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ASIEN/443: China - Drei tibetische Mönche wegen "Anstiftung zur Selbstverbrennung" verurteilt


Presseerklärung vom 4. Juli 2012

Erneute Selbstverbrennung in Tibet - Drei Mönche wegen "Anstiftung zur Selbstverbrennung" zu hohen Haftstrafen verurteilt



Wegen angeblicher "Anstiftung zur Selbstverbrennung" sind der tibetische Abt eines buddhistischen Klosters und zwei seiner Mitarbeiter in der chinesischen Provinz Qinghai zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. "Mit diesem Unrechtsurteil sollen die von Chinas Behörden eingesetzten Äbte tibetischer Klöster gezielt eingeschüchtert und zu mehr Kontrolle der Mönche und Nonnen angehalten werden", kritisierte der Asienreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius, am Mittwoch in Göttingen.

Der Abt des Klosters Bongtak wurde für schuldig befunden, den Freitod des Mönchs Damchoe Sangpo am 17. Februar 2012 mit verursacht zu haben, und zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Mitarbeiter sollen für zehn und elf Jahre ins Gefängnis. Mit seiner Selbstverbrennung hatte der Mönch gegen das Verbot einer religiösen Zeremonie in dem Kloster durch die chinesischen Behörden protestieren wollen.

Wie erst jetzt bekannt wurde, hat sich am vergangenen Mittwoch erneut eine Tibeterin selbst angezündet. Die rund 40 Jahre alte Dekyi Choezom wollte mit ihrer Verzweiflungstat in dem Ort Jyekundo in der Tibetischen Autonomen Präfektur Yulshul gegen Landenteignungen durch lokale Behörden protestieren. Über ihren Verbleib und Gesundheitszustand ist nichts bekannt. Vergeblich baten Angehörige, zu der schwer verletzten Frau vorgelassen zu werden. Sie war die 42. Person, die sich seit Februar 2009 selbst in Brand setzte, um gegen Chinas Tibet-Politik zu protestieren.

"Das drakonische Urteil zeigt, dass die chinesischen Behörden nicht nach den Gründen der Selbstverbrennungen fragen, sondern mit blanker Repression versuchen, diese Verzweiflungstaten zu unterbinden", sagte Delius. So wurden mehrere hundert Tibeter in den vergangenen Wochen allein aufgrund ihrer Herkunft aus der tibetischen Hauptstadt Lhasa ausgewiesen. Sie stammten aus Siedlungsgebieten in den chinesischen Provinzen Sichuan und Qinghai, in denen sich besonders viele Tibeter selbst verbrannten.

Zudem ignoriert China die Kritik der Tibeter am ungehinderten Zuzug von Han-Chinesen nach Tibet. Seit Eröffnung einer direkten Eisenbahnlinie nach Tibet im Juli 2006 wurden rund 53 Millionen Passagiere befördert. Hunderttausende Passagiere blieben in Tibet und sorgen dafür, dass die Heimat der Tibeter immer chinesischer wird. Jedes Jahr steigt das Passagieraufkommen um zehn Prozent. Zukünftig sollen sieben Großstädte im Osten Chinas eine tägliche Eisenbahnverbindung nach Lhasa erhalten, kündigte das Eisenbahn-Unternehmen nun an.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 4. Juli 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2012