Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER

EUROPA/455: Kotau der türkischen Regierung vor China


Presseerklärung vom 2. September 2008

Kotau der türkischen Regierung vor China

Türkei verbietet uigurischem Menschenrechtler die Einreise


Als "skandalös und beschämend" bezeichnete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag die Verweigerung der Einreise in die Türkei für einen führenden uigurischen Menschenrechtler aus China. Türkische Behörden hatten den Generalsekretär des in München ansässigen Weltkongresses der Uiguren, Herrn Dolkun Isa, am 22. August 2008 am Flughafen Antalya an der Einreise gehindert, wie jetzt bekannt wurde. In einem Schreiben an den türkischen Botschafter in Deutschland, Herrn Ahmet Acet, protestierte die GfbV am Dienstag gegen diesen offensichtlichen "Kotau vor Chinas Führung", die weltweit versuche, uigurische Menschenrechtler zu isolieren und zu riminalisieren. "Angesichts der katastrophalen Menschenrechtslage der Uiguren in China ist das Verhalten der türkischen Behörden unverständlich und befremdend", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius in dem Protestschreiben an den Botschafter.

Herr Dolkun Isa wurde 25 Stunden lang am Flughafen Antalya festgehalten, bevor er mit einem Flugzeug nach Deutschland zurückgeschickt wurde. Als Generalsekretär des Weltkongresses der Uiguren, eines Dachverbandes der uigurischen Verbände in der Welt, gilt Herr Isa als einer der wichtigsten Vertreter der im Exil lebenden Uiguren.

Die Entscheidung der türkischen Behörden schade dem Ansehen der Türkei nicht nur in Europa, sondern auch in der muslimischen Welt, erklärte Delius. Seit Jahren beobachte die GfbV die Verfolgung der Uiguren in der Volksrepublik China mit großer Sorge. Keine andere ethnische Gruppe werde in China so massiv verfolgt und leide so sehr unter willkürlichen Verhaftungen und Todesurteilen wie die rund neun Millionen im Nordwesten des Landes lebenden Uiguren. Auch die Ausübung der muslimischen Religion werde spürbar eingeschränkt, Koran-Schulen geschlossen und jungen Leuten sowie Parteimitarbeitern der Besuch der Moscheen untersagt. Erst vor wenigen Tagen hatte die GfbV öffentlich gemacht, dass 150 uigurische Kinder im Gefängnis in Urumtschi festgehalten werden, weil ihre Eltern sie in andere Provinzen zur religiösen Ausbildung gesandt hatten. In Xinjiang dürfen die Kinder keine Religions-Schule besuchen.


*


Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 2. September 2008
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-0, Fax: 0551/58028
E-Mail: info@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2008