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AKTION/1313: Urgent Action - Indien, Menschenrechtsverteidigerin in Foltergefahr


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-359/2012, AI-Index: ASA 20/043/2012, Datum: 17. Dezember 2012 -

Indien
Menschenrechtsverteidigerin in Foltergefahr



Frau APARNA MARANDI

Aparna Marandi, eine langjährige Menschenrechtsverteidigerin, die aufgrund ihrer Aktivitäten schon wiederholt im Visier der Regierungsbehörden stand, ist am 8. Dezember festgenommen worden. Sie wird im indischen Jharkand in Haft gehalten und befindet sich in unmittelbarer Gefahr von Folter und anderen Misshandlungen.

Nachdem Aparna Marandi mit ihrem vierjährigen Sohn Alok Marandi und drei anderen Personen einen Zug von Jhakandi nach Hyderabad bestiegen hatte, trat ein Polizist in Zivil an sie heran. Aparna Marandi hat beinahe vier Jahre lang versucht, ihren Ehemann und Aktivisten aus der Haft zu befreien. Sie wurde wegen ihrer angeblichen Teilnahme an zwei Protesten festgenommen, die vor sechs Jahren und am 30. November stattgefunden hatten. Alle fünf Personen wurden auf der Polizeistation für Frauen in Ranchi in Gewahrsam genommen und bis zum 10. Dezember festgehalten. Man hat sie nicht innerhalb von 24 Stunden einem Richter vorgeführt, was einen Verstoß gegen indisches Recht darstellt. Sie sind während ihrer Haft mutmaßlich misshandelt worden.

Die drei anderen Personen, von denen eine erst 16 Jahre alt war, wurden am 10. Dezember freigelassen. Zuvor mussten sie unterschreiben, dass sie am 9. statt am 8. Dezember festgenommen worden waren.

Berichten zufolge wurden Aparna Marandi und ihr Sohn am 10. Dezember in Ranchi einem Richter vorgeführt und anschließend in Polizeigewahrsam zur Haftanstalt in Dumka gebracht. Es besteht die Befürchtung, dass sie ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten werden. FreundInnen und MitstreiterInnen haben die Polizeistation in Dumka kontaktiert, um sich über ihren Aufenthaltsort und ihren Zustand zu informieren, doch die PolizeibeamtInnen haben bisher jede Angabe verweigert. Auch die Behörden haben auf Fragen nach Einzelheiten zu den Vorwürfen gegen Aparna Marandi nicht reagiert.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Die Festnahme von Aparna Marandi ist kein Einzelfall. Die Behörden in Jharkhand setzen Einschüchterungsstrategien ein, um viele AktivistInnen marginalisierter Gruppen wie den indigenen Adivasi und Dalit, die für die Rechte dieser Gruppen eintreten, zum Schweigen zu bringen. AktivistInnen in Jharkhand leben in ständiger Bedrohung von Angehörigen der Strafverfolgungsbehörden willkürlich inhaftiert, gefoltert oder in anderer Weise misshandelt zu werden, weil sie gegen Landnahme und die Diskriminierung von Adivasi und Dalit protestieren und demonstrieren. Vielen wird vorgeworfen, Verbindungen zu Oppositionsgruppen wie z.B. den Maoisten zu unterhalten.


SCHREIBEN SIE BITTE

FAXE, E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte gewähren Sie Aparna Marandi und ihrem Sohn umgehend Zugang zu einem Rechtsbeistand ihrer Wahl.
  • Schützen Sie Aparna Marandi und ihren Sohn vor Folter und anderer Misshandlung.
  • Bitte leiten Sie unverzüglich eine unparteiliche Untersuchung des Verhaltens der Polizei und den Misshandlungsvorwürfen während der Inhaftierung von Aparna Marandi und ihrem Gefährten zwischen dem 8. und 10. Dezember auf der Polizeiwache für Frauen in Ranchi ein und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.
  • Unterlassen Sie willkürliche Festnahmen und Inhaftierungen von Menschen in Jharkhand.
  • Bitte untersuchen Sie die Inhaftierung des 16-jährigen Satish und des vierjährigen Alok unter Verstoß gegen das Gesetz zum Schutz von Kindern und der Internationalen Kinderschutzkonvention, deren Vertragsstaat Indien ist und die sie deshalb beachten muss.

APPELLE AN

MINISTERPRÄSIDENT DES BUNDESSTAATES
JHARKAND
3, Kanke Road, Ranchi,
Jharkhand - 834008,
INDIEN
(Anrede: Dear Chief Minister / Sehr geehrter Herr Ministerpräsident)
Fax: (00 91) 651 2280717

POLIZEIPRÄSIDENT VON JHARKHAND
G.S. Rath
Police Headquarters, DPRD Building,
HEC Dhurwa, Ranchi,
Jharkhand - 834004,
INDIEN
(Anrede: Dear Mr Rath / Sehr geehrter Herr Polizeipräsident)
Fax: (00 91) 651 2400738
Email: dgp@jhpolice.gov.in


KOPIEN AN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK INDIEN
I.E. Frau Sujatha Singh
Tiergartenstr. 17
10785 Berlin
Fax: 030-2579 5102
E-Mail: dcm@indianembassy.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Hindi, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 28. Januar 2013 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Urging the authorities to grant Aparna Marandi and her son immediate access to a lawyer of her choice.
  • Urging the authorities to protect Aparna Marandi and her son from torture and other ill-treatment.
  • Urging the authorities to initiate an independent and impartial investigation into the police behaviour and allegations of ill-treatment during Aparna Marandi and her companions' detention between 8-10 December at Ranchi women's police station, and hold those responsible for such ill-treatment accountable.
  • Urging the authorities to desist the practice of arbitrary arrest and detention of individuals in Jharkhand.
  • Urging the authorities to investigate the detention of two children - 16-year-old Satish and four-year-old Alok - in violation of both the Juvenile Justice (Care and Protection of Children) Act (2000) and the International Convention on the Rights of the Child, to which India is a state party and thus obligated to uphold.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-359/2012, AI-Index: ASA 20/043/2012, Datum: 17. Dezember 2012 -
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Dezember 2012