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REZENSION/186: Frank Deppe - Politisches Denken im 20. Jahrhundert (SB)


Frank Deppe


Politisches Denken im 20. Jahrhundert

Die Anfänge



In einer Fußnote zum Vorwort des im letzten Jahr erschienen zweiten Bandes seiner Abhandlung zum politischen Denken im 20. Jahrhundert - "Politisches Denken zwischen den Weltkriegen" - erklärt Frank Deppe, warum er den ersten Band seinerzeit nicht als solchen ausgewiesen habe. Neben den für langfristige Projekte schlechten Arbeitsbedingungen an heutigen Massenuniversitäten führt der Marburger Politikwissenschaftler das Beispiel eines Kollegen an, der bei Veröffentlichung seines Buches das baldige Erscheinen eines zweiten Bandes ankündigte und dann lange Jahre daran litt, daß man den ersten Band nicht kommentierte, sondern nur von ihm wissen wollte, wann der zweite erscheine. Frank Deppe hatte also schon 1999, dem Erscheinungsjahr des vorliegenden Bandes "Politisches Denken im 20. Jahrhundert. Die Anfänge" vor, an diesem großen Thema weiterzuarbeiten und sich nicht auf den Zeitraum um die Jahrhundertwende zwischen 1890 und dem Ende des Ersten Weltkriegs zu beschränken.

Anläßlich der Herausgabe des zweiten Bandes erscheint es schon wegen der Fülle des dargebotenen Stoffes gerechtfertigt, umgekehrt als im Falle des unglücklichen Kollegen Deppes zu verfahren und dem ersten Band der Reihe eine separate Rezension zu widmen, auch wenn dieser bereits vor fünf Jahren erschienen ist. Es handelt sich schließlich nicht um ein tagesaktuelles politisches Sachbuch von kurzer Halbwertzeit, sondern ein Werk, dem man gerade vor dem Hintergrund des epochalen Wandels im politischen Denken, der seit dem Niedergang der Sowjetunion und dem Aufstieg der USA zum alleinigen Globalhegemon mit zunehmender Beschleunigung vonstatten geht, die Zeitlosigkeit eines Dokuments geistesgeschichtlicher Erinnerungskultur attestieren kann.

So verleiht der Autor in seinem im Mai 1999 verfaßten Vorwort dem Wunsch Ausdruck, das Werk möge verhindern, daß "die Traditionen des kritischen Denkens und Handelns", die sich mit den Namen seiner Lehrer verbänden, bei denen er in den frühen 60er Jahren in Frankfurt/Main und Marburg studiert habe, "auch im Übergang ins 21. Jahrhundert nicht verschüttet werden". Die Sorge um den Verlust selbst des zeitgeschichtlichen Gedächtnisses erscheint angesichts des kulturellen Umbruchs, der mit der Globalisierung sozialtechnokratischer Effizienzdogmen und neoliberaler Ideologeme einhergeht, mehr als berechtigt. Das betrifft vor allem die von Deppe behandelten antikolonialen und sozialrevolutionären Traditionen, doch selbst die theoretischen Vordenker heutiger Herrschaftsdoktrinen werden durch eine von Kosten-Nutzendenken und Konformität bestimmte Medienkultur und Bildungspolitik vernachlässigt.

Wenn die Durchdringung jeder noch so entlegenen Region und Kultur durch den marktwirtschaftlichen Kapitalismus so irreversibel erscheint, daß sie bei den Urhebern dieser Expansion Jubel über das vermeintliche Ende der Geschichte auslösen konnte, dann weiß man, daß man es bei dem Versuch, dieser Entwicklung mithilfe des Vermächtnisses emanzipatorischer und sozialkämpferischer Traditionen entgegenzutreten, nicht nur mit dem Problem des Wechsels der Generationen und Innovationszyklen zu tun hat, sondern mit der systematischen Offensive einer ökonomistisch-administrativen Versachlichung aller menschlichen Belange, die ausnahmslos dem kapitalistischen Verwertungszwang unterworfen werden sollen. Die normative Gewalt dieses alle Formen und Ebenen menschlicher Kulturleistung betreffenden Übergriffs zerstört nicht nur autochthon gewachsene Lebensformen, sich noch der Anglifizierung widersetzende Sprachen sowie den Eigensinn regionaler Autonomie, sie richtet sich vor allem gegen den politischen Widerstand, der überall dort ausgemacht wird, wo der Ruf nach einem egalitären Gegenentwurf zur kapitalistischen Globalisierung laut wird.

