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AKTION/1249: Urgent Action - Kuba, Regierungskritiker noch immer in Haft


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-092/2012-1, AI-Index: AMR 25/025/2012, Datum: 26 Oktober 2012 - jw

Kuba
Kubaner noch immer in Haft

Weitere Informationen zu UA-092/2012 (AMR 25/011/2012, 22. März 2012)



Inhaftiert:
Herr MARCOS M&Acute;IQUEL LIMA CRUZ

Freigelassen:
Herr ANTONIO MICHEL LIMA CRUZ

Schikaniert:
Herr MARCO ANTONIO LIMA DALMAO
Frau ADISNIDIA CRUZ SEGREO

Der gewaltlose politische Gefangene Antonio Michel Lima Cruz ist am 24. Oktober in Kuba aus der Haft entlassen worden. Sein Bruder Marcos Máiquel Lima Cruz, ebenfalls gewaltloser politischer Gefangener, muss noch mindestens zehn Monate verbüßen. Ihre Eltern werden weiterhin schikaniert.

Am 24. Oktober ist Antonio Michel Lima Cruz, nachdem er seine Strafe verbüßt hatte, aus dem Gefängnis La Ladrillera in der östlichen Provinz Holguín entlassen worden. Er und sein Bruder Marcos Máiquel Lima Cruz waren am 25. Dezember 2010 in ihrer Wohnung in Holguín inhaftiert worden. Sie hatten Lieder einer kubanischen Hip-Hop-Band abgespielt, in denen die Unterdrückung der Meinungsfreiheit in Kuba kritisiert wird, und mit einer kubanischen Flagge vor ihrem Haus auf der Straße getanzt. Antonio Michel Lima Cruz und Marcos Máiquel Lima Cruz wurden wegen "Beleidigung der Wahrzeichen des Vaterlandes" (ultraje a los símbolos de la pátria) und "Störung der öffentlichen Ordnung" (desórdenes públicos) zu zwei bzw. drei Jahren Haft verurteilt. Es wird angenommen, dass ihre Inhaftierung politisch motiviert war und sie somit als gewaltlose politische Gefangene zu betrachten sind.

Ihre Eltern Marco Antonio Lima Dalmao und Adisnidia Cruz Segreo werden im Zusammenhang mit ihren friedlichen regierungskritischen Aktivitäten regelmäßig Opfer von Schikanen wie z. B. wiederholter kurzfristiger und willkürlicher Festnahmen. Eine Gruppe von ca. zehn PolizeibeamtInnen und zehn Angehörigen der Staatssicherheit verschaffte sich am 11. August ohne Durchsuchungsbefehl gewaltsamen Zutritt zu der Wohnung der Eltern. Beide wurden festgenommen und Gegenstände wie Laptops und Mobiltelefone wurden konfisziert. In der Haft begann Marco Antonio Lima Dalmao, der schon länger an Herzproblemen leidet, Schmerzen in der Brust zu verspüren und wurde für kurze Zeit in ein Krankenhaus gebracht, bevor man ihn in die regionale Zentrale der Staatssicherheit (auch bekannt als Pedernales) in der Provinz Holguín verlegte. Er und Adisnidia Cruz Segreo wurden ohne Anklage bis zum 15. August festgehalten.

Am 28. September versuchten zwei unbekannte Personen einen gewaltsamen Überfall auf Marco Antonio Lima Dalmao, als dieser auf dem Weg zu einem Treffen mit anderen RegierungskritikerInnen war. Sie flüchteten, als Passanten sich einmischten. Sein Handgelenk wurde an zwei Stellen gebrochen. Unmittelbar danach bemerkte Marco Antonio Lima Dalmao, dass er von einem Unbekannten auf einem Motorrad auf der anderen Seite der Straße gefilmt wurde. Er glaubt, dass die Behörden versucht haben, Filmmaterial von ihm in einer gewaltsamen Auseinandersetzung zu erstellen, um es gegen ihn zu verwenden.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Antonio Michel Lima Cruz sollte bis zum 25. Dezember in Haft bleiben, kam aber durch eine Regelung vorzeitig frei, die Häftlingen für "gute Führung" ("buena conducta") jedes Jahr eine zweimonatige Verkürzung ihrer Haftstrafe gewährt und nach einem Jahr in Haft in Kraft tritt. Das bedeutet, dass Marcos Máiquel Lima Cruz am 25. August 2013 freigelassen werden könnte.

Antonio Michel Lima Cruz war im Gefängnis La Ladrillera in der Provinz Holguín inhaftiert, wo sich sein Bruder noch immer befindet. Nach seiner Freilassung sagte Antonio Michel Lima Cruz gegenüber Amnesty International, dass er weiterhin an Prostataproblemen leide, die in den sechs Monaten begannen, die sein Bruder und er in Untersuchungshaft in Pedernales verbrachten. Sie erhielten dort keine medizinische Versorgung. Auch während seines Aufenthalts in La Ladrillera sei er nicht angemessen medizinisch versorgt worden. Die Medikamente, die er bekam, waren unwirksam, wodurch er auf Medikamente angewiesen war, die Familie und UnterstützerInnen beschafften.

