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AFRIKA/468: Mauretanien - Präsidentschaftswahlen bringen Sklaverei-Kritiker Achtungserfolg


Presseerklärung vom 23. Juni 2014

Überraschung bei Präsidentschaftswahl in Mauretanien:

Achtungserfolg für Sklaverei-Kritiker und Träger des Weimarer Menschenrechtspreises



Überraschend hat der Sklaverei-Kritiker und Träger des Weimarer Menschenrechtspreises Biram Dah Abeid bei den Präsidentschaftswahlen in Mauretanien am vergangenen Samstag die zweitmeisten Stimmen bekommen. "Dies ist ein wichtiger Achtungserfolg für Mauretaniens schärfsten Kritiker der Sklaverei", erklärte der Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius, am Montag in Göttingen. "Die mauretanischen Behörden dürfen Biram Dah Abeid und seiner Menschenrechtsorganisation IRA nun nicht länger die Anerkennung verwehren, hat er doch fast neun Prozent der Wählerstimmen bei der Präsidentschaftswahl bekommen. Für Biram persönlich ist der Wahlerfolg eine Erfolgsgeschichte, drohte ihm doch noch im Jahr 2012 eine langjährige Haftstrafe wegen eines Protests gegen die weit verbreitete Sklaverei."

Niemand hatte damit gerechnet, dass der Menschenrechtler so viele Stimmen bekommen würde. Er ist zwar sehr beliebt bei den Haratin, den ehemaligen Sklaven, sowie bei anderen schwarzafrikanischen Bevölkerungsgruppen des von Arabern und Berbern regierten Landes. Da jedoch die meisten Haratin noch nicht einmal auf den Wählerlisten registriert sind und die IRA weder für ihren Wahlkampf noch für eine Informationskampagne der ärmeren Bevölkerung über den Ablauf der Wahl finanzielle Mittel hatte, bestand nur geringe Hoffnung auf einen Achtungserfolg. "Angesichts der mangelnden Chancengleichheit der Kandidaten ist dies ein glänzendes Ergebnis für Biram Dah Abeid", sagte Delius. "Schon vor der Wahl hatte niemand daran gezweifelt, dass der amtierende Präsident Ould Abdel Aziz siegen wird. Er hatte eine sehr aufwendige Wahlkampagne gestartet, um seine Wiederwahl zu sichern."

Auf Präsident Aziz entfielen 81 Prozent der Stimmen, auf Biram Dah Abeid 8,67 Prozent. Drei weitere Kandidaten kamen auf 0,5 bis 4,5 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung soll bei 56 Prozent gelegen haben. Ein Bündnis von demokratischen Oppositionsparteien hatte auf eine niedrigere Wahlbeteiligung gehofft, weil es zum Wahlboykott aufgerufen hatte.

Die GfbV hatte Biram Dah Abeid für den Weimarer Menschenrechtspreis vorgeschlagen. Er erhielt die Auszeichnung 2011. Im Jahr 2013 wurde er wegen seines Einsatzes für die Freilassung der 500.000 Sklaven in Mauretanien mit dem Menschenrechtspreis der Vereinten Nationen in New York gewürdigt.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 23. Juni 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juni 2014