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ASIEN/760: Terroranschlag in Kabul - Immer mehr Gewalt gegen schiitische Hazara


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 21. März 2018

Hazara sind neben Sicherheitskräften Hauptopfer der Gewalt sunnitischer Extremisten

Lagebericht der Bundesregierung muss besondere Bedrohung der Hazara berücksichtigen


Göttingen, den 21. März 2018 - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat nach dem heutigen Terroranschlag gegen Schiiten in Kabul auf die besondere Gefährdung der schiitischen Hazara in Afghanistan hingewiesen. "Sunnitische Terroristen des Islamistischen Staates (IS) machen den Hazara das Leben zur Hölle. Kaum eine Woche vergeht ohne Terroranschläge auf die schiitische Minderheit. So sind die Hazara in den letzten Monaten neben Soldaten und Polizisten zu den Hauptopfern islamistischer Gewalt in Afghanistan geworden", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. Allein im März 2018 wurden drei Terroranschläge auf Hazara in Kabul verübt. Im Jahr 2017 waren mindestens 315 Hazara der Gewalt sunnitischer Extremisten in Afghanistan zum Opfer gefallen. Bei einem Anschlag auf Wartende vor einem schiitischen Schrein waren am heutigen Persischen Neujahrsfest in einem Wohnviertel der Hazara in Kabul mindestens 29 Menschen getötet und 52 Personen verletzt worden.

"Dieser besonderen Bedrohung der schiitischen Minderheit muss Rechnung getragen werden in dem von uns mit Spannung erwarteten neuen Lagebericht der Bundesregierung zur Situation in Afghanistan", forderte Delius. Noch immer steht die Veröffentlichung des neuen Lageberichts der Bundesregierung aus, die für Oktober 2017 geplant war.

Erst am letzten Sonntag waren bei einem Selbstmordanschlag auf die private Kawsar Schule in einem Wohnviertel der Hazara in Kabul elf Schüler verletzt worden. Der Attentäter hatte versucht, sich in einem Klassenraum in die Luft zu sprengen, in dem sich zur Tatzeit 600 Schüler aufhielten. Bevor er seinen Sprenggürtel zünden konnte, wurde der Attentäter jedoch bei der Explosion einer Handgranate getötet. An der Schule werden 15.000 Jungen und Mädchen unterrichtet.

Weitere zehn Hazara waren am 9. März 2018 zu Tode gekommen, als sich ein Selbstmordattentäter in einer Warteschlange vor der Sicherheitskontrolle einer Veranstaltung der Minderheit in Kabul in die Luft sprengte. Bei dem Anschlag wurden weitere 22 Personen zum Teil schwer verletzt. Bei der Veranstaltung wollten Hazara der Ermordung ihres traditionellen Führers Abdul Ali Mazari durch die Taliban im Jahr 1995 gedenken.

Der IS hat die Verantwortung für den heutigen Anschlag und die vorangegangenen Terrorangriffe gegen Schiiten übernommen. Die sunnitischen Extremisten werfen den Schiiten vor, vom rechten Glauben abgefallen zu sein. Mit dem Terror will der IS Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten schüren.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 21. März 2018
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. März 2018

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