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AKTION/1913: Briefe gegen das Vergessen, November 2019


www.amnesty.de/mitmachen/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats November 2019

- Mexiko - 43 Studierende in Ayotzinapa
- Ägypten - Ibrahim Ezz El-Din
- Indien - Bhima Koregaon 9


Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


MEXIKO

43 Studierende in Ayotzinapa

Am 26. September 2014 nahm die Polizei in Ayotzinapa 43 Studierende willkürlich fest und fuhr sie in Polizeifahrzeugen weg. Seither fehlt jede Spur von ihnen. Fünf Jahre danach warten die Familien der Verschwundenen noch immer auf Auskunft über den Verbleib ihrer Angehörigen.

Zu Beginn des Jahres richtete die mexikanische Regierung endlich eine Untersuchungskommission für den Fall Ayotzinapa ein, die am 15. Januar 2019 ihre Arbeit aufnahm.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Präsidenten von Mexiko und fordern Sie ihn auf, den Verbleib der 43 Studierenden umgehend aufzuklären. Weisen Sie darauf hin, dass die Angehörigen angesichts des im Januar gebildeten Ausschusses nun endlich ein Ergebnis der Untersuchung erwarten. Bitten Sie ihn außerdem, dafür zu sorgen, dass alle Behörden und insbesondere auch die Sicherheitskräfte in jeder Hinsicht mit der Sondereinheit zur Aufklärung dieses Verbrechens zusammenarbeiten.

Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Presidente de Mexico
Andrés Manuel López Obrador
Plaza de la Constitución S/N
Centro, Cuauhtémoc
06066 Ciudad de México
CDMX, MEXIKO
(Anrede: Dear President / Sehr geehrter Herr Präsident)
E-Mail: secretario.particular@presidencia.gob.mx Twitter:@lopezobrador_#Ayotzinapa5años #YoConlaVerdad (Standardbrief Luftpost bis 20 g: 1,10 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Vereinigten Mexikanischen Staaten
S. E. Herrn Rogelio Granguillhome Morfin
Klingelhöferstraße 3, 10785 Berlin
Fax: 030 - 26 93 23-700
E-Mail: mexale@sre.gob.mx
(Standardbrief: 0,80 EUR)


Dein Appell

Sehr geehrter Herr Präsident,

Am 26. September 2014 nahm die Polizei in Ayotzinapa 43 Studierende willkürlich fest und brachte sie in Polizeifahrzeugen weg. Seither fehlt von den Studierenden jede Spur. Fünf Jahre später warten die Familien der Verschwundenen noch immer auf Auskunft über den Verbleib ihrer Angehörigen.

Ich fordere Sie daher höflich auf, den Verbleib der 43 Studierenden umgehend aufzuklären. Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass die Angehörigen angesichts der im Januar gebildeten Untersuchungskommission nun endlich ein Ergebnis der Untersuchung erwarten. Sorgen Sie bitte dafür, dass alle Behörden und insbesondere auch die Sicherheitskräfte umfassend mit der Sondereinheit zur Aufklärung dieses Verbrechens zusammenarbeiten.


ÄGYPTEN

Ibrahim Ezz El-Din

In der Nacht des 11. Juni 2019 nahmen Sicherheitskräfte in Zivil Ibrahim Ezz El-Din in seinem Viertel Moqattam in Kairo auf der Straße fest. Seither ist er "verschwunden". Nach seiner Festnahme erkundigte sich die Familie gemeinsam mit Anwält_innen auf der Polizeiwache von Moqattam nach seinem Verbleib, die Behörden bestritten jedoch, ihn in Gewahrsam zu halten. Darüber hinaus schickte die Familie zusammen mit Anwält_innen ein Telegramm an die Staatsanwaltschaft und erstattete wegen seines Verschwindens Anzeige.

Ibrahim Ezz El-Din arbeitet bei der Ägyptischen Kommission für Rechte und Freiheiten (ECRF) zum Recht auf Wohnen. Er untersucht, ob die Behörden des Landes allen Menschen Zugang zu sicherem und bezahlbarem Wohnraum bieten, dokumentiert rechtswidrige Zwangsräumungen und Stadtplanungsmaßnahmen. Seit 2016 wurden außer ihm bereits vier Mitarbeiter_innen des ECRF festgenommen.

Die Festnahme von Ibrahim Ezz El-Din belegt einmal mehr die Menschenrechtskrise in Ägypten. Die Behörden gehen hart gegen die Zivilgesellschaft vor und haben bereits Hunderte Menschen festgenommen, die lediglich eine legitime Tätigkeit ausübten oder ihre Rechte auf friedliche Meinungsäußerung und Versammlung wahrgenommen haben. Viele der Festgenommenen wurden inhaftiert oder fielen dem Verschwindenlassen zum Opfer, ehe man sie wegen unbegründeter "Terrorvorwürfe" anklagte und monate- oder gar jahrelang in Untersuchungshaft festhielt, ohne sie jemals vor Gericht zu stellen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Generalstaatsanwalt Ägyptens und fordern Sie ihn auf, den Verbleib von Ibrahim Ezz El-Din bekanntzugeben. Bitten Sie ihn auch, sicherzustellen, dass Ibrahim Ezz El-Din Zugang zu Rechtsbeiständen und seinen Angehörigen erhält und dass er vor Folter und anderer Misshandlung geschützt wird. Dringen Sie darauf, dass alle für sein Verschwindenlassen Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden und dass sichergestellt wird, dass er freikommt, sofern er nicht einer international als Straftat anerkannten Handlung angeklagt wird.

Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Generalstaatsanwalt
Hamada al-Sawi
Office of the Public Prosecutor
Madinat al-Rehab
Cairo
ÄGYPTEN
Fax: 00 202 - 25 77 47 16
(Anrede: Dear Counsellor / Sehr geehrter Generalstaatsanwalt)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 1,10 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Beauftragter für Menschenrechte im Außenministerium
Ahmed Ihab Gamal-Eldin
Ministry of Foreign Affairs
Corniche el-Nile
Cairo
ÄGYPTEN
Fax: 00 202 - 2574 9713
E-Mail: contact.us@mfa.gov.eg
Twitter: @MfaEgypt
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 1,10 EUR)

Botschaft der Arabischen Republik Ägypten
S.E. Herr Khaled Mohamed Galaleldin Abdelhamid
Stauffenbergstraße 6-7, 10785 Berlin
Fax: 030 - 477 10 49
E-Mail: embassy@egyptian-embassy.de
(Standardbrief: 0,80 EUR)


Dein Appell

Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt,

Am 11. Juni 2019 wurde Ibrahim Ezz El-Din im Kairoer Viertel Moqattam von Sicherheitskräften in Zivil festgenommen. Seither fehlt von ihm jede Spur. Nach seiner Festnahme erkundigte sich seine Familie auf der Polizeiwache von Moqattam ohne Erfolg nach seinem Verbleib. Die Familie erstattete zudem zusammen mit Anwält_innen Anzeige bei der Staatsanwaltschaft. Ibrahim Ezz El-Din bleibt jedoch nach wie vor "verschwunden".

Ich fordere Sie höflich auf, den Verbleib von Ibrahim Ezz El-Din bekanntzugeben und sicherzustellen, dass er Zugang zu Rechtsbeiständen und seinen Angehörigen erhält und vor Folter und anderer Misshandlung geschützt wird. Bitte stellen Sie alle für sein Verschwindenlassen Verantwortlichen vor Gericht. Ibrahim Ezz El-Din muss freigelassen werden, sofern er nicht einer international als Straftat anerkannten Handlung angeklagt wird.


INDIEN

Bhima Koregaon 9

Die indischen Behörden haben 2018 im Zuge des harten Vorgehens gegen Menschenrechtsverteidiger_innen neun bekannte Aktivist_innen festgenommen. Die Polizei behauptet, die Aktivistinnen Sudha Bharadwaj und Shoma Sen sowie die Aktivisten Rona Wilson, Surendra Gadling, Mahesh Raut, Arun Ferreira, Sudhir Dhawale, Vernon Gonsalves und Varavara Rao seien an Gewalt zwischen Dalits und Hindu-Nationalist_innen im indischen Bundesstaat Maharashtra beteiligt gewesen.

Nach der Festnahme kam es zu einer Verleumdungskampagne gegen die Aktivist_innen, die auch als "Bhima Koregaon 9" bekannt sind. Die Regierung warf ihnen vor, sie seien gegen Indien aktiv. Doch in den Gemeinden, in denen die Aktivist_innen tätig sind, sieht man das völlig anders. Die "Bhima Koregaon 9" sind für viele Nationalheld_innen, die sich mutig für die Rechte der marginalisiertesten Menschen im Land einsetzen.

Die neun Aktivist_innen wurden unter dem Gesetz zur Verhütung von Straftaten (Unlawful Activities Prevention Act - UAPA), Indiens wichtigstem Antiterrorgesetz, angeklagt. Amnesty International ist der Ansicht, dass die strafrechtliche Verfolgung der Aktivist_innen politisch motiviert ist und darauf abzielt, Regierungskritiker_innen zu unterdrücken.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den indischen Premierminister und fordern Sie ihn auf, die neun Menschenrechtler_innen umgehend freizulassen. Dringen Sie darauf, dass Aktivist_innen, Menschenrechtler_innen, Akademiker_innen und Anhänger_innen der politischen Opposition friedlich ihre Rechte auf Meinungs- und Vereinigungsfreiheit wahrnehmen können.

Schreiben Sie in gutem Hindi, Englisch oder auf Deutsch an:
Premierminister
Narendra Modi
Prime Minister's Office
South Block, Raisina Hill
New Delhi-110011
INDIEN (Anrede: Dear Prime Minister / Sehr geehrter Herr Premierminister)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 1,10 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Indien
I. E. Frau Mukta Dutta Tomar
Tiergartenstr. 17, 10785 Berlin
Fax: 030 - 26 557 000
E-Mail: hoc.berlin@mea.gov.in
(Standardbrief: 0,80 EUR)


Dein Appell

Sehr geehrter Herr Premierminister,

Sudha Bharadwaj, Shoma Sen, Rona Wilson, Surendra Gadling, Mahesh Raut, Arun Ferreira, Sudhir Dhawale, Vernon Gonsalves und Varavara Ra wurden 2018 festgenommen und unter dem Antiterrorgesetz UAPA angeklagt. Man wirft ihnen vor, an Gewalt zwischen Dalits und Hindu-Nationalist_innen im Bundesstaat Maharashtra beteiligt gewesen zu sein. Amnesty International ist jedoch der Ansicht, dass die strafrechtliche Verfolgung der Aktivist_innen politisch motiviert ist und darauf abzielt, Kritik an der Regierung zu unterdrücken.

Ich bitte Sie daher, die neun Menschenrechtler_innen umgehend freizulassen. Sorgen Sie bitte dafür, dass Aktivist_innen, Menschenrechtler_innen, Akademiker_innen und Anhänger_innen der politischen Opposition in Indien friedlich ihre Rechte auf Meinungs- und Vereinigungsfreiheit wahrnehmen können.

*

Quelle:
www.amnesty.de/mitmachen/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. November 2019

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