Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → AMNESTY INTERNATIONAL

AKTION/732: Briefe gegen das Vergessen, August/September 2011


amnesty journal 08/09/2011 - Das Magazin für die Menschenrechte

Briefe gegen das Vergessen - Aktion der Monate August/September 2011

- Gambia- Ebrima B. Manneh
- Pakistan - Shams Baloch
- USA - Albert Woodfox und Herman Wallace


Tag für Tag werden Menschen gefoltert, wegen ihrer Ansichten, Hautfarbe oder Herkunft inhaftiert, ermordet, verschleppt oder man lässt sie "verschwinden". AMNESTY INTERNATIONAL veröffentlicht regelmäßig an dieser Stelle drei Einzelschicksale, um an das tägliche Unrecht zu erinnern. Internationale Appelle helfen, solche Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und zu beenden.

Sie können mit Ihrem persönlichen Engagement dazu beitragen, dass Folter gestoppt, ein Todesurteil umgewandelt oder ein Mensch aus politischer Haft entlassen wird. Schreiben Sie bitte, im Interesse der Betroffenen, höflich formulierte Briefe an die jeweils angegebenen Behörden des Landes.

Sollten Sie eine Antwort auf Ihr Appellschreiben erhalten, schicken Sie bitte eine Kopie an AMNESTY INTERNATIONAL.

AMNESTY INTERNATIONAL
Postfach, 53108 Bonn
Tel.: 0228/98 37 30, Fax: 0228/63 00 36
E-mail: info@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de

Spendenkonto
Bank für Sozialwirtschaft (BfS) Köln,
Kto.-Nr.: 8090100, BLZ: 370 205 00
oder Postbank Köln,
Kto.-Nr.: 22 40 46-502, BLZ 370 100 50


*


GAMBIA

Ebrima B. Manneh

Der Journalist Ebrima Manneh wurde am 11. Juli 2006 in den Redaktionsräumen der Zeitung "Daily Observer", mutmaßlich von Angehörigen des Geheimdienstes, festgenommen. Seitdem ist er in Haft. Sowohl der Geheimdienst als auch die gambische Regierung bestreiten jegliche Beteiligung an der Festnahme und Inhaftierung des Journalisten.

Im Juni 2007 reichte die Medienstiftung für Westafrika (MFWA) Klage beim Gericht der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) ein. Ein Jahr später erklärte das Gericht die Festnahme und Inhaftierung von Ebrima Manneh für rechtswidrig und forderte die gambischen Behörden auf, den Journalisten umgehend freizulassen. Zudem wies das Gericht die Behörden an, Ebrima Manneh eine Entschädigung in Höhe von 100.000 US-Dollar zu zahlen.

Die Gründe für die Festnahme sind bis heute nicht bekannt. Einige Quellen gehen davon aus, dass es eine Meinungsverschiedenheit zwischen Ebrima Manneh und dem Herausgeber der Zeitung, einem engen Verbündeten von Präsident Yahya Jammeh, gab. Andere Quellen sprechen hingegen davon, dass Ebrima Manneh festgenommen wurde, weil er im Vorfeld des Gipfeltreffens der Afrikanischen Union im Juli 2006 Informationen an einen ausländischen Journalisten gegeben haben soll.

Nach vorliegenden Informationen wurde Ebrima Manneh im Juli 2007, ein Jahr nach seiner Festnahme, wegen Bluthochdrucks in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Banjul behandelt. Eine Eingreiftruppe der Polizei soll ihn dorthin gebracht haben. Aber auch danach bestritten sowohl der Polizeipräsident als auch der Informationsminister, etwas über die Festnahme des Journalisten zu wissen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Vorsitzen den der ECOWAS-Kommission, in denen Sie ihn auffordern, sicherzustellen, dass das Urteil des Gerichts vom 5. Juni 2008 umgesetzt wird und die gambische Regierung den Journalisten Ebrima Manneh unverzüglich freilässt.

Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch an:
James Victor Gbeho
President of the Commission
Economic Community of West African States (ECOWAS)
ECOWAS Secretariat Building
60 Yakubu Gowon Crescent
Asokoro
Abuja, NIGERIA
(korrekte Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: 00234-9-31443005
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: € 0,75)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Gambia
S.E. Herrn Mamour A. Jagne
126, Avenue Franklin Roosevelt
1050 Brüssel, BELGIEN
Fax: 0032-2-64632 77
E-Mail: info@gambiaembassy.be


PAKISTAN

Shams Baloch

Shams-Ul-Din Baloch wurde am 1. Juli 2010 verschleppt, als er seine Mutter auf dem Weg in ein Krankenhaus in der Provinz Belutschistan begleitete. Amnesty International geht davon aus, dass er wegen seiner Verbindung zur politischen Bewegung der Belutschen entführt wurde. Über Shams Balochs Schicksal ist seit der Entführung nichts bekannt. Seine Familie fürchtet um sein Leben.

Der Krankenwagen, in dem sich Shams Baloch und weitere Familienmitglieder befanden, wurde an einem Kontrollpunkt des Frontier Corps, einer paramilitärischen Einheit des Innenministeriums, zwischen Khuzdar und Quetta angehalten. Laut Augenzeugen traf kurz darauf ein Wagen mit vier bewaffneten Männern in Zivil ein, die Shams Baloch mitnahmen.

