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EUROPA/388: Erschütterung über deutsche Bürgschaft für Tigris-Staudamm


Presseerklärung vom 27. März 2007

"Enttäuschung und Erschütterung" über deutsche Bürgschaft für Tigris-Staudamm - Bundesregierung wird mitschuldig an Zerstörung des Welterbes Hasankeyf!


Mit großer Enttäuschung und Unverständnis hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf die Entscheidung der Bundesregierung greagiert, staatliche Exportgarantien für den deutschen Anteil am geplanten Ilisu Staudamm im Südosten der Türkei zu gewähren. "Dadurch trägt die Bundesregierung Mitschuld an der unwiederbringlichen Vernichtung der Jahrtausende alten Kulturgüter von Hasankeyf und einer einzigartigen Landschaft", sagte der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch. "Es ist erschütternd, dass dieselben deutschen Politiker, die den Wiederaufbau der Frauenkirche unterstützt und gepriesen haben, jetzt dieses zerstörerische Projekt in dem überwiegend von Kurden besiedelten Gebiet gut heißen, mit dem ein weitläufiges Denkmal aus Höhlen, Gassen, Läden, Medresen und Kirchen für immer verloren geht."

"Die Kurden und christlichen Assyro-Aramäer betrachten Hasankeyf als unverzichtbaren Teil ihrer Identität, an der sie hängen und die sie pflegen", meint der Nahostreferent der GfbV Deutschland, Kamal Sido. Für die geplante Aufstauung des Tigris sollen etwa 55.000 Menschen ihren Besitz, ihre Felder und Weideflächen aufgeben und zwangsumgesiedelt werden. Die GfbV befürchtet, dass die Betroffenen keine nennenswerten Entschädigungen erhalten und in die Elendsviertel der größeren Städte wie Diyarbakir, Batman und Mardin ziehen werden. In den Fluten des 300 Quadratkilometer großen Stausees sollen außer der Stadt Hasankeyf auch mindestens 73 Dörfer verschwinden. "Dass wichtigste Kulturgüter in einen so genannten Kulturpark umgesetzt werden sollen, ist geradezu lächerlich", sagte Zülch. "Wie soll man eine 6.000 Jahre alte Höhle umsetzen und Gebäude, die nicht aus Stein gemauert sind?"


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 27. März 2007
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. März 2007