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ASIEN/427: Deutsche Aufbauhilfe wird in Minderheiten-Regionen Burmas besonders benötigt


Presseerklärung vom 12. Februar 2012

Entwicklungshilfeminister Niebel reist nach Burma

Deutsche Aufbauhilfe wird in Minderheiten-Regionen besonders benötigt


Zum Auftakt des Burma-Besuches von Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) gefordert, im Rahmen deutscher Aufbauhilfe besonders die lange vernachlässigten Regionen ethnischer Minderheiten zu fördern. "Es gibt viel Armut in den ländlichen Gebieten Burmas, doch nirgendwo ist die Lage schlimmer als in den Regionen der Nationalitäten", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. Die Gebiete der Kachin, Karen, Chin, Shan, Karenni, Rohingya und anderer Völker leiden massiv unter den Folgen des Jahrzehnte andauernden Bürgerkriegs. Rund 450.000 Menschen sind in diesen meist abgelegenen Bergregionen noch immer auf der Flucht. Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel beginnt am heutigen Sonntag einen dreitägigen Besuch in Burma.

Die Kindersterblichkeit ist in den Gebieten der ethnischen Minderheiten dreimal höher als im Landesdurchschnitt. Die medizinische Versorgung der Kachin ist so katastrophal, dass nur vier Prozent der Frauen ihre Kinder in Krankenhäusern gebären. Hilfsorganisationen weisen darauf hin, dass 60 Prozent der Todesfälle von Kleinkindern in den Nationalitäten-Regionen verhindert werden könnten, wenn es eine angemessene medizinische Betreuung gäbe. Bis zu 40 Prozent der Kachin-Kinder sind unterernährt. Die Unterernährung schwächt ihr Immunsystem, so dass die Kinder noch anfälliger für schwere Erkrankungen werden.

Auch im Bildungsbereich sind die Nationalitäten gegenüber der birmanischen Mehrheitsbevölkerung deutlich benachteiligt. Während im Landesdurchschnitt rund 80 Prozent aller Kinder in dem Vielvölkerstaat regelmäßigen Schulunterricht erhalten, können in vielen Nationalitäten-Gebieten nur weniger als 50 Prozent der Heranwachsenden die Schule besuchen. Krieg, Flucht und Übergriffe, aber auch hohe Schulgelder erschweren den Kindern aus Minderheiten-Regionen den Schulbesuch.

Mehr als ein Viertel der Bevölkerung Burmas lebt unter der Armutsgrenze. Das Land zählt zur Gruppe der am wenigsten entwickelten Staaten und belegt beim Index der menschlichen Entwicklung des Entwicklungsprogrammes der Vereinten Nationen nur Platz 149 von 187 Staaten.

Die Nationalitäten stellen rund 30 Prozent der 54 Millionen Bewohner des Staates. Ihre Regionen gelten als besonders reich an Bodenschätzen, die systematisch vor allem von chinesischen Unternehmen abgebaut werden. Auch sollen die Minderheiten-Regionen Energie für ganz Burma und seine Nachbarländer produzieren. So sind zurzeit 28 Staudämme in diesen Gebieten trotz Protesten der lokalen Bevölkerung im Bau.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 12. Februar 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
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Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Februar 2012