Antonio Michel Lima Cruz und Marcos Máiquel Lima Cruz sind Mitglieder der landesweiten Dachorganisation "Rat der Menschenrechtsberichterstatter in Kuba" (Consejo de Relatores de Derechos Humanos de Cuba) und der republikanischen Jugendbewegung Movimiento Impacto Juvenil Republicano. Genau wie andere als regierungskritisch betrachtete Gruppen werden die beiden Organisationen von offizieller Seite nicht anerkannt. Antonio Michel Lima Cruz und Marcos Máiquel Lima Cruz sind beide als unabhängige Journalisten tätig und waren Mitbegründer der Online-Zeitung Candonga, die 2009 ihre Arbeit auf Anordnung der kubanischen Behörden einstellen musste.


SCHREIBEN SIE BITTE

E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte lassen Sie Marcos Máiquel Lima Cruz unverzüglich und bedingungslos frei, da es sich bei ihm um einen gewaltlosen politischen Gefangenen handelt, der nur aufgrund der friedlichen Wahrnehmung seines Rechts auf freie Meinungsäußerung inhaftiert ist.
  • Bitte stellen Sie sofort die Schikanierungen gegen Marco Antonio Lima Dalmao und Adisnidia Cruz Segreo und alle anderen Bürger, die friedlich ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit ausüben, ein.

APPELLE AN

STAATS- UND REGIERUNGSCHEF
Raúl Castro Ruz
Presidente de la República de Cuba
La Habana, KUBA
(Anrede: Su Excelencia / Your Excellency / Exzellenz) Fax: (00 53) 7 833 30 85 (über das Außenministerium) oder (00 1) 212 779 16 97 (über die ständige Vertretung Kubas bei der UN)
E-Mail: cuba@un.int (c/o ständige Vertretung Kubas bei der UN)

GENERALSTAATSANWALT
Dr. Darío Delgado Cura
Fiscal General de la República
Fiscalía General de la República
Amistad 552, e/Monte y Estrella
Centro Habana, La Habana, KUBA
(Anrede: Señor Fiscal General / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt / Dear Attorney General)


KOPIEN AN

INNENMINISTER
General Abelardo Coloma Ibarra
Ministro del Interior y Prisiones
Ministerio del Interior
Plaza de la Revolución
La Habana
KUBA
(Anrede: Su Excelencia / Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 1) 212 779 1697 (über die ständige Vertretung Kubas bei der UN)
E-Mail: correominint@mn.mn.co.cu

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KUBA
S.E. Herrn Raúl Becerra Egaña
Stavanger Str. 20
10439 Berlin
Fax: 030-916 4553
E-Mail: embacuba-berlin@botschaft-kuba.de
embacuba-berlin@t-online.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 7. Dezember 2012 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Calling on the Cuban authorities to release Marcos Máiquel Lima Cruz immediately and unconditionally, as he is a prisoner of conscience, detained solely for peacefully exercising his right to freedom of expression.
  • Calling on them to immediately cease the harassment of Marco Antonio Lima Dalmao and Adisnidia Cruz Segreo, and all other citizens who peacefully exercise their rights to freedom of expression and association.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN - FORTSETZUNG

Marco Antonio Lima Dalmao ist für die Provinz Holguín der Koordinator der Organisation "Patriotische Vereinigung Kuba" (Unión Patriótica de Cuba - UNPACU), einer Dachorganisation von kubanischen Dissidentengruppen in und um die Provinz Santiago de Cuba, die nach gewaltlosen demokratischen Veränderungen streben. Adisnidia Cruz Segreo ist Mitglied der "Damen in Weiß", eine Bewegung, die sich für die Freilassung politischer Gefangener einsetzt und für eine Aufhebung der Einschränkungen von zivilen und politischen Grundrechten in Kuba. Beide werden immer wieder für kurze Zeiträume willkürlich inhaftiert. Adisnidia Cruz Segreo wurde am 21. Oktober für mehrere Stunden ohne Anklage festgehalten, um sie daran zu hindern, mit anderen "Damen in Weiß" eine Messe zu besuchen. Marco Antonio Lima Dalmao wurde das letzte Mal am 13. Oktober auf der Straße inhaftiert und für fünf Stunden festgehalten, bevor man ihn ohne Anklage gehen ließ.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-092/2012-1, AI-Index: AMR 25/025/2012, Datum: 26 Oktober 2012 - jw
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Kampagnen und Kommunikation
Zinnowitzer Straße 8, 10115 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306, Fax: 030/42 02 48 - 330
E-Mail: ua-de@amnesty.de; info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de/ua; www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. November 2012