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ASIEN/673: Myanmar - Erneuter Brandanschlag auf Moschee


Presseerklärung vom 2. Juli 2016

Burma (Myanmar): Erneuter Brandanschlag auf Moschee

Aung San Suu Kyis Regierung schürt mit ihrer Politik Gewalt gegen Muslime


Nach einem erneuten Brandanschlag auf eine Moschee in Burma hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) schwere Vorwürfe gegen die Regierung unter Ministerpräsidentin Aung San Suu Kyi erhoben. Der Trägerin des Friedensnobelpreises warf die Menschenrechtsorganisation vor, mit ihrer Politik der pauschalen Ausgrenzung von Muslimen Gewalt gegen Angehörige der religiösen Minderheit im Land zu schüren. "Mit der erneuten Eskalation der Gewalt gegen Muslime bekommt Aung San Suu Kyi die Quittung für ihre kurzsichtige und verantwortungslose Politik", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Samstag in Göttingen. Statt sich um Versöhnung zwischen Buddhisten und Muslimen zu kümmern, versucht sie den Streit um die Anerkennung der Staatsbürgerschaft für die muslimische Rohingya-Minderheit auszusitzen. So hält sie nicht nur an der Ausgrenzung und Entrechtung der Rohingya fest, sondern erweckt mit ihrer Politik den Eindruck, dass alle Muslime keine gleichberechtigten Staatsbürger Burmas seien. "Es ist fatal, dass sie im Juni 2016 den Gebrauch des Namens "Rohingya" verbieten ließ und anordnete, künftig alle Rohingya als "Menschen, die den Islam lieben" zu bezeichnen. So wurde aus dem begrenzten Streit um die Anerkennung von Rohingya als burmesische Staatsbürger eine pauschale Ausgrenzung aller Muslime", sagte Delius.

Am gestrigen Freitag ist in dem Dorf Lone Khin (Stadt Hpakant, Bundesstaat Kachin) im Norden Burmas eine Moschee von mehreren hundert Buddhisten angegriffen und niedergebrannt worden. Dreißig muslimische Familien flohen vor der Gewalt aus dem Dorf. Der Polizei wird vorgeworfen, nichts zum Schutz der Angehörigen der Minderheit unternommen und die Feuerwehr an den Löscharbeiten gehindert zu haben. Die extremistischen Angreifer stammten nicht aus dem Ort, sondern waren von weiter angereist. Sie kritisierten, die Moschee sei zu nahe einer buddhistischen Pagode errichtet worden.

Es ist bereits der zweite Brandanschlag auf Einrichtungen der religiösen Minderheit innerhalb weniger Tage. Am 23. Juni hatten buddhistische Nationalisten in dem Dorf Thuye Thamain (Bundesstaat Bago) eine Moschee und das Haus einer muslimischen Familie zerstört. Daraufhin waren 200 der 250 im Dorf lebenden Muslime geflohen. Keiner der Angreifer wurde von der Polizei verhaftet.

Opfer beider Zwischenfälle sind nicht Rohingya, sondern ganz allgemein Muslime. "Nun rächt sich, dass Aung San Suu Kyi mit ihrer Politik die Grenzen zwischen ethnischen Konflikten um den Status der Rohingya und der religiösen Frage der Glaubensfreiheit für Muslime hat verschwimmen lassen", sagte Delius. "Auch rächt sich, dass ihre NLD-Partei es nicht für nötig hielt, Muslime als Kandidaten bei der Parlamentswahl aufzustellen." So haben viele Muslime zwar anders als Rohingya einen burmesischen Pass, aber keine Vertretung im Parlament des Landes.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 2. Juli 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juli 2016

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