Ohne die Erinnerung an die sozialen Bewegungen und theoretischen Entwürfe, die im Widerstreit kontroverser Interessen und im Kampf um die politische Macht entstanden sind, bleibt die Welt tatsächlich so flach wie eine Scheibe, auf der Produktion und Reproduktion in degenerativer Zirkelschlüssigkeit ineinandergreifen. Die von Deppe erhellte Tiefendimension politischen Denkens hingegen klärt auf über das Zustandekommen heutiger Ideologien und Weltanschauungen und wirkt damit jeder Propaganda entgegen, die glauben machen will, es gäbe so etwas wie eine alternativlose und finale Gesellschaftsordnung, Wirtschaftsweise und Herrschaftsform. Daß dieser Anspruch nicht nur von eschatologischen Utopien, sondern einer sich so nüchtern und rational gebenden Doktrin wie dem der marktwirtschaftlichen Demokratie erhoben wird, unterstreicht den ideologischen Charakter aller politischen Theorien, die universale Gültigkeit für sich reklamieren.

Deppe entwickelt seine Ideengeschichte um den Begriff des Politischen herum, den er umfassend definiert und in der Polarität von Staat und Gesellschaft zur Anwendung bringt:

"Die Politisierung bzw. Durchstaatlichung der Gesellschaft war notwendig geworden, um sozialökonomische Risiken und Krisenprozesse zu minimieren bzw. um revolutionäre Potentiale (von Seiten der sozialistischen und kommunistischen Arbeiterbewegung) zu 'zähmen', indem die 'Gleichheit der gesellschaftlichen Bedingungen' (Tocqueville) hergestellt werden sollte. Dieser Vorgang wurde allerdings auch als ein Prozeß der 'Entpolitisierung', der 'Weltentfremdung' (Hannah Arendt) gedeutet, in dem Arbeit und Technik, Wissenschaft und Technokratie irreversible Sachzwänge des politischen Handelns vorgeben. Die normative Fragestellung nach dem guten oder vernünftigen Leben der Menschen im politischen Gemeinwesen (civil society) verlor so immer mehr ihre praktische Wirkungskraft." (S. 19)

Dieser Absatz aus dem Abschnitt "Herrschaftsverhältnisse und Regulationsformen" im 1. Unterkapitel "Politisches Denken" des 1. Kapitels "Ein Jahrhundert, das 'die größten Hoffnungen hervorrief und alle Illusionen und Ideale zerstörte' (Yehudi Menuhin)" ist durchaus repräsentativ für den Umgang Deppes mit der Komplexität des Themas. So belegt er den Entwicklungsverlauf politischen Denkens mit zahlreichen Zitaten der in dem Buch vorgestellten Theoretiker wie zeitgenössischer Politologen, Philosophen und Historiker, ohne dabei den Faden seiner spezifischen Interpretationsweise loszulassen. Das systematische Vorgehen des erfahrenen Sozialwissenschaftlers alleine würde die Lektüre dieses Buches nicht zu einem spannenden Unterfangen machen, es ist das Interesse des Autors an den Bruchlinien, Konfliktzonen und Streitpunkten des Kampfs um soziale Emanzipation und politische Herrschaft, das dem Werk innere Stringenz gibt.

