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ASIEN/666: China - Jahrestag des Tiananmen-Massakers, inhaftierte Überlebende freilassen


Presseerklärung vom 3. Juni 2016

27. Jahrestag des Tiananmen-Massakers (4.6.1989):

China soll inhaftierte Überlebende des Massakers endlich freilassen Schicksal von Gao Yu nicht vergessen


Anlässlich des 27. Jahrestags des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Freilassung aller inhaftierten Überlebenden des Blutbades gefordert. "Mindestens 20 Anhänger der Demokratiebewegung, die sich vor 27 Jahren den Panzern entgegenstellten, sind inzwischen wieder in Haft ", berichtete der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen und erinnerte auch an das Schicksal der Journalistin Gao Yu. Die ehemalige Mitarbeiterin der Deutschen Welle wurde zwar nach einer schweren Erkrankung im November 2015 aus der Haft entlassen. Doch seit Monaten wird sie von den Behörden an einer Ausreise nach Deutschland gehindert. Sie war nach dem Massaker sechs Jahre inhaftiert, erst jüngst erneut in Ungnade gefallen und in einem unfairen Gerichtsverfahren zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Die GfbV verurteilte die anhaltenden Übergriffe chinesischer Sicherheitskräfte auf Angehörige der bei dem Massaker Ermordeten sowie auf Menschenrechtsverteidiger, die der Opfer des Blutbades gedenken wollen. Chinesische Menschenrechtler, die öffentlich an das Schicksal der Getöteten erinnern wollten, wurden im Vorfeld des Jahrestags von der Polizei unter Hausarrest gestellt. Am vergangenen Wochenende wurden in Peking drei von sieben Aktivisten festgenommen, die öffentlich für die Opfer des Massakers beteten. Andere Menschenrechtsverteidiger wurden in den vergangenen Tagen von den Sicherheitsbehörden zwangsweise auf "Landurlaub" geschickt, um sicherzustellen, dass sie nicht an Gedenkveranstaltungen teilnehmen können. So wurde der in Chongqing lebende Menschenrechtler Han Liang von der Polizei aus seiner Heimatstadt in einen Zwangsurlaub aufs Land geschickt.

Zu den inhaftierten Veteranen der Demokratiebewegung zählt auch der Schriftsteller Yang Tongyan. Nach dem Blutbad musste er eine zehnjährige Gefängnisstrafe verbüßen. Im Jahr 2006 wurde er erneut vor Gericht gestellt und zu einer zwölfjährigen Haftstrafe verurteilt, die erst im Jahr 2018 enden wird. Auch Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo, der Menschenrechtler Chen Wei und der Demokratie-Aktivist Xie Changfa befinden sich nach Verbüßung ihrer Tiananmen-Haftstrafen erneut aus politischen Gründen im Gefängnis.

Bei der blutigen Niederschlagung von Protesten der Demokratiebewegung waren am 4. Juni 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking mehr als 200 Menschen zu Tode gekommen. Tausende Kritiker der Regierung wurden im ganzen Land verhaftet.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 3. Juni 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
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E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juni 2016

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