ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-069/2013, AI-Index: AMR 36/006/2013, Datum: 22. März 2013 - cw
Haiti
Drohende Zwangsräumung
BEWOHNERiNNEN DES LAGERS "GASTON MAGWON"
Hunderten Familien, die bei dem Erdbeben 2010 ihr Zuhause verloren hatten, droht unmittelbar die Vertreibung aus einem Notlager in Carrefour in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince. Amnesty International befürchtet, dass sie durch die Zwangsräumung erneut obdachlos werden.
Rund 650 im Flüchtlingslager "Gaston Magwon" in Carrefour in Port-au-Prince lebenden Familien droht derzeit die Zwangsräumung. Am 15. Februar hatten PolizeibeamtInnen und eine Gruppe mit Macheten und Messern bewaffneter Männer in Begleitung eines örtlichen Friedensrichters bereits 150 Familien aus dem Lager vertrieben. Die bewaffneten Männer begannen, die Unterkünfte der Familien zu zerstören, obwohl sich noch Menschen darin befanden, und griffen Personen an, die versuchten, sie aufzuhalten. Zudem gab die Polizei Schüsse in die Luft ab, um die Familien einzuschüchtern. Unter anderem zerstörten bewaffnete Männer und PolizistInnen eine Unterkunft, in der sich ein Kind befand, das dabei offenbar verletzt wurde. Des Weiteren sollen die Männer gedroht haben, das gesamte Lager niederzubrennen und die Kinder der Familien zu töten, die sich widersetzten.
Den Lagerbewohnern zufolge hatte man ihnen weder einen Räumungsbefehl vorgelegt, noch hatte man sie zuvor über die Räumung informiert oder ihnen angemessene Alternativunterkünfte angeboten. Einige der 150 vertriebenen Familien haben das Lager verlassen; andere haben sich an einer anderen Stelle innerhalb des Lagers niedergelassen. Personen, die mit den vermeintlichen Landbesitzern in Verbindung stehen, haben den Bewohnern seitdem mündlich die Zwangsräumung angedroht. Zudem sollen Unbekannte von der Straße aus, die an dem Lager vorbeiführt, mit Brandanschlägen und sonstiger Gewalt gedroht haben. Die LagerbewohnerInnen müssen nicht nur befürchten, obdachlos zu werden, sie haben auch große Angst vor möglichen Brandanschlägen und gewaltsamen Übergriffen, mit denen sie gezwungen werden sollen, das Lager zu verlassen.
Am 12. Januar 2013 jährte sich das verheerende Erdbeben von Haiti zum dritten Mal. Mehr als 200 000 Menschen starben bei dem Erdbeben, etwa 2,3 Millionen wurden obdachlos. Sie hatten keine andere Wahl, als eigene Behelfsunterkünfte zu errichten, wo immer es ihnen möglich war. Drei Jahre später leben noch schätzungsweise 300 000 Menschen in provisorischen Lagern. 20% von ihnen droht die Zwangsräumung. Laut einer Zählung durch das Organisationskomitee des Lagers lebten vor der Zwangsräumung vom 15. Februar 871 Familien im Lager "Gaston Magwon". Den BewohnerInnen des auf privatem Boden errichteten Lagers wird seit 2011 die Zwangsräumung angedroht. Am 15. November 2012 wurden 20 Familien aus dem Lager vertrieben.
Die Neuansiedelung einiger dieser Familien an anderen Stellen innerhalb des Lagers hat dazu geführt, dass die Unterkünfte nun enger zusammenstehen und sich somit die Gefahr eines Flächenbrandes erhöht. Aufgrund der aktuellen Drohungen, das Lager in Brand zu stecken, hegt man diesbezüglich besonders große Befürchtungen. Auf besagte Brandanschläge wird in Haiti besonders häufig zurückgegriffen, um Menschen aus Flüchtlingslagern zu vertreiben.
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Quelle:
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UA-Nr: UA-069/2013, AI-Index: AMR 36/006/2013, Datum: 22. März 2013 - cw
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. März 2013