Die Schwierigkeit, die sich aus dem Versuch eines Abgleichs der vielfältigen politischen Bewegungen mit ihrer theoretischen Aufarbeitung ergibt, drückt Deppe mit einem Satz aus, der das Problem des Übertrags politischen Denkens auf seine praktische Anwendung oder gar die kontrollierte Steuerung gesellschaftlicher Prozesse markiert:

"Der Bezug des politischen Denkens zur geschichtlichen Praxis konstituiert strukturelle Kontingenz - mit anderen Worten: Das praktische Handeln ist stets mit einer unendlichen Vielfalt von Variablen und Handlungsoptionen der beteiligten Akteure konfrontiert." (S. 17)

Stellt man die Crux jeder Ordnung, immer im Nachvollzug realer Entwicklungen zu entstehen und damit der Komplexität und Geschwindigkeit des Geschehens niemals vollständig entsprechen zu können, als prinzipielles Problem des Verhältnisses von Theorie und Praxis in Rechnung, dann stellt der von Deppe eröffnete Zugang zur ganzen Bandbreite moderner politischer Philosophie durchaus einen Schlüssel für das tiefere Verständnis aktueller sozialer und gesellschaftlicher Konflikte dar. Immer wieder stößt man bei der Lektüre darauf, wie konstitutiv die von Deppe beschriebenen Formen politischen Denkens für die heute vorherrschende Ideologie sind, auch wenn diese sich etwa im Verhältnis zum intellektuellen Vermögen eines Lenin als doch recht armselig erweist.

Nach einer Einführung in die politische Wissenschaft als akademische Disziplin und ihre zentralen Begriffe wie Problemstellungen steckt Deppe den Rahmen seiner Abhandlung durch eine Bilanzierung des 20. Jahrhunderts aus historischer und soziologischer Sicht ab. Auch wenn dem Aufstieg der USA zur dominanten Weltmacht dabei eine wichtige Rolle zukommt, so werden die ihn begünstigenden Bedingungen erst im Zusammenhang mit dem Niedergang des klassischen bürgerlichen Liberalismus im Fanal des Ersten Weltkriegs und den daraus resultierenden Widerspruchslagen, denen eine fast ausschließlich von ökonomischen Belangen bestimmte Weltpolitik zugrunde liegt, vollständig transparent:

"Gleichwohl steht die Politik im 20. Jahrhundert - so deutlich wie nie zuvor - unter dem Zwang, den Prozessen der Kapitalakkumulation und des Wirtschaftswachstums Rechnung zu tragen. Die Wirtschaftskraft eines Landes ist zur wesentlichen Determinante seiner Machtposition in der internationalen Politik geworden. Sie hat über die Ergebnisse der großen Kriege dieses Jahrhunderts ebenso entschieden wie über die Kräfteverhältnisse des Weltmarkts." (S. 35)

Denen von Deppe ausgeführten "Widerspruchs- und Konfliktkonstellationen" liegen demnach "die beständigen Auseinandersetzungen um die Kohäsion von Akkumulationsregime und Regulationsweise, die keineswegs deterministisch vorgegeben ist, sondern sich stets im Ergebnis von sozialökonomischen, politischen und ideologischen Klassenauseinandersetzungen herstellt", zugrunde. (S.38) Es handelt sich bei den Ergebnissen dieser Auseinandersetzungen also um Manifestationen menschlichen Interesses und nicht einer von metaphysischen Prinzipien gesteuerten Geschichtsmaschine. Ohne dieses jedem Vulgärmaterialismus abholde Verständnis historischer Prozesse besäße der Mensch keine Möglichkeit, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Daß bedeutet auch, daß der Ausgang jeder politischen Entwicklung offen ist und eine Herrschaft des Menschen über den Menschen nicht zu bestreiten wäre. Selbst unter den Umständen einer hochkomplex organisierten, von partikularistischen Interessen und egozentrischer Ignoranz bestimmten Gesellschaft kann die Beteiligung des einzelnen an Strukturen der Ausbeutung und Unterdrückung nicht geleugnet werden - ohne Täter gäbe es keine Opfer und vice versa.

Gerade der von dem Autoren im ersten Kapitel geleistete Überblick über die wesentlichen Kriterien und Momente kapitalistischer Entwicklungsdynamik versetzt den aufmerksamen Leser in die Lage, Einsicht in die kompensatorische Funktion wichtiger struktureller Elemente einer von Krise und Krieg gebeutelten Weltwirtschaft und Weltordnung zu erhalten.

