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EUROPA/543: Deutschland - Uwe Schünemann macht weiter - Neue Zwangsabschiebung in das Kosovo



Presseerklärung vom 3. Februar 2012

Deutschlands radikalster Innenminister Uwe Schünemann macht weiter:

Neue Zwangsabschiebung in das Kosovo ist Rückfall in die schlimmste Zeit der NS-Zigeuner-Verfolgung!

"Jedes Mal ein kleiner Tod, dem fast nie ein glücklicher Anfang folgt."
(Bärbel Bohley, DDR-Bürgerrechtlerin über Vertreibung)


Uwe Schünemann wird am 07.02.2012 erneut drei Romafamilien mit kleinen Kindern über den Düsseldorfer Flughafen in das Kosovo abschieben. Wer jetzt in das Kosovo deportiert, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, Menschen in Not sehenden Auges in den Tod zu schicken.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat immer wieder die Gnadenlosigkeit des niedersächsischen Innenministers dargestellt und kritisiert. Während die Medien aus den Ländern Osteuropas von unerträglichen Minusgraden und erfrorenen Menschen berichten, scheint Innenminister Schünemann einmal mehr die Augen vor dem Leiden der Roma im Kosovo zu verschließen. Wie der Repräsentant der GfbV im Kosovo, Dzafer Buzoli, heute berichtet, macht die eisige Kälte (bis zu -28°C) das Leben dieser Minderheit, die in vielfach provisorischen Unterkünften aus Plastik und Brettern leben müssen, vollends unerträglich. Die Stromleistung, wenn überhaupt in Romahütten vorhanden, wurde in diesen Tagen um 50% reduziert. Die meisten Romafamilien haben heute keine Isolierung in den Häusern, das fließende Wasser ist eingefroren, Trinkwasser gibt es nur im Supermarkt zu kaufen, wofür die verarmten Familien kein Geld haben.

Wir schämen uns, dass Schünemann immer wieder Flüchtlingsfamilien, Väter von Müttern, Eltern von Kindern oder Geschwister voneinander getrennt hat, dass der "Minister Gnadenlos", wie er inzwischen von vielen genannt wird, nicht davor zurückscheut, selbst Schwerstkranke, Schwangere, Alte oder traumatisierte Kriegsopfer ins Nichts zu deportieren.

Diese Flüchtlingskinder, fast immer hier geboren und hier aufgewachsen, sprechen inzwischen Deutsch als Muttersprache, oft mit regionalem Akzent.

Unsere Gesellschaft hat sie längst ethnisch und kulturell zu Deutschen gemacht. Auch diese Kinder und Familien aus dem Kosovo sind zu uns geflohen, nachdem ein Teil der von der NATO befreiten Kosovo-Albaner über die Schwächsten, die Roma im Kosovo, herfiel und unter den Augen auch deutscher Truppen 70 von 75 der Romadörfer und Stadtviertel zerstörten und dabei mordeten, plünderten, vergewaltigten und vertrieben. Ein Teil der Roma floh nach Deutschland.

Für ihre Integration haben sich Lehrer, Sozialarbeiter, Geistliche, christliche Gemeinden, Flüchtlingsräte, Menschenrechtler und viele andere Bürger engagiert. Sie haben für ihre Eingliederung materiell und ideell unendlich viel geleistet. Unnachsichtig verschleudern viele deutsche Minister und Abgeordnete dieses "Kapital", beklagen aber gleichzeitig das kinderlose Land.

Es reicht nicht aus, wenn man täglich vergangene Verbrechen beklagt, darunter auch den Völkermord an deutschen und europäischen Sinti und Roma, und dann die Opfer der Romapogrome im Kosovo aus unserem Lande jagt.

Deutschland hat erfreulicherweise fast 3 Millionen Russlanddeutsche und 200.000 Juden aus den GUS-Staaten, Überlebende des Holocaust, aufgenommen.

Die GfbV fordert die Ministerpräsidenten, die Innenminister von Bund und Ländern, und alle politischen Parteien auf, sich, eingedenk des Völkermordes an 500.000 Sinti und Roma endlich für eine Kontingentlösung für die noch 8.100 in Deutschland verbliebenen Roma aus dem Kosovo einzusetzen und ihnen ein Bleiberecht zu gewähren.

Bitte veranlassen sie, dass diese Opfer von Krieg und Vertreibung nicht ein zweites Mal vertrieben werden.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 3. Februar 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Februar 2012