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AKTION/1277: Urgent Action - Gambia, Morddrohung gegen Journalisten


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-332/2012, AI-Index: AFR 27/013/2012, Datum: 16. November 2012 - we

Gambia
Morddrohung gegen Journalisten



Herr BABOUCARR CEESAY
Herr ABUBACARR SAIDYKHAN

Der gambische Journalist Abubacarr Saidykhan hat am 13. November eine Morddrohung erhalten. Er und ein weiterer Journalist, Baboucarr Ceesay, waren zuvor bereits schon einmal bedroht worden. Die beiden Männer gehen davon aus, dass die Drohungen in Zusammenhang mit einer beantragten friedlichen Demonstration und ihrer journalistischen Arbeit stehen.

Abubacarr Saidykhan berichtet, dass er sich am 13. November etwa um Mitternacht mit seinem Bruder in der Nähe ihres Grundstücktors in der gambischen Stadt Ebo Town unterhalten hatte, als ein schwarzes Auto ohne Nummernschilder anhielt. Einer der vier Insassen schrie: "Wir haben dir gesagt, dass wir ohne Ankündigung zu dir kommen würden. Wir haben gehört, dass du ein wirklich sturer Journalist bist. Das nächste Mal wenn wir dich sehen, werden unsere Patrioten dir den Schädel einschlagen. Ignorier nur ruhig weiter unsere Warnungen." Abubacarr Saidykhan, der als unabhängiger freiberuflicher Journalist arbeitet, und Baboucarr Ceesay, Erster Vizepräsident der Pressegewerkschaft Gambia Press Union (GPU), hatten am 25. Oktober bereits per Mail eine Drohung erhalten. Darin hieß es: "Ihr wählt zwischen Leben und Tod.ihr.wollt den Ruf der APRC-Regierung und unseres gütigen Präsidenten in den Schmutz ziehen. Ich werde mit meinem patriotischen Team kommen."

Am 26. Oktober meldeten die Journalisten dem Generalinspekteur der gambischen Polizei die Drohung. Beide erklärten, dass sie daraufhin vom 26. bis 27. Oktober unter Polizeischutz standen. Abubacarr Saidykhan sagte Amnesty International gegenüber, dass am 26. Oktober ein Mann vor seinem Haus gestanden und dieses beobachtet habe. Der Journalist wies den Polizeibeamten, der sich zu seinem Schutz bei ihm aufhielt, an, den Mann zu befragen. Als der Beamte sich dem Mann jedoch näherte, stieg dieser in sein Auto ein und fuhr davon. Baboucarr Ceesay sagte Amnesty International, dass seine Familienangehörigen vor seinem Haus am 11. November Personen in einem Auto ohne Nummernschilder bemerkt haben, die sich auf Nachfrage weigerten, sich auszuweisen.

Amnesty International hat am 15. November mit dem Generalinspekteur der gambischen Polizei gesprochen und ihre Sorge um die Sicherheit der Journalisten zum Ausdruck gebracht. Der Generalinspekteur erklärte, dass die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen seien, die Polizei in den Wohnorten der beiden Männer regelmäßig Streife fahre und er die Journalisten dazu aufgefordert habe, selbst Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Er sagte weiterhin, dass er nicht wisse, wer Baboucarr Ceesay und Abubacarr Saidykhan bedroht. Er erklärte, dass der Staat die Anklagen, die gegen die beiden Journalisten erhoben worden waren, auf Anordnung des Präsidenten zurückgezogen hat und er alle Sicherheitskräfte darüber informiert habe.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Baboucarr Ceesay und Abubacarr Saidykhan wurden am 7. September festgenommen und am 10. September der "Verabredung zu einem Verbrechen" angeklagt. Sie hatten zuvor eine friedliche Demonstration gegen die im August vollstreckte Hinrichtung mehrerer TodestraktinsassInnen in Gambia angemeldet. Zu einem späteren Zeitpunkt wurden sie dann wegen "Aufruhrs" angeklagt und gegen Kaution freigelassen. Die Anklagen gegen die beiden Männer wurden Berichten zufolge auf Anordnung von Präsident Yayha Jammeh am 23. Oktober fallengelassen. JournalistInnen, MenschenrechtsverteidigerInnen und Oppositionelle werden in Gambia häufig Opfer von Menschenrechtsverletzungen und sind willkürlichen Festnahmen und Inhaftierungen, Folter, unfairen Gerichtsverfahren sowie Schikanen, tätlichen Angriffen und Morddrohungen ausgesetzt, was ihre Arbeit in erheblichem Maße erschwert.

