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AKTION/1629: Briefe gegen das Vergessen, November 2013


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats November 2013

- Belarus: Ihar Tsikhanyuk
- Türkei: Hakan Yaman
- Honduras: COFADEH



Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


BELARUS

Ihar Tsikhanyuk

Ihar Tsikhanyuk, ein offen schwul lebender Mann und Aktivist für die Rechte von Homosexuellen, lag zur Behandlung eines Magengeschwürs im Krankenhaus, als zwei PolizeibeamtInnen die Station betraten und ihn aufforderten, sie zu begleiten. Auf der Wache des Bezirks Oktober in Hrodna wurde er mehrfach von PolizistInnen geschlagen. Sie beschimpften ihn mit schwulenfeindlichen Kommentaren und drohten ihm weitere Gewalt an.

Der Vorfall ereignete sich im Februar 2013, kurz nachdem Ihar Tsikhanyuk versucht hatte, das Menschenrechtszentrum Lambda offiziell eintragen zu lassen. Lambda ist ein Verein zur Förderung der Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen in Belarus. Bislang ist niemand für die Misshandlung von Ihar Tsikhanyuk zur Verantwortung gezogen worden.

"Ich möchte mich nicht verstecken", sagt Ihar Tsikhanyuk. "Ich lebe meine Homosexualität offen. Das ist in Belarus nicht einfach, aber ich möchte zeigen, dass ich ein Mensch bin wie jeder andere. Ich möchte ein Beispiel dafür sein, dass es möglich ist, offen zu leben."

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Generalstaatsanwalt von Belarus und fordern Sie ihn auf, die Bedrohung und Misshandlung von Ihar Tsikhanyuk durch PolizeibeamtInnen der Polizeiwache des Bezirks Oktober in Hrodna zu untersuchen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

Schreiben Sie in gutem Belarussisch, Englisch oder auf Deutsch an:
GENERALSTAATSANWALT
Alyaksandr Koniuk
Generalnaya Prokuratura
ul. Internatsionalnaya 22
220030 Minsk
BELARUS
(Anrede: Dear General Prosecutor / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
Fax: 00 375 - 172 26 42 52 (Wenn jemand abhebt, sagen Sie bitte deutlich "Fax")
E-Mail: info@prokuratura.gov.by
(Standardbrief Luftpost bis 20g: EUR 0,75)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
BOTSCHAFT DER REPUBLIK BELARUS
S. E. Herrn Andrei Giro
Am Treptower Park 32, 12435 Berlin
Fax: 030 - 53 63 59 23
E-Mail: germany@mfa.gov.by oder berlin@belembassy.org
oder info@belarus-botschaft.de


TÜRKEI

Hakan Yaman

Hakan Yaman war am 3. Juni 2013 in Istanbul auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, als er am Gezi-Park vorbeikam, wo gerade eine Demonstration gegen Polizeigewalt stattfand. Kurz darauf wurde der 37-Jährige von Polizisten angegriffen, und zwar so brutal, dass sich sein Leben für immer veränderte.

Hakan Yaman berichtete Amnesty International: "Zuerst wurde ein Wasserwerfer auf mich gerichtet. Dann schlugen sie mir einen Tränengaskanister in den Bauch, so dass ich zusammenbrach. Dann kamen ungefähr fünf Polizisten auf mich zu und schlugen mich mehrmals auf den Kopf. Einer von ihnen drückte mir einen harten Gegenstand ins Auge und quetschte mir damit das Auge aus. Ich lag auf dem Boden ohne mich zu bewegen. Ich hörte, wie einer von ihnen sagte: 'Der ist fertig, wir sollten ihn endgültig erledigen'. Dann schleiften sie mich zehn oder 20 Meter über den Boden und warfen mich in ein Feuer. Danach gingen sie, und ich schaffte es, mich aus den Flammen herauszurollen."

Einige Protestierende brachten Hakan Yaman in ein Krankenhaus. Er hat ein Auge verloren und auf dem anderen nur noch ein Sehvermögen von 20 Prozent. Zudem hat er einen Schädelbruch erlitten sowie weitere Knochenbrüche und Verbrennungen zweiten Grades. Hakan Yaman hat Anzeige gegen die Polizisten erstattet.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den türkischen Justizminister und fordern Sie ihn auf, eine umfassende und unabhängige Untersuchung des Angriffs auf Hakan Yaman vom 3. Juni einzuleiten, um die dafür Verantwortlichen zu ermitteln und vor Gericht zu stellen.

Schreiben Sie in gutem Türkisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Justizminister Sadullah Ergin
Adalet Bakanligi
06659 Ankara
TÜRKEI
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: 00 90 - 31 24 19 33 70
(Standardbrief Luftpost bis 20g: EUR 0,75)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Türkei
S. E. Herrn Hüseyin Avni Karslioglu
Tiergartenstr. 19-21, 10785 Berlin
Fax: 030 - 27 59 09 15
E-Mail: botschaft.berlin@mfa.gov.tr


HONDURAS

COFADEH

Die Organisation COFADEH (Comité de Familiares de Detenidos-Desaparecidos en Honduras) setzt sich für die Familienangehörigen von Inhaftierten und "Verschwundenen" ein und zählt zu den wichtigsten Menschenrechtsorganisationen in Honduras. Sie engagiert sich für Menschen, die aktuell von Menschenrechtsverletzungen durch die Sicherheitskräfte betroffen sind, und bemüht sich um Gerechtigkeit für die "Verschwundenen" der 1980er Jahre. Außerdem bildet sie MenschenrechtsverteidigerInnen aus.

Ihre mutige Arbeit bringt die Mitglieder von COFADEH in große Gefahr. In den vergangenen Jahren waren sie Einschüchterungen, Überwachungen, Drohungen und Angriffen ausgesetzt. Eine Mitarbeiterin erhielt anonyme Kurznachrichten, in denen ihr sexuelle Gewalt angedroht wurde. Außerdem fotografierten Unbekannte sie und ihre Kinder auf einem Spaziergang. Eine andere Mitarbeiterin erhielt eine SMS mit der Mitteilung: "Ruhe in Frieden".

Trotz des großen Risikos setzt die Organisation ihre wichtige Arbeit fort. Ihr Emblem, eine weiße Taube, steht für Frieden und Menschenrechte und die Entschlossenheit der Mitglieder, nicht aufzugeben. Die Leiterin von COFADEH, Bertha Oliva, meint: "Auch wenn sie uns gern die Flügel stutzen würden, das werden sie nicht schaffen."

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den designierten Präsidenten von Honduras und fordern Sie ihn auf, die wichtige und rechtmäßige Menschenrechtsarbeit der Organisation COFADEH und anderer MenschenrechtsverteidigerInnen im Land öffentlich anzuerkennen und gutzuheißen. Bitten Sie ihn, öffentlich seine Unterstützung für diese und andere Menschenrechtsorganisationen zu äußern und alle Angriffe gegen sie zu verurteilen.

Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch an:
President-elect of Honduras
c/o Central America Team
Amnesty International
1 Easton Street
London WC1X 0DW
GROSSBRITANNIEN
(Standardbrief Luftpost bis 20g: EUR 0,75)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Honduras
S. E. Herrn Ramón Custodio Espinoza
Cuxhavener Straße 14, 10555 Berlin
Fax: 030 - 39 74 97 12
E-Mail: informacion.embahonduras.de@gmail.com

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Oktober 2013