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ASIEN/792: Terroranschlag auf den Philippinen


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 27. Januar 2019

Bomben gegen den Frieden

Islamistische Extremisten schüren Gewalt gegen Christen


Göttingen, den 27. Januar 2018 - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den Terroranschlag islamistischer Extremisten auf die katholische Kathedrale auf der Insel Jolo im Süden der Philippinen verurteilt. "Dies ist ein Anschlag auf den Frieden zwischen Christen und Muslimen auf der Insel Mindanao. Um jeden Preis wollen islamistische Extremisten ihre Rückzugs- und Ausbildungsbasen im Süden der Philippinen verteidigen und scheuen dabei auch nicht vor Gewalt gegen Gläubige zurück. Mit dem Terrorangriff wollen sie ihre Ablehnung einer erweiterten Autonomie für eine muslimische Region im Süden Mindanaos unterstreichen, die in dieser Woche von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung in einer Volksabstimmung angenommen wurde", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen.

Bei einem Doppelanschlag auf die Kathedrale von Jolo während eines Gottesdienstes sind am heutigen Sonntagmorgen mindestens 27 Menschen getötet und 77 Personen verletzt worden. So war zunächst ein Sprengsatz in der Kirche detoniert. Als die Gläubigen aus dem Gotteshaus flohen, wurde ein weiterer Sprengsatz auf einem davor gelegenen Parkplatz gezündet. "Der Doppelanschlag folgte einem zynischen Plan, der anstrebte, möglichst viele Menschen in den Tod zu reißen", erklärte Delius. Unter den Toten sind 20 Zivilisten und sieben Sicherheitskräfte.

Alle christlichen Einrichtungen auf Jolo stehen unter einem besonderen Schutz der Sicherheitskräfte, die alle Besucher von Kirchen vor Betreten des Gotteshauses einer Sicherheitsuntersuchung unterziehen. Die Kathedrale gilt als besonders gefährdet. Im September 2018 hatten die Sicherheitsbehörden einen geplanten Terroranschlag auf das Gebäude verhindern können, weil sie Informationen aus Kreisen der islamistischen Terrorgruppe Abu Sayyaf über einen bevorstehenden Anschlag erhielten. Daraufhin wurde das Gelände um das Gotteshaus für mehrere Wochen großräumig abgesperrt.

Abu Sayyaf hat bereits mehrfach Terroranschläge auf Kirchen in Jolo verübt. So wurde im August 2012 ein Sprengsatz in einer Kirche gezündet. Im Dezember 2010 starben sechs Gläubige bei einem Anschlag auf eine Kirche in einer Basis der Sicherheitskräfte. Im Juli 2009 waren zwei Menschen getötet worden, als vor der Kathedrale eine Bombe explodierte. Ein weiterer Sprengsatz konnte rechtzeitig entschärft werden.

Die Insel Jolo zählt zu dem Bezirk Sulu, in dem die Bevölkerung mehrheitlich sich bei der Volksabstimmung am 21. Januar 2019 gegen die Aufgabe des bewaffneten Kampfes für einen unabhängigen muslimischen Staat im Süden der Insel Mindanao ausgesprochen hat. Sie hat die erweiterte Autonomie der muslimischen Region Bangsamoro abgelehnt, die von einer breiten Mehrheit der Muslime und vielen Christen befürwortet wird. Insgesamt hatten auf Mindanao bei dem Referendum rund 1,7 Millionen Menschen für die erweiterte Autonomie gestimmt, während 250.000 Personen sie ablehnten. Das Autonomie-Projekt gilt damit als gebilligt, sehr zum Unwillen islamistischer Extremisten, die bei einer Befriedung der Region um Ihre Rückzugsgebiete fürchten müssen.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 27. Januar 2019
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Januar 2019

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