erwartung wächst, einem bemerkenswerten Autor zu begegnen, dessen Gedanken, Motive oder ungewöhnliche Interessenlage diese berühmten Persönlichkeiten unter einen Buchdeckel bringt.
Man erwartet gut recherchierte Texte, die schlüssig und umfassend, und gleichzeitig auf bestmögliche Weise zusammengefaßt, vielleicht sogar mit Witz und Charme eine unterhaltsame Lektüre bieten - und Porträts der erwähnten Berühmtheiten, die die Buchseiten nicht nur optisch attraktiv gestalten, sondern auch äußerst hilfreich dort wären, wo die erwähnten Personen dem Leser unbekannt sind.
Eine Reflexion über das Berühmt- oder Bedeutsamsein an sich wäre in dieser lexikalisch aufgemachten Sammlung möglicherweise etwas unpassend, aber bei entsprechendem sprachlichen Geschick des Autors im Vorwort durchaus erhellend zu lesen.

Nun denn - all diese Erwartungen erfüllt dieser schmale, 182seitige Band leider nicht. Bis auf den professionell anmutenden Einband entbehrt das Buch jedweder Finesse. Abgesehen von den Satz- und Rechtschreibfehlern gibt es nichts, was die Langeweile durchbricht, die sich auf den Seiten breitmacht. Auch wenn der Autor sich bemüht, so faszinierende Persönlichkeiten wie Piraten, Exzentriker oder Verschwörer neben Politikern, Schriftstellern und Ölmilliardären aufzulisten, versandet der dazugehörige Text in unzusammenhängender Aneinanderreihung von Jahreszahlen vermuteter Lebenshöhepunkte. Zudem wird hin und wieder eine Prise Moral in die Texte gestreut, so daß die Frage aufkeimt, ob der Autor die fehlenden Hintergrundinformationen mit Sätzen seiner eigenen Lebenssicht brücken wollte.

"Janis Joplin, Sängerin. Geboren am 19. Januar 1943 in Port Arthur, Texas. Ihr Ruhm dauerte drei Jahre und einer ihrer größten Hits war "Me and Bobby McGee". Gestorben am 4. Oktober 1970 in Los Angeles an einer Überdosis Heroin. In späteren Jahren bekannten einige für ihren Drogenkonsum bekannte Musiker, sie hätten überrascht fest gestellt, daß sie ohne Drogen kreativer waren und länger lebten."

An diesem pseudolexikalischen Archiv zeigt sich, daß es für die Veröffentlichung eines Buches schon sinnvoll ist, wenn ein Lektor in Anspruch genommen wird, der mindestens einen prüfenden Blick ins Manuskript wirft, um sich zu vergewissern, ob der Inhalt mit Akribie, sprachlicher Gewandheit oder wenigstens aufgrund einer Faktensammelmanie gefertigt wurde. Auf diese Weise könnte immerhin bei einem kleinen Kreis von Bücherfreunden das Leseinteresse wachgehalten werden.

12. Oktober 2011


Herbert Cordes
Berühmte Menschen - Kurzbiographien
Books on Demand, Norderstedt 2011
ISBN 978-3-8311-4928-7