Am Dezember 2004 wurde Deyda Hydara, der ehemalige Vorsitzende der Gewerkschaft für Medienschaffende Gambia Press Union und Redakteur bei der Zeitung The Point, durch Schüsse getötet. Er befand sich zur Tatzeit in seinem Auto auf dem Weg von der Arbeit nach Hause. Am Tag seines Todes feierte The Point ihr 13-jähriges Bestehen. Drei Tage zuvor war ein umstrittenes Mediengesetz verabschiedet worden, gegen das sich Deyda Hydara lautstark eingesetzt hatte. Es sind bisher weder Untersuchungen zu dem Mordfall durchgeführt noch die Verantwortlichen vor Gericht gestellt worden. Der Journalist Ebrima Manneh wurde 2006 Opfer des Verschwindenlassens. Er war im Juli 2006 festgenommen worden, weil er versucht haben soll, regierungskritische Artikel zu veröffentlichen. Sein Verbleib ist noch immer unbekannt. 2008 erklärte das Gericht der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS die Inhaftierung von Ebrima Manneh für rechtswidrig und forderte die gambische Regierung auf den Journalisten freizulassen und finanziell zu entschädigen. Das Urteil des ECOWAS-Gerichts wurde jedoch bis heute nicht umgesetzt.

Weitere Informationen zum Fall von Baboucarr Ceesay und Abubacarr Saidykhan finden Sie in den englischen Berichten The Gambia: Charges against journalists over executions demo must be dropped, vom 11. September 2012 unter
http://www.amnesty.org/en/news/gambia-must-drop-charges-against-journalists-over-executions-demo-2012-09-11
und Two Gambian journalists receive death threats, vom 26. Oktober 2012, unter
http://amnesty.org/en/library/info/AFR27/012/2012/en


SCHREIBEN SIE BITTE

E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bitte Sie eindringlich, für die Sicherheit von Baboucarr Ceesay und Abubacarr Saidykhan zu sorgen und eine unabhängige und unparteiische Untersuchung aller Drohungen gegen Abubacarr Saidykhan durchzuführen.
  • Stellen Sie bitte zudem sicher, dass diejenigen, die für die Drohungen verantwortlich sind, vor Gericht gestellt werden und sorgen Sie dafür, dass JournalistInnen und MenschenrechtsverteidigerInnen ihrer Arbeit ohne Beeinträchtigungen, Hindernisse, Diskriminierung und Angst vor Vergeltungsmaßnahmen nachgehen können.

APPELLE AN

GENERALINSPEKTEUR DER POLIZEI
Yankuba Sonko
Gambia Police Force Headquarters
Ecowas Avenue, Banjul, GAMBIA
(Anrede: Dear Inspector General / Sehr geehrter Herr Generalinspekteur)
E-Mail: policeigp1@yahoo.com

JUSTIZMINISTER UND GENERALSTAATSANWALT
Hon. Lamin A. M. S. Jobarteh
Ministry of Justice, Attorney General's Chambers
Marina Parade, Banjul, GAMBIA
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
E-Mail: info@moj.gov.gm


KOPIEN AN

INNENMINISTER UND VERANTWORTLICHER FÜR NGO-ANGELEGENHEITEN
Ousman Sonko, 21 OAU Boulevard, Banjul, GAMBIA (Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Innenminister)
E-Mail: oussonko@yahoo.com

BOTSCHAFT DER REPUBLIK GAMBIA
S.E. Herrn Mamour A. Jagne
126, Avenue Franklin Roosevelt
1050 Brüssel, BELGIEN
Fax: (00 32) 264 63 277
E-Mail: info@gambiaembassy.be oder mamour@gambiaembassy.be


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 28. Dezember 2012 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Urging the police to safeguard the security of Abubacarr Saidykhan and Baboucarr Ceesay, and conduct a full independent and impartial investigation into all threats made against Abubacarr Saidykhan.
  • Ensuring that those responsible for the threats are brought to justice; and that journalists and human rights defenders can carry out their work without interference, obstacles, discrimination or fear of retaliation.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-332/2012, AI-Index: AFR 27/013/2012, Datum: 16. November 2012 - we
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
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Internet: www.amnesty.de/ua; www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. November 2012