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AFRIKA/650: Jemen - Verhaftungswelle unter den Baha'i, Gabriel soll diplomatische Beziehungen nutzen


Presseerklärung vom 12. Mai 2017

Ominöse Verhaftungswelle im Jemen:
Außenminister Gabriel soll diplomatische Beziehungen nutzen um Baha'i vor Willkür zu schützen


Alarmiert von einer Verhaftungswelle unter den Baha'i in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa hat sich die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag an Außenminister Sigmar Gabriel gewandt. Die Menschenrechtsorganisation bat Gabriel dringend, alle diplomatischen Beziehungen zu nutzen, um die wenigen Angehörigen dieser Religionsgemeinschaft im Jemen vor der Willkür der im Norden des Landes herrschenden Huthi-Rebellen zu schützen. "Die deutsche Bundesregierung verfügt über eine Vielzahl von Kontakten zur iranischen Regierung, die wiederum großen Einfluss auf die schiitischen Huthi-Rebellen hat", sagte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido. Nach Angaben des Büros für Außenbeziehungen der Bahá'í-Gemeinde Deutschland wurden am 17. April gegen mindestens 25 Baha'i in Sanaa ohne nachvollziehbaren Grund Haftbefehle erlassen. Viele von ihnen hatten am Abend oder in der Nacht zuvor Telefonanrufe erhalten. Sie wurden aufgefordert, sich am folgenden Tag bei Gericht einzufinden. Da jedoch keine gerichtliche Anordnung gegen sie vorlag und sie Schikanen fürchteten, waren sie nicht erschienen, sondern hatten Anwälte geschickt.

"Vieles deutet darauf hin, dass bestimmte Behörden des Iran auch im Ausland gegen Baha'i hetzen. Den Baha'i wird unterstellt, Muslime missionieren zu wollen", berichtete Sido. Mit den jüngsten Vorkommnissen nimmt die Reihe von Übergriffen gegen die jemenitische Baha'i-Gemeinde eine beunruhigende Entwicklung an. Schon im Jahr 2013 wurde der Baha'i Hamed bin Haydara verhaftet. Bis heute wartet er auf eine ordentliche Gerichtsverhandlung, die auch nach jemenitischem Gesetz überfällig ist. Im August 2016 gab es eine Massenverhaftung von mehr als 60 Teilnehmern eines Bildungsprojektes. Die Hälfte von ihnen waren Baha'i. Einer der Verhafteten, Kaiwan Qaderi, war mehr als acht Monate inhaftiert. Am 5. April 2017 wurde ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes in Sanaa, wiederum ein Baha'i, allein aufgrund seines Glaubens verhaftet.

Die Baha'i im Jemen geraten immer stärker unter Druck, sich für die eine oder die andere Konfliktpartei im jemenitischen Bürgerkrieg zu entscheiden. Die Baha'i wollen jedoch kein Bündnis eingehen. Sie wünschen sich eine friedliche Lösung des Konfliktes und bemühen sich um das Wohl der Bedürftigen gleich welcher Religionszugehörigkeit.

Weltweit gibt es rund 7,7 Millionen Baha'i. In Deutschland sind es rund 5.000. Im Iran leben etwa 300.000 Baha'i. Ihre Glaubensgemeinschaft ist dort anders als die der alteingesessenen Christen, Juden oder Zoroastrier nicht anerkannt.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 12. Mai 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Mai 2017

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