"Allerdings vollziehen sich diese Prozesse des beschleunigten, ökonomischen Wachstums weder linear noch gleichzeitig. Insofern verfehlen alle Modernisierungstheorien, die das Jahrhundert - im Anschluß an Max Weber - nach Maßgabe einer linear und progressiv wirkenden Rationalisierungslogik beurteilen, dem adäquaten Begriff der Widersprüche, Kriege, Krisen und Katastrophen, die dieses Jahrhundert wie kein anderes erschüttert haben. Die Ausdifferenzierung der kapitalistischen Wirtschaft und des modernen Staates sowie die kulturelle Rationalisierung der Lebensführung führt gerade nicht zu einer durchgängigen, wechselseitigen Stabilisierung der Funktionslogiken von Ökonomie, Politik und Kultur. Und sie erzeugt die Krisen und Gewaltkonflikte nicht nur an der Peripherie, an den Schnittstellen von Modernisierung und prägmodernen Widerständen, sondern aus der widersprüchlichen Entwicklungslogik des kapitalistischen Zentrums der 'globalen Revolution' selbst." (S. 61)

Aus diesem nicht nur konfliktträchtigen, sondern aus Kämpfen von archaischer Feindseligkeit generierten Stoff ist all das gewebt, was Deppe in den folgenden Kapiteln anhand wichtiger Exponenten des politischen Denkens und Handelns ihrer Zeit vorstellt, diesen jedoch nur bedingt im biografischen Sinne zueignet. So erklärt der Autor im Vorwort, er habe sich

"darum bemüht, den jeweiligen Typus des politischen Denkens als gleichsam idealtypische Konfiguration der Politik zu behandeln. Politisches Denken wird so - im Sinne Antonio Gramscis - als Moment eines 'historischen Blocks' (blocco storico) begriffen, in dem objektive Strukturen, Prozesse und Machtverhältnisse sowie Elemente der Politik, der Kultur und der Ideologie - stets vermittelt über konkrete Kräftekonstellationen der Klassen und ihrer Kämpfe - historisch je spezifische und konkrete Verbindungen eingehen." (S. 9/10)

So weist Deppe im 2. Kapitel "Von der Belle Epoque zur Katastrophe (1900-1914/18)" die Weltlage zur Jahrhundertwende als Hochzeit der Nationalstaaten aus, die sich in der "Transformation des liberalen 'Nachtwächterstaats' zum imperialistischen Macht- und Interventionsstaat" befänden. Dabei definiert die Ablösung des British Empire durch die zusehends expansiveren USA die globalhegemoniale Spitzenposition, die nicht nur militärisch, sondern vor allem ökonomisch abgesichert wird. Der Autor geht jedoch nicht nur auf die weltpolitisch bedeutsamen Entwicklungen ein, sondern umreißt anhand maßgeblicher Impulse aus Geistes- und Sozialwissenschaften, wie das bürgerliche Selbstverständnis in Frage gestellt wird und Individuationsprozesse in zunehmende Entfremdung münden.

Von besonderem Interesse ist der von Deppe geschilderte "Siegeszug des Sozialdarwinismus als Leitideologie imperialistischer Eliten", stellt dieser doch einen Bezug zur aktuellen Camouflage kapitalistischer Herrschaft her. Auch die "Gewaltdiskurse" um das Verhältnis imperialistischer Staaten untereinander sowie das Aufbegehren nationaler Unabhängigkeitsbewegungen sind nicht von rein akademischem Interesse, sondern angesichts der neuerlichen Entfesselung des Krieges als probates Mittel westlicher Politik von höchster Aktualität.

