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NAHOST/146: Syrien - Neue Amnesty-Recherchen belegen Kriegsverbrechen aller Konfliktparteien


Pressemitteilung vom 14. März 2013

Syrien: Neue Amnesty-Recherchen belegen Kriegsverbrechen aller Konfliktparteien

- Regierungstruppen bombardieren weiter Wohngebiete und setzen Streubomben ein
- Zunehmende Berichte über Geiselnahmen, Folter und Hinrichtungen von Gefangenen durch Rebellen



Syrische Regierungstruppen bombardieren nach Recherchen von Amnesty International weiter wahllos Zivilisten, setzen dabei auch Streubomben ein und machen ganze Nachbarschaften dem Erdboden gleich. "Hunderte Menschen kamen in den vergangenen zwei Wochen bei solchen Angriffen ums Leben. Ganze Familien wurden ausgelöscht. Unter den Opfern sind viele Kinder", sagt Ruth Jüttner, Syrien-Expertin von Amnesty International in Deutschland. Bei ihren Ermittlungsreisen Anfang März fanden Amnesty-Mitarbeiter neun Streubomben in der Nähe einer dicht bewohnten Siedlung. "Auch nach den Angriffen sind die nicht explodierten Streubombenteile eine tödliche Gefahr für die Zivilbevölkerung."

Obwohl nach wie vor die Regierungstruppen für die große Mehrheit der Kriegsverbrechen und anderen Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind, belegen die aktuellen Amnesty-Recherchen eine Zunahme der Übergriffe durch oppositionelle Gruppen. "Immer häufiger kommt es zu Geiselnahmen. Gefangene Soldaten, Angehörige der regierungstreuen Milizen und mutmaßliche Kollaborateure werden gefoltert und hingerichtet", so Ruth Jüttner. Zeugen beschrieben beispielsweise in der Gegend um Süddamaskus ein so genanntes "Todesloch", in dem die Leichen von hingerichteten Regierungssoldaten und angeblichen Informanten versenkt werden.

Amnesty International fordert die Vereinten Nationen dazu auf, den Internationalen Strafgerichtshof umgehend mit der Untersuchung dieser Verbrechen zu beauftragen. "Durch ihre Untätigkeit sendet die Internationale Gemeinschaft ein verheerendes Signal an die Täter und Opfer der grausamen Kriegsverbrechen in Syrien. Alle Verantwortlichen müssen für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden!" so Jüttner.

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AMNESTY INTERNATIONAL ist eine von Regierungen, politischen Parteien, Ideologien, Wirtschaftsinteressen und Religionen unabhängige Menschenrechtsorganisation. Amnesty kämpft seit 1961 mit Aktionen, Appellbriefen und Dokumentationen für die Opfer von Menschenrechtsverletzungen auf der ganzen Welt. Die Organisation hat weltweit drei Millionen Unterstützer. 1977 erhielt Amnesty den Friedensnobelpreis.

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Quelle:
ai-Pressemitteilung vom 14. März 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. März 2013