Ein Ermittlungsteam, das aus Polizeibeamten und Angehörigen des Geheimdienstes bestand, bestätigte den Vorfall. Die Familie von Shams Baloch hat bei der Polizei Anzeige gegen das Frontier Corps erstattet und bei zahlreichen Regierungsstellen Nachforschungen angestellt. Am 6. Juli 2010 beantragten sie beim Hohen Gericht von Belutschistan eine Vorführung von Shams Baloch vor einem Richter.

Im Februar 2011 wurden die beiden Rechtsanwälte, die Shams Balochs Fall und andere Fälle von "Verschwindenlassen" in Belutschistan vertreten, ebenfalls verschleppt. Einen der Rechtsanwälte ließen die Entführer nach einigen Tagen frei, der andere wird immer noch vermisst.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den pakistanischen Innenminister und fordern Sie ihn auf, umgehend den Verbleib von Shams Baloch zu ermitteln und die Untersuchungsergebnisse insbesondere der Familie mitzuteilen. Dringen Sie auf seine sofortige Freilassung, falls er sich in den Händen der Behörden befindet und nicht vor einem ordentlichen Gericht einer als Straftat erkennbaren Handlung angeklagt wird und ein faires Verfahren erhält.

Fordern Sie die Behörden auf, die Verantwortlichen des Verschwindenlassens vor Gericht zu stellen und die Familie von Shams Baloch zu entschädigen.

Schreiben Sie in gutem Urdu, Englisch oder auf Deutsch an: Rehman Malik
Federal Minister for Interior
Room 404, 4th Floor, R Block,
Pakistan Secretariat
Islamabad, PAKISTAN
(korrekte Anrede: Dear Mr Malik / Sehr geehrter Herr Innenminister)
Fax: 0092-519-20 26 24
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: € 0,75)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Islamischen Republik Pakistan
S.E. Herrn Shahid Ahmad Kamal
Schaperstraße 29, 10719 Berlin
Fax: 030-212442 10
E-Mail: mail@pakemp.de


USA

Albert Woodfox und Herman Wallace

Seit 39 bzw. 36 Jahren werden Albert Woodfox und Herman Wallace in einem Gefängnis im US-Bundesstaat Louisiana unter menschenunwürdigen Bedingungen in Isolationshaft gehalten.

Die Männer kamen in Einzelhaft, weil sie bei einem Häftlingsaufstand 1972 einen Wärter getötet haben sollen. Beide bestreiten den Mord und gehen davon aus, dass man sie der Tat beschuldigte, weil sie der "Black Panther Party" angehörten und im Gefängnis politisch aktiv waren. Dokumente der Justizbehörden deuten darauf hin, dass die Angst vor ihrem politischen Engagement ein Faktor bei der Entscheidung der Gefängnisleitung war, sie in Isolationshaft zu halten. Beide Männer haben vor Bundesgerichten Berufung gegen die Schuldsprüche eingelegt.

Die Männer verbringen 23 Stunden am Tag in ihren Zellen, die nur sechs Quadratmeter groß sind. Für lediglich sieben Stunden in der Woche dürfen sie diese verlassen, um zu duschen oder allein über den Gefängniskorridor zu gehen.

Seit Jahrzehnten leben die Männer isoliert und haben keine Möglichkeit sich sozial oder mental zu beschäftigen. Ihnen wird der Zugang zu Bildungsprogrammen verwehrt, sie dürfen nicht arbeiten, nur mit Einschränkungen Bücher lesen und haben keinen Fernseher in ihren Zellen. Albert Woodfox darf seit November 2010 weder telefonieren noch Besuche empfangen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Gouverneur von Louisiana und äußern sie Ihre Kritik an den grausamen, unmenschlichen und erniedrigenden Bedingungen, unter denen Albert Woodfox und Herman Wallace in Haft gehalten werden. Die Haftbedingungen stellen sowohl einen Verstoß gegen die Verfassung der USA dar als auch gegen internationale Menschenrechtsabkommen, die eine solche Behandlung untersagen. Fordern Sie den Gouverneur auf, die Isolationshaft der beiden Männer umgehend zu beenden.

Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch an:
Bobby Jindal
Governor of Louisiana
Office of the Governor
PO Box 94004
Baton Rouge, LA 70804
USA
(korrekte Anrede: Dear Governor / Sehr geehrter Herr Gouverneur)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: € 0,75)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika
S.E. Herrn Philip Dunton Murphy
Pariser Platz 2, 10117 Berlin
Fax: 030-8305 1050
E-Mail: über http://germany.usembassy.de/email/feedback.htm


*


Quelle:
amnesty journal, August/September 2011, S. 76-77
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Redaktionsanschrift: Amnesty International, Redaktion amnesty journal,
Postfach 58 01 61, 10411 Berlin, E-Mail: ai-journal@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de

Das amnesty journal erscheint monatlich.
Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Nichtmitglieder können das amnesty journal für
30 Euro pro Jahr abonnieren.
Ein Einzelheft kostet 4,80 Euro.


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. August 2011