Es würde den Rahmen einer Rezension sprengen, jedes einzelne Kapitel des Buches ausführlich zu besprechen, auch wenn es ihr Inhalt allemal verdiente. Allein die sich derzeit drastisch wandelnden Staats- und Demokratietheorien lohnen die Lektüre des Kapitels über den Soziologen Max Weber, der mit dem Gegensatz von konsenskompatibler Verantwortungsethik und verwerflicher Gesinnungsethik ein häufig zur Diffamierung des politischen Radikalismus als weltfremd und verantwortungslos genutztes Begriffspaar geschaffen hat. Seine Überzeugung, "daß Deutschland ohne eine sozialökonomische und politische Modernisierung (d.h. auch ohne einen 'Klassenkompromiß' auf dem Gebiet der Sozialreform) keinen gebührenden Platz unter den führenden imperialistischen Mächten in der Welt einzunehmen vermochte" (S. 165), belegt nicht etwa, daß sich an diesem Anspruch auf Teilhabe am globalen Raubzug etwas geändert hätte, sondern zeigt, wie sehr die Atomisierung der Gesellschaft ein derartiges Interesse begünstigt.

Das Kapitel über die Neomachiavellisten Vilfredo Pareto und Georges Sorel ist insbesondere hinsichtlich der Entwicklung heutiger Staaten zu Systemen der Eliteherrschaft und kontrollierten Demokratie sowie des virulenten Gegensatzes von neoliberalem und demokratischen Denken von Interesse. Wen die kaum noch vorhandene Resonanz, um von Widerspruch gar nicht erst zu reden, auf explizit im Namen der Demokratie begangene Exempel des Rechtsbruchs und Machtmißbrauchs noch erstaunt, der trifft an dieser Stelle auf einige Legitimationen für das Verkehren des demokratischen Anspruchs auf Volkssouveränität in sein praktisches Gegenteil, die damals nicht minder staatstragend waren, als es die Sachzwanglogik moderner Politikmanager ist.

Deppe beschränkt sich bei seiner Geschichte des politischen Denkens nicht auf europäische Traditionen, sondern widmet den USA, China und Rußland respektive der Sowjetunion jeweils ein eigenes Kapitel. Während man bei der "politischen Philosophie des amerikanischen Pragmatismus", für die John Dewey steht, nicht nur auf Grundlagen jenes social engineering stößt, das im Zusammenspiel mit neoliberalen und kommunitaristischen Prinzipien den Fortschritt kapitalistischer Sozialkontrolle vorantreibt, sondern auch eine Antwort auf die Frage erhält, warum es sozialrevolutionäre Bewegungen in den USA so schwer haben, beeindruckt das Kapitel über W.I. Lenin mit einer ausführlichen Würdigung dieses politischen Theoretikers und Praktikers und der Bewertung der Oktoberrevolution als Ereignis von prägender Bedeutung für das 20. Jahrhundert. Für wie gefährlich der angeblich auf Nimmerwiedersehen verschwundene Kommunismus bei allen Mängeln und Widersprüchen seiner sowjetischen Ausprägung immer noch gehalten wird, zeigt die Mißachtung des 80. Todestags Lenins im Januar durch die ansonsten jeden Gedenktag dieser Art publizistisch verwertenden Medien. Das Kapitel über den Begründer des modernen China, Sun Yat-sen, gewährt einen Einblick in die spezifischen Grundlagen dieser jahrtausendealten Kultur für einen antikolonialen Kampf, der ebenfalls in eine der großen revolutionären Bewegungen des vergangenen Jahrhunderts mündete.

Im Epilog wertet Deppe noch einmal die Dynamik der zentralen Konflikte und Widersprüche, die den in diesem Band begangenen Zeitraum geprägt haben, hinsichtlich ihrer Auswirkung auf das politische Denken aus und schafft mit einem Ausblick auf die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg den Übergang zum zweiten Band einer Serie, die damit hoffentlich noch nicht beendet ist. Schließlich handelt es sich um ein Grundlagenwerk, das der Degeneration politischen Denkens zur ahistorischen Funktionslogik, die den maßgeblichen Einfluß sozialökonomischer Bedingungen und den Mißstand autoritärer Herrschaft mithilfe der Metaphysik selbstregulativer Marktprinzipien leugnet, Einhalt gebieten könnte, wenn es nur genügend Leser fände.


Frank Deppe
Politisches Denken im 20. Jahrhundert
Die Anfänge
VSA Verlag - Hamburg, 1999
398 Seiten
ISBN 3-87975-747-X