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ASIEN/765: Burma wegen Leugnung von Massenvergewaltigungen ächten - Opfern sexualisierter Gewalt helfen


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 18. Mai 2018

Starke Zunahme an Geburten unter geflüchteten Rohingya - Menschenrechtler fordern Ächtung Burmas für Leugnung von Massenvergewaltigungen - Opfer sexualisierter Gewalt brauchen mehr Hilfe


Göttingen, den 18. Mai 2018 - Mehr medizinische, psychologische und soziale Hilfe für Opfer sexualisierter Gewalt in Burma hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) gefordert. "Rohingya brauchen nicht nur Nahrungsmittel und andere humanitäre Güter, sondern gezielte Hilfe für Opfer von Vergewaltigungen. Die massive Zunahme von Geburten unter geflohenen Rohingya-Frauen ist nun der endgültige Beweis dafür, dass Tausende von ihnen unmittelbar vor ihrer Flucht von Soldaten vergewaltigt wurden. Viele von ihnen hatten bei Befragungen bereits ausgesagt, dass ihnen Gewalt angetan wurde", sagte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in Göttingen und forderte: "Diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit dürfen nicht straflos bleiben. Burmas Regierung muss geächtet werden, solange sie weiter sexualisierte Gewalt gegen Rohingya leugnet und jede unabhängige internationale Untersuchung der Gräueltaten verhindert."

Internationale Helfer hatten in den vergangenen Tagen über eine dramatische Zunahme von Geburten unter alleinstehenden Frauen in Flüchtlingslagern in Bangladesch berichtet. Die meisten dieser Mütter sind vor sieben bis neun Monaten aus ihrer Heimat Burma geflohen. Die Vereinten Nationen, Menschenrechtsorganisationen, Wissenschaftler und Journalisten haben in den vergangenen Monaten Hunderte geflohene Frauen befragt und in zahlreichen Reporten ihre glaubwürdigen Aussagen über Massenvergewaltigungen durch burmesische Soldaten dokumentiert. Seit Beginn des Massenexodus der muslimischen Minderheit Ende August 2017 hat Burmas Regierung unter Aung San Suu Kyi hingegen Massenvergewaltigungen vehement geleugnet.

"Burma ignoriert offensichtlich den internationalen Konsens, Vergewaltigungen als Kriegswaffe zu ächten", kritisierte Delius. "Es ist eine Verhöhnung des Friedensnobelpreises, wenn die Preisträgerin Aung San Suu Kyi als einflussreiche Staatsrätin Burmas systematisch Verbrechen gegen die Menschlichkeit burmesischer Soldaten deckt. Der gezielte Einsatz sexualisierter Gewalt zur Vertreibung hunderttausender Rohingya aus ihrer Heimat muss als eines der größten Verbrechen des 21. Jahrhunderts bezeichnet werden."

Vergewaltigung als Kriegswaffe sind in Burma nicht neu. Die GfbV erinnerte daran, dass Burmas Armee in den vergangenen 30 Jahren in ihren Auseinandersetzungen mit Karen, Shan, Kachin und anderen Nationalitäten systematisch Frauen vergewaltigen ließ. "Nie wurden diese Verbrechen juristisch geahndet", kritisierte Delius. "Dies rächt sich nun, weil Burmas Soldaten diese Gewalttaten offensichtlich noch immer als legitim ansehen."

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Quelle:
Pressemitteilung vom 18. Mai 2018
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Mai 2018

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