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EUROPA/428: Menschenrechtler enttäuscht - IOC-Erklärung zu Tibet zu unverbindlich


Presseerklärung vom 24. März 2008

Streit um Olympische Spiele 2008 in Peking

Menschenrechtler enttäuscht: IOC-Erklärung zu Tibet zu unverbindlich


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Reaktion des Internationalen Olympischen Komitees und des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) auf die blutige Niederschlagung der Proteste in Tibet als "enttäuschend" bezeichnet. "Beide hätten zumindest die Entsendung einer unabhängigen internationalen Untersuchungskommission zur Klärung der Todesumstände von bis zu 130 Demonstranten in Tibet fordern müssen", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Ostermontag. Täglich steige die Zahl der Todesopfer in Tibet. Unter ihnen seien nach jüngsten Berichten auch Kinder und Jugendliche.

"Mit ihren unverbindlichen Betroffenheitsadressen haben das IOC und der DOSB erneut gezeigt, dass sie mit ihrer Entscheidung, die Olympischen Spiele in Peking auszurichten, vollkommen überfordert sind", kritisierte Delius. "Wer Olympische Spiele in einen diktatorisch regierten Staat vergibt, sollte zumindest darauf vorbereitet sein, entschieden und schnell gegen Menschenrechtsverletzungen in diesem Land zu protestieren." Es sei beschämend, dass das IOC ganze dreizehn Tage benötigt habe, um am Ostersonntag dann öffentlich seine Besorgnis über die blutige Verfolgung zu äußern. Eine Absage oder Verlegung der Olympiade hatte das IOC jedoch abgelehnt.

Es gehe nicht darum die Olympiade zu politisieren, aber das IOC dürfe jetzt auch nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen. So hätten IOC und DOSB zumindest darauf drängen müssen, den demonstrativen Olympischen Fackellauf durch Tibet im kommenden Juli abzusagen. Denn dies werde nur neue Spannungen schüren.

Die GfbV forderte erneut einen Boykott der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking durch Vertreter europäischer Regierungen. Nach dem Massaker an Anhängern der chinesischen Demokratiebewegung im Juni 1989 habe die Europäische Union umfassende Sanktionen beschlossen. "Deshalb darf sie es jetzt, nach dem Tod von bis zu 130 Demonstranten in Tibet, nicht bei pflaumenweichen Betroffenheitsadressen bewenden lassen", forderte Delius. In der kommenden Woche wollen die EU-Außenminister über ihr Verhalten bei der Eröffnung der Olympischen Spiele beraten.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 24. März 2008
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-0, Fax: 0551/58028
E-Mail: info@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. März 2008