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ASIEN/695: Pakistan - inhaftierte Christin verbringt siebtes Weihnachtsfest in Todeszelle


Presseerklärung vom 23. Dezember 2016

Christin verbringt siebtes Weihnachtsfest in Pakistan in der Todeszelle

- Tragisches Schicksal von Asia Bibi darf nicht vergessen werden
- Opfer von Blasphemie-Vorwürfen brauchen Hilfe


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat an das tragische Schicksal der in Pakistan zum Tode verurteilten Katholikin Asia Bibi erinnert, die nun schon ihr siebtes Weihnachtsfest in der Todeszelle im Gefängnis verbringt. Dringend hat die Menschenrechtsorganisation zum Weihnachtsfest mehr internationale Initiativen zur Freilassung der wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilten Mutter von fünf Kindern gefordert. "Asia Bibi darf nicht vergessen werden, wenn an den kommenden Tagen Christen in aller Welt Weihnachten feiern. Denn ihr Leiden steht stellvertretend für hunderte unschuldige Opfer falscher Blasphemie-Vorwürfe in Pakistan, Indonesien und Ägypten", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. "Wenn es keine Gerechtigkeit für Asia Bibi gibt, wird die religiöse Intoleranz in Pakistan siegen und die christliche Minderheit das Land verlassen, um im Ausland Schutz zu suchen."

Die heute 50jährige Landarbeiterin war am 8. November 2010 zur Hinrichtung durch Erhängen verurteilt worden. Sie wurde von zwei anderen Landarbeiterinnen beschuldigt, im Juni 2009 bei der Feldarbeit das Ansehen Mohammeds verunglimpft zu haben. Die Katholikin bestreitet die Vorwürfe. Eine für Oktober 2016 angesetzte erneute Anhörung der Verurteilten vor dem Obersten Gerichtshof wurde wegen möglicher Befangenheit eines Richters auf unbestimmte Zeit vertagt.

"Asia Bibis Verfahren wirft ein schlechtes Licht auf die Unabhängigkeit und Rechtsstaatlichkeit von Pakistans Justiz", erklärte Delius. "Für die vom Tode bedrohte Christin bedeutet dies eine Zitterpartie um ihr Leben, denn islamistische Extremisten bedrohen gezielt Richter und Justiz, um den überfälligen Freispruch der Angeklagten zu verhindern." Das Oberste Gericht des Landes hatte seinen Schuldspruch sieben Mal verzögert, bis es im Jahr 2014 schließlich das Todesurteil des lokalen Gerichts bestätigte. Im Juli 2015 setzte das Oberste Gericht Pakistans die Vollstreckung der Todesstrafe gegen Asia Bibi aus und ermöglichte so eine erneute Anhörung vor Gericht.

Weltweit engagierten sich im Herbst 2016 rund 540.000 Menschen für die Freilassung der Inhaftierten und unterzeichneten eine entsprechende Petition, die an die Regierung Pakistans gerichtet ist. Christen stellen rund 1,8 Prozent der 182 Millionen Einwohner des südasiatischen Landes.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 23. Dezember 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2016

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