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EUROPA/562: Frauentag - Mahnmal für die zwei Millionen 1945 vergewaltigten deutschen Frauen gefordert


Presseerklärung vom 7. März 2013

Internationaler Frauentag (8.3.):

Mahnmal für die zwei Millionen 1945 vergewaltigten deutschen Frauen gefordert



Ein würdiges Mahnmal für die zwei Millionen nach Kriegsende 1945 vergewaltigten deutschen Frauen hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) anlässlich des internationalen Frauentages (8.3.) gefordert. "Es ist höchste Zeit, für die Opfer dieses furchtbaren Verbrechens der Roten Armee eine Gedenkstätte zu errichten, an der aber auch an die Opfer von Massenvergewaltigungen anderer Kriege oder Bürgerkriege wie in Bosnien oder Darfur erinnert wird", erklärte die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag in Göttingen. "Bis heute fühlen sich Überlebende dieser abscheulichen Verbrechen allein gelassen."

Zwar haben Frauenrechtlerinnen und viele Humanisten die Massenvergewaltigungen in Deutschland 1945 immer wieder verurteilt. Doch in der breiten Öffentlichkeit wurde das traurige Schicksal dieser Frauen und Mädchen, von denen 200.000 während oder nach der Vergewaltigung starben, systematisch verdrängt. Die Massenvergewaltigungen in anderen Kriegen werden seit vielen Jahren ebenfalls übersehen, verdrängt oder geleugnet.

"Das Mahnmal in Berlin sollte das Vermächtnis der "Opfer von gestern" veranschaulichen, deren Schicksal den Einsatz für die Opfer von heute verlangt", erklärte die GfbV. Erst die Vergewaltigung einer jungen Frau in Indien vor wenigen Wochen habe die deutsche und internationale Öffentlichkeit aufgeschreckt. Sie sollte ihren Blick jetzt auch auf das Leiden der Frauen in anderen Ländern richten, mahnte die Menschenrechtsorganisation. So werden heute Frauen und Mädchen der Kachin, Karen und Shan in Burma, der Flüchtlinge aus Darfur in riesigen Lagern oder Frauen auf allen Seiten des kongolesischen Bürgerkrieges Opfer dieses abscheulichen Verbrechens.

Der deutsch-jüdische Philosoph Ernst Tugendhat hat die Massenvergewaltigungen 1945 als "schreckliche Gräuel" bezeichnet, die durch nichts zu rechtfertigen sind. Die GfbV fordert, dass deutsche Innen- und Außenpolitik in Zukunft alles unternehmen muss, um Frauen vor Vergewaltigung zu schützen. Dazu gehöre auch der Kampf gegen die Zwangsprostitution in Deutschland. Denn es sei unerträglich, dass hier jeden Tag Frauen und Mädchen Opfer von Missbrauch und Vergewaltigung werden.

Die GfbV, die ihre Arbeit nicht zuletzt dem Kampf gegen Völkermord widmet, hat immer wieder auf Massenvergewaltigungen aufmerksam gemacht und Initiativen der Bundesregierung gegen dieses Verbrechen gefordert: in Bosnien-Herzegowina und im Südsudan, in Kurdistan und Westpapua, in Biafra und Osttimor, in Ruanda und Tschetschenien.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 7. März 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2013