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AFRIKA/192: Recht auf Nahrung (ai journal)


amnesty journal 01/2012 - Das Magazin für die Menschenrechte

Recht auf Nahrung

von Franziska Ulm


Die Krise am Horn von Afrika ist in mehrfacher Hinsicht eine Menschenrechtskrise. Rund 13 Millionen Menschen wird seit Monaten in Teilen Kenias, Äthiopiens und insbesondere Somalias ein elementares Menschenrecht vorenthalten: Das Recht auf Nahrung, ohne dessen Verwirklichung alle anderen Menschenrechte nicht umzusetzen sind. Rund 925 Millionen Menschen weltweit hungern - jeder siebte Mensch. Ursache für Hunger sind nicht nur Naturkatastrophen, wie zuletzt in Somalia die große Dürrekatastrophe. Oftmals sind auch politische Akteure mitverantwortlich für das Ausmaß von Nahrungsmittelknappheit.

In Somalia hat die al-Shabaab-Miliz jahrelang ausländischen Hilfsorganisationen die Arbeit im Land verwehrt oder horrende Summen für den Zugang zur Bevölkerung verlangt. Auch während der jüngsten Dürrekatastrophe verweigerte sie humanitären Organisationen den Zutritt zu hilfebedürftigen Menschen.

Die aktuelle Krise verschärft jedoch auch eine Flüchtlingskrise, die bereits seit über zwei Jahrzehnten andauert. Denn seit über 20 Jahren herrscht in Somalia Bürgerkrieg zwischen verschiedenen Gruppierungen. Seitdem flüchten Menschen vor den gewaltsamen Auseinandersetzungen in die Nachbarländer Somalias oder versuchen, sich innerhalb des Landes in Sicherheit zu bringen, in der Hoffnung, irgendwo in Frieden leben zu können.

Doch auch in den Nachbarländern sind somalische Flüchtlinge mit Hindernissen konfrontiert. Sie sind Diskriminierung durch die Behörden, aber auch durch die Gesellschaft ausgesetzt und müssen fürchten, von der Polizei verhaftet und völkerrechtswidrig abgeschoben zu werden. In den Flüchtlingslagern, die seit Jahrzehnten überfüllt sind und seit Beginn der Dürrekatastrophe nicht mehr in der Lage sind, alle Flüchtlinge zu fassen, mangelt es an Unterkünften, medizinischer Versorgung und vielem mehr. Sexuelle Gewalt, Streitigkeiten und Perspektivlosigkeit machen die Situation bedrückend. Niemand weiß, wie sich die Lage für die Flüchtlinge in Kenia entwickeln wird, nachdem ausländische Helfer nach Somalia verschleppt wurden und die kenianische Armee in Somalia einmarschiert ist.


Franziska Ulm ist Afrika-Expertin der deutschen Amnesty-Sektion


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Quelle:
amnesty journal, Dezember 2011/Januar 2012, S. 21
